Erinnern sie sich? Vor wenigen Tagen warfen wir die Frage auf, warum die irischen Steuerzahler die Hobbys des russischen Oligarchen Roman Abramovich und anderer international agierender Spekulanten  finanzieren sollen.

“In Irland spitzt sich endlich die Frage zu, warum die Regierung geradezu versessen darauf ist, die Zockerbanken Anglo Irish und Irish Nationwide auf dem Rücken der irischen Steuerzahler zu sanieren. . . Um das Geld internationaler Investoren zu schützen? Diese Investoren haben seit dieser Woche einen Namen; einen, den viele Menschen auf der Insel gar nicht mögen: Roman Abramovich. Der Russen-Oligarch . . . hat sich beachtliche Mengen irischer Schuld-Verschreibungen zu Schleuderpreisen gesichert, um damit Kasse zu machen. Im Stil der großen Finanzschurken will Abramovich mit den Schulden von Irish Nationwide Milliardengewinne erzielen – und die irischen Steuerzahler sollen dafür blechen. In der irischen Öffentlichkeit werden deshalb nun diese griffigen Fragen gestellt: Warum verscherbelt die Regierung das Land an Schurken-Investoren? Warum haben die Aasgeier der Finanzwelt Vorfahrt vor dem eigenen Volk? Und warum sollen Paddy und Mary die Millionen-Gehälter von Frank Lampard oder John Terry bezahlen?”


Herr W. M. aus Wien hat darauf empört per E-Mail reagiert. Er schreibt:
“Ich bin zufällig über Google auf Ihren Beitrag gestoßen. Der Artikel entspricht nicht wirklich der Realität. Der Irische Staat versucht sich zu weigern die, teils vor vielen Jahren, vertraglich vereinbarten Verpflichtungen zu übernehmen. Diese hat man sich durch die Verstaatlichung der Anglo Irish Bank aufgehalst. Natürlich hätte man die Bank auch in Insolvenz schicken können, dann hätten aber eine Vielzahl von Sparern Ihre Einlagen verloren, was man vermutlich nicht wollte. Mittlerweile hat man eine Menge Eigenkapital in die Bank gepumpt, welches erst hinter Fremdkapital bedient wird. Sollte es nun noch zu einer Insolvenz kommen, würde der Irische Staat vermutlich seinen kompletten Einsatz verlieren, da nichtmal die Fremdkapitalgeber mit dem Liquidationserlös befriedigt werden könnten.

Man kann verschiedene Gläubiger ja nun nicht einfach unterschiedlich behandeln (zumindest bisher nicht). Und das spielt es keine Rolle ob es Paddy und Mary sind, die Einlagen auf dem Sparkonto haben oder Herr Abramowitsch, welcher Lower Tier 2 Bonds gekauft hat.


Der irische Staat versucht übrigens Gesetze zu ändern um eine Rückzahlung der Schulden zu verhindern. Die ist im Euroland eine bisher einzigartige Sache die sehr riskant ist. Vor allem weil ein Großteil der Schulden nicht unter irischem sondern englischem Recht begeben wurden. Man frägt sich ausserhalb der Insel schon, in wie weit Rechtssicherheit in Irland noch eine Rolle spielt oder ob eine Willkürherrschaft herrscht.


Der Effekt auf die Märkte wäre im Übrigen fatal, wie soll sich das Land in Zukunft refinanzieren? Dauerhaft über den Rettungsschirm der EU? Wer soll einem Land erneut Geld leihen, wenn dieses die Rückzahlung  der Schulden eventuell via Gesetz verbietet oder aussetzt?


Sie wissen sicherlich, dass die Schuldenaufnahme an den internationalen Finanzmärkten für Irland derzeit bereits nicht mehr möglich ist. Man kann nur sehr hoffen, dass die verantwortlichen Politiker zur Vernunft kommen und die Schulden die man durch die Verstaatlichung der Banken nun an der Backe hat vollends bedient, so wie es vertraglich vereinbart wurde. Hinterher Bedingungen ändern geht einfach überhaupt nicht und sendet absolut das falsche Signal. Artikel wie Ihrer sind einfach nicht gut recherchiert. So gelenkt wird das irische Volk sicherlich nicht die Entscheidungen der Regierung zum Positiven beeinflussen.”



Lieber Herr W.L. aus Wien, drei kurze Anmerkungen dazu:
1. Man kann und soll verschiedene Gläubiger sehr wohl unterschiedlich behandeln –  risikoscheue Sparer schützen, Spekulanten ihrem Ausfall-Risiko voll aussetzen.
2. Wir wünschen uns, dass Ihre Befürchtungen eintreffen.
3. Irland kann als sich verweigerndes Korrektiv im internationalen Finanz-Casino eine bedeutsame Rolle übernehmen.


Foto: Gier ist gut: Gordon Gekko machts wieder.