Was haben die Deutschen vor 15 und 20 Jahren gestaunt, als die Aldis, Lidls und Tchibos sich mit Preisen knapp über den Einstandskosten Stück um Stück des Einzelhandelskuchens einverleibten. Der ruinöse Martkanteils-Kampf der Discounter ist mittlerweile Geschichte, die Leute haben sich an die Leimspur-Strategie der Billigheimer längst gewöhnt.


In Irland darf derweil noch gestaunt werden. In dem kleinen Inselmarkt, der die örtlichen Einzelhandelsmonopole bis vor kurzem bedingungslos vor Konkurrenz schützte, spielen gerade die deutschen “Eindringlinge” Lidl und Aldi eine wichtige Rolle. Mit einem generell um zehn bis 20 Prozent niedrigeren Preisniveau als die Platzhirsche aus Irland und Großbritannien haben sie sich im Lauf der vergangenen zehn Jahre gegen manche ideologischen und geschmacklichen Vorbehalte durchgesetzt und Marktanteile gewonnen – und sie lassen die Irinnen und Iren gerade in Zeiten, wo der Geldbeutel leerer ist als früher, richtig staunen. Vor einiger Zeit war es der Herren-Businessanzug von Lidl für 29,90 Euro, der für das Tagesgespräch sorgte und es bis in die Spalten der “Qualitätszeitungen” schaffte. 


Jetzt schlägt Lidl (Der Ire sagt “Laidl” oder “Liddl”) erneut gnadenlos die Publicity-Pauke: Der Discounter verkauft erstmals “Hotel Breaks”. Hotelübernachtungen in zahlreichen Drei- bis Fünfsterne-Hotels der Insel gehen in einer befristeten Aktion bis zum 30. April für 49 Euro über den Counter – inklusive Mahlzeiten. Da staunt die Insel, und das Image der Blau-Gelben als Rezessions-Marke und “billigster Supermarkt Irlands” wird weiter gestärkt. 


Viele Iren lieben es, sich einfach mal für zwei, drei Tage aus dem Alltag auszuklinken und in einem Hotel irgendwo anders auszuspannen. Eine Nacht im Doppelzimmer im Carlton Hotel in Kinsale (Fotos) oder Kildare kostet 49 Euro – Frühstück und ein Zwei-Gänge-Menü inklusive. Die in der Vorsaison ohnedies schlecht belegten Hotel minimieren so zumindest ihre Tages-Verluste – und wenn die Gäste dann noch eine dritte Mahlzeit, einen Saunagang oder einige Pints konumieren, dann lohnt es sich sogar für die Partner. Dass Lidl und Partner ungenutzte Restposten absetzen und dafür viel Aufmerksamkeit einheimsen, wird niemanden stören.