Irland Land der Schafe. Etwa 8 Millionen Schafe grasen, wenn alle Lämmer geboren sind, auf der Grünen Insel –  deutlich mehr, als Menschen hier leben. Das alte Klischee “Irland gleich Schafland” stimmt; zumindest, wenn man akzeptiert, dass in Großbritannien, in Spanien, in der Türkei oder in Rumänien mehr Schafe leben (und jährlich von Schlachterhand sterben).

Und wenn man weiß, dass die Zahlen sinken: Die große Zeit der Schafhaltung in Irland waren die 80er und frühen 90er Jahre – mit gewaltigen Schäden für die Umwelt durch Überweidung. Seitdem geht die Zahl der Mutterschafe und der überwiegend nebenberuflich tätigen Schaf-Farmer beständig zurück. Immer größere Teile des grünen Schaflandes Irland wachsen mittlerweile mit Ginster, Farn und Gagelstrauch zu.

Und dennoch: Irland ist ein Land der Schafe. Allerdings erwecken die Souvenirshops mit ihren Bergen von Schaffellen einen falschen Eindruck: Nur das Fleisch der Tiere ist heute wirtschaftlich noch interessant. Vor allem das irische Lammfleisch wird zu 70 Prozent in andere Länder ausgeführt. Die Schafwolle erzielt im Zeitalter der Kunstfaser allzu mickrige Erlöse, schon die Kosten für das Scheren der Tiere sind höher. Der Schaf-Friseur kann deshalb oft nur noch mittels Subventionen bezahlt werden, und viele Schafe werden ihren Pelz nicht mehr regelmäßig los.

Weil die Lämmer in Irland durch extensive Beweidung von Grasland kostengünstig aufgezogen werden können und das Zufüttern von teurem Spezialfutter weitgehend vermieden werden kann, hat die Schafzucht auf der Insel trotz aller Probleme ganz gute Zukunftsperspektiven. Wünschenswert wäre, die grasenden Vierbeiner noch gezielter als Landschaftsgärtner zu nutzen, Subentionen an das Offenhalten der Landschaft zu koppeln und großflächig ein gesundes Gleichgewicht zwischen Überweidung (mit dem Effekt der Verkarstung) und Aufgabe von Farmland zu finden.

Unser Foto entstand am Connor Pass, Dingle, County Kerry.