

Es ist eine weitere Einsamkeitsgeschichte an der Grenze zum Gefühlsautismus, die Judith Hermann da erzählt, die Geschichte einer merkwürdigen Nicht-Liebe-Liebe von zwei Menschen, die verbunden und gefangen sind in der Judith-Hermann-typischen Distanz zu sich selbst, aber auch der Welt gegenüber. . . .
So fügen sich ihre Bücher, gipfelnd in dem neuen, zu einem Generationenporträt von Menschen, deren eigene Verzagtheit sie heute einholt, heimgesucht von Gespenstern, die sie selbst sind. Es ist der Blick in den Spiegel, den dieses Buch beschreibt, ein Erschrecken vor der eigenen kleinen Welt.
Das schreibt Georg Diez im Spiegel (33/2014, S. 94) über Hermanns faszinierende Roman-Premiere, die den Leser wie einen Voyeur aussehen lässt. Mich erinnert die in karger Sprache geschriebene, auf jegliche Emotionalität verzichtende Geschichte von Stella und Jason eindrucksvoll an das wirkliche Leben (ohne Facebook und Internet), an Menschen, Orte, Situationen.
Die 1970 geborene Berliner Schriftstellerin hat die letzten Seiten von Aller Liebe Anfang übrigens in Heinrich Bölls Cottage auf Achill Island in Irland geschrieben, an diesem ortlosen Ort, wie sie in einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte. Nachdenkenswertes äußerte Judith Hermann in jenem Gespräch auch über die zwischenmenschliche Kommunikation:
Ich finde wohl, auch im alltäglichen Leben, den Subtext schöner als das Ausgesprochene. Es gibt so viele ewig lange Gespräche, in denen man am Ende so wenig gesagt hat. Und dann gibt es aber manchmal eine ganze kleine Geste, beim Abschied etwa, und da erzählt sich plötzlich etwas, etwas Kleines aber Bedeutendes. . . . Ich glaube selten an das Gelingen eines Gespräches, an das eindeutige und unbedingte Verstehen.
Judith Hermanns Roman ist lesenswert und erhellend, wenn auch nicht erbaulich. Lektüre für den soft day. Ich las den Roman übrigens auf einem Kobo. Das ist ein kleines handliches E-Book, auf dem die neuen Bücher wie von Zauberhand in Sekundenschnelle erscheinen. Über das Internet. Es gibt kein Entrinnen. (Das Buch gibt es hier). und Irischer Sonntag gibt es deshalb ausnahmsweise erst einmal am Montag.

Es gibt mitteilenswerte Nachrichten aus der irischen Wahl-Heimat: Am 21. Oktober um 11 Uhr findet in Bantry House, der einstigen Herrschafts-Zentrale unserer Region, in Bantry, County Cork, der ultimative Ausverkauf statt: Das schottische Auktionshaus Lyon & Turnbull wird für die klammen Nachfahren der Lords und Earls of Bantry den wertigeren Teil der Inneneinrichtung versteigern. Das bekannte „Big House“, dessen Eigentümer im 19. Jahrhundert im westlichen West Cork an Reichtum und Macht nicht zu überbieten waren, wird nun im innersten Kern vom anhaltenden Niedergang erfasst. Die Shellswell-Whites erhoffen sich einen Erlös von einer Million Euro aus der Auktion, um die Zukunft von Bantry House sichern zu können. Über das feile Tafelsilber von Bantry House berichtete die Irish Times diese Details:
The auctioneers said they hoped to raise about €1 million from the sale which includes paintings, furniture, books and exquisite French tapestries – reputedly made by order of Louis XV for Marie Antoinette – collected by the second Earl of Bantry. The auction will also include a pair of portraits of King George III and Queen Charlotte, presented by the king to the first Earl of Bantry on his elevation to the peerage in 1816.
Wie gewonnen so zerronnen. Nur dauert es manchmal etwas länger. Manche Einheimische kommentieren den einstweiligen Höhepunkt des Verfalls von Bantry House süffisant. Alles hat ein Ende. Auch die anglo-irische Herrlichkeit in Irland. Gibt es ein Entrinnen?

Nun bekommt die einst feurige Schönheit aus Dublin, die Jahrzehnte lang in unserem Dörfchen Glengarriff wohnte und erst kürzlich zur Abwendung von allzu viel Altersunglück nach Idaho, USA, entfloh, noch einmal eine ganz große Bühne: Im November wird Maureen O’Hara der Ehren-Oscar für ihre Lebensleistung verliehen. Chapeau, Maureen, und Glückwunsch aus der alten Wahl-Heimat. Ist das Leben am Ende doch gerecht?
Eine gelingende Woche wünscht der Wanderer .
Irlandnews hatte im Jahr 2011 mit Maureen O’Hara gesprochen. Hier einige Auszüge.

Gib Platte, ich ditschidalisier sie Dir! Gruß: W.
Danke, Wolf. Passiert grad schon. Aber gut zu wissen. There is always a next time. M.