Ikone des alten Irland: Der Esel. Lang lebe Equus asinus asinus, der irische Haus-Esel. Hier eine (künstlerische) Würdigung unseres irischen Lieblingstiers . . .

 

Irland Esel

 

 Irland Schafland? Ach wo. Der Esel, das ewige Langohr ist für mich das heimliche Nationaltier der Insel – auch wenn Besucher immer Schafe sehen wollen, auch wenn viele Iren pferdenärrisch und viele “kleine Leute” sich Windhund-besessen zeigen. Und selbst, obwohl die nationale Buslinie Bus Eireann an ihrem irischen Setter als Maskottchen festhält. Es lebe der Esel (und die Eselei)!

 

Irische Esel

 

Der Esel, das ursprünglich aus Afrika stammende Pferdetier, erzählt wie kein anderes Lebewesen die Reise Irlands aus der Armut in den Hochmut und zurück. Noch vor 25 Jahren schickten entzückte Irlandromantiker die Postkarte mit dem Farmer auf der Eselskarre nach Hause, galt der Typus des aus der Zeit gefallenen Landmannes doch als geradezu ikonisch für die Insel, auf der die Zeit stehen geblieben schien. Trafen sich zwei Eselskarren postkartengerecht auf einer engen Landstraße, unterschrieb man den Gruß von der Insel gerne mit “Rush Hour Ireland”. Dann kamen die stürmischen Jahre des keltischen Tigers.

 

 

Die traditionelle Landwirtschaft trat Hand in Hand mit der Armut den Rückzug an, aus Farmern wurden Großgrundbesitzer, die Karren wurden von Traktoren und Quadbikes ersetzt – und aus dem ehedem überlebensnotwendigen Arbeitstier und Transportmittel Esel wurde ein nutzloses Anhängsel. Bald sah man die typischen einachsigen Eselskarren hinter den Ställen verrotten, und überall im Land standen Esel auf den zuwachsenden Wiesen herum – zurückgelassen, arbeitslos, nutzlos, verwahrlost, zu langsam, zu eigensinnig und zu unschick für die große Party- und Immobiliensause, die nun anhob zwischen Waterford und Letterkenny.

 

Irish Donkies Back 120x110 cm (640x493)

 

Der irische Esel hatte seine Schuldigkeit getan – und ausgedient. Als Verlierer im großen Wohlstandspiel starben tausende ausgemusterte Langohren frühzeitig an Hunger, Krankheiten, manche auch an direkter Misshandlung. Der irische Esel war zum lebenden Symbol des Unzeitgemäßen geworden.

 

Goldesel III (516x640)

 

Das tragische Eselleid rief immerhin vereinzelt Tierfreunde auf den Plan, die sogenannte “Donkey Sanctuaries” gründeten, verwahrloste Esel einsammelten, sie medizinisch versorgen und ihnen im Esels-Asyl das Gnadenbrot geben. Im großen Vergessen lebte derweil auch das kleine Erinnern fort: Während viele Bauern der vierbeinigen Nutzlosigkeit nicht auch noch teuren Hafer hinterherwerfen wollten, begannen Romantiker, die die alten Zeiten gar nicht so schlecht gefunden hatten, oder zu Wohlstand gekommene Iren, sich zum Spaß Esel zu halten. So wurde der Esel zum neuen Status-Symbol in der Wohlstandsnische der Neureichen und der Nostalgiker.

 

eselein

 

Als dann aber in der großen Wirtschaftskrise ab 2008 auch vielen Neu-Wohlhabenden die Mittel wieder schwanden, traf es auch den Asinus erneut hart. Viele Status-Langohren landeten abermals neben der Straße oder im Heim. Im Donkey Sanctuary bei Mallow, County Cork, leben derzeit rund 700 Esel und erhalten dort in der größten Esels-Kommune der Insel das Gnadenbrot.

 

Esel in Irland

 

Bei guter Haltung kann der Esel, der vielen als stur und dumm gilt, es aber überhaupt nicht ist, über 40 Jahre alt werden. Ich liebe die Esel und teile diese Begeisterung mit einer Künstlerin aus dem niedersächsischen Soltau: Steffi Klymant hat die Esel Irlands mit einem Bilder-Zyklus gewürdigt. Einige Bilder zeigen wir an dieser Stelle. Die bildende Künstlerin beschäftigt sich in der Malerei seit Jahren mit den vom Aussterben bedrohten Nutztier-Rassen und anderen Schönheiten der Natur. Die Esel-Gemälde waren in der Lüneburger Heide bereits in Ausstellungen zu sehen. Einige Esels-Bilder begleiteten Steffi sogar an Bord des Kreuzfahrtschiffs MS Europa. Sie war als Künstlerin an Bord und kreuzte rund um die Britischen Inseln inklusive Stopp in Dublin. Ihre Bilder wurden an Bord als reisebezogene Ausstellung gezeigt.

 

Steffi Klymant

Steffi Klymant: Bildende Künstlerin aus Soltau mit einer Leidenschaft für Esel

Wer sich wie Steffi für vom Aussterben bedrohte Nutztiere interessiert: Der Rare Breed Survival Trust, der in Deutschland als GEH firmiert, kümmert sich um den Erhalt der Genressourcen, um  die schönen alten Schweinesorten, die lustig-eigenwilligen Esel oder die robusten Schwarzwälder Hinterwälder Rinder. Und auch für unserere engen Verwandten, die schwer bedrohten Orang Utans von Sumatra und Borneo, setzt sie sich ein. Mehr über Steffi und ihre Arbeit kann man auf ihrer Website erfahren: www.steffisart.de.

 

Danke Steffi, für Deine wundervollen Eseleien!

 

Alle Bilder: Steffi Klymant; Foto oben: Markus Bäuchle