Der kontroverse irische Journalist und Moderator Eamon Dunphy ging gestern abend mit seinem Heimatland Irland mal wieder hart ins Gericht: “Wir haben eine beschädigte Gesellschaft”. Dunphy kritisierte bei einer Buchvorstellung in Dublin “den komplett fehlenden Willen, all diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die die irische Gesellschaft zerstört haben.” Wenn die junge Generation nicht erkennen kann, dass Gesetzesbrecher für ihre Taten bestraft werden, dann geht die Gesellschaft daran kaputt, sagte der knorrige Medienmann. Dunphy, der vor allem als kantiger Sport-Kommentator bekannt ist, bezog sich auf die Zerstörung der irischen Wirtschaft durch Banker, Bau-Spekulanten und Politiker, und er hat recht: Abgesehen von wenigen Ausnahmen lässt die juristische Aufarbeitung der Celtic-Tiger-Exzesse bis heute auf sich warten. Die Kriminellen in Nadelstreifen leben weitgehend unbehelligt.

Ganz anders Island: Dort wird nun selbst der frühere Regierungschef Geir Haarde vor Gericht gestellt, weil er alle Warnzeichen vor dem Kollaps der isländischen Banken im Jahr 2008 ignoriert haben soll. Island stand deshalb am Rande des Staatsbankrotts und konnte nur mit Hilfe aus dem Ausland gerettet werden. Dem Ex-Ministerpräsidenten drohen zwei Jahre Haft.

Irland ist halt doch nicht Island. Ist Irland das zweite Griechenland?