Der Wanderer betreibt hobbymäßig ein wenig Irland-Marktforschung, fragt Gäste, Freunde und Bekannte regelmäßig, was Ihnen an Irland besonders gefällt oder missfällt. Hier ein paar nachdenklich stimmende Antworten aus den vergangenen Wochen:
An Irland gefällt mir . . .
. . . dass die Natur weitgehend intakt und das Land wenig besiedelt ist.
. . . die kraftvolle Weite der Landschaft.
. . . das weite, wilde Land.
. . . dass es kein muslimisches Land ist und man sich sicher fühlen kann.
. . . dass man hier zur Ruhe kommt.
An Irland missfällt mir . . .
. . . dass sich die Einheimischen nicht um ihr schönes Land bemühen.
. . . dass man in der schönen Natur fast nirgendwo reiten darf.
. . . die Idioten, die es überall gibt.
. . . die Esskultur.
Interessant findet der Wanderer an diesen Aussagen:
1. dass die Grüne Insel trotz der Bau-Orgie der vergangenen zehn Jahre auf Menschen aus dem dichtbesiedelten Mitteleuropa immer noch unverbraucht, wenig bebaut, weit und intakt wirkt.
2. dass das Image vom ewig freundlichen Iren ein wenig leidet und offen vorgetragene Ressentiments gegen Fremde immer wieder einmal hörbar werden. Einzelfälle gewiss, aber eben doch Fälle, unter denen Menschen dann zu leiden haben. Die anhaltende Wirtschaftskrise verändert manche Einstellungen.
3. dass Menschen, die touristisch das meiste in Europa abgegrast haben, sich verstärkt dem „unverbrauchten“ Irland zuwenden.
4. dass sich alte Vorurteile hartnäckig halten – weil sie teilweise stimmen. Wer will, kann heute auch im ländlichen Irland gut essen gehen. Wenn er bereit ist, zu fahren, Zeit zu investieren und einen anständigen Preis zu bezahlen.
Foto: Blaue Stunde am Inch Strand, County Kerry, von Eoghan Kavanagh.
Na, lass uns mal zusammen nett essen gehen.
"Brutalstmögliche Aufklärung" – freut mich, wenn ich helfen kann :-)
Man kann sich über vieles auseinandersetzen und unterschiedlicher Meinung sein, nur hatte ich bei diesem Beitrag das Gefühl, dass da viel zu viele unreflektierte Vorurteile zum Einsatz gekommen sind. Ich nehme mal an, dass das eine Wiedergabe aus verschiedensten Quellen ist – nur sehe ich Deine Aufgabe darin, dass einzuordnen und zu bewerten. Das habe ich vermisst. Und dann muss das Pferd der Fantasie schon mal gesattelt werden …
Statt über Religion könnte man zum Beispiel über kulturelle Differenzen reden, die das Miteinander erschweren oder erheitern können – und Religion ist ohne Frage untrennbar damit verbunden. Die Reduktion auf Religion alleine greift aber zu kurz und ist einfach nur gefährlich.
Warum kann man nicht sagen, dass es mir in Irland gut gefällt, weil es hier einen ähnlichen kulturellen Hintergrund mit Wertvorstellungen wie in meinem Heimatland gibt, ich mich nicht verstellen muss und mir die irische Form der Kommunikation, die Offenheit, und Geselligkeit sehr entgegen kommt. Oder sogar besser gefällt, als das, was ich in Deutschland kennengelernt habe. Wir sind jetzt 6 Jahre hier und das nicht ohne Grund – was ich da grad genannt habe, ist ein guter Teil davon.
Oder Essen / Essen gehen – mir ist das inzwischen einfach zu billig und zu blöd, immer wieder lesen zu müssen, dass man hier nix Gutes bekommt und dass es dann auch noch viel zu teuer ist. Zugegeben – man muss sich ein bisschen einarbeiten, bis man seine Quellen beieinander hat – aber das muss man z.B. in Frankreich oder Italien auch. Nur weil man nach Paris reist, ist man nicht automatisch vor grottigem Frass oder Abzocke sicher.
Bauchgefühle sind Fakten? Bin ich nicht so sicher. Die Fähigkeit zur Reflektion und aktivem Nachdenken sollte nicht unterschätzt werden und ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen davon Gebrauch machen.
Muslimische Länder habe ich bis jetzt nur zwei besucht, Ägypten und Jordanien (ok, und die einschlägigen Stadtteile in Berlin :-)). Sicherheit war dort nie ein Thema. Gute Vorbereitung schon.
Ach so – zur persönlichen "Verurteilung" meiner Person:
Besserwisserisch – ja, jederzeit an jedem Ort zu (fast) jedem Thema.
Negativ – wenn negativ bedeutet, dass ich mir erlaube, die Dinge, die ich sehe, kritisch zu hinterfragen und differenziert zu betrachten dann ja. Ansonsten würde ich realistisch bis pragmatisch vorziehen.
Und nochmal Fakten – im Vergleich zu vielen anderen Länder ist Irland klein und ungeräumig. Da gibt es wenig dran rumzudeuten. "Eng" ist in dem Zusammenhang für mich wieder zu viel Bauchgefühl, weil Enge nicht immer in einem räumlichen Sinn verwendet wird. Und eingeengt fühle ich mich hier nicht.
Vielleicht sollten wir mal einen kleinen Wanderurlaub bei Euch buchen (ich hoffe, ich habe mir die Tür dazu jetzt nicht zugeschlagen), entgegen anders lautenden Gerüchten bin ich extrem neugierig und lernfähig und lasse mich gerne auf neue Erfahrungen ein. Und wenns für mich ein Gang nach Canossa wird, weil ich dann dort das „weite und kraftvolle Land“ kennen lernen werde, dann bin ich aufrichtig genug, um das auch zuzugeben.
Grüsse
Björn
Hallo Björn, so viel besserwisserische negative Energie in einer Person. Wir werden Dich für eine unserer nächsten Veranstaltungen mit Irland-Urlaubern einplanen. Dein Thema: "Brutalstmögliche Aufklärung für Irland-Dummies". Du solltest dabei auch unbedingt darauf hinweisen, wie klein, eng und ungeräumig Irland ist im Vergleich zu den unendlichen Weiten Deines eigenen Erfahrungshorizonts.
In einem gebe ich Dir recht: Die Aussage "An Irland gefällt mir, dass es kein muslimisches Land ist und man sich sicher fühlen kann." sollte nicht unkommentiert bleiben:
1. Der Clash der Kulturen hat zu Veränderungen in der Wahrnehmung und im Reiseverhalten westlicher Touristen geführt. Das kannst Du nun gut oder schlecht finden. Auch Bauchgefühle sind Fakten, die Du natürlich kraft Deiner Meinungshoheit ignorieren darfst.
2. Die Sicherheit für Touristen ist im Iran oder in Indonesien objektiv höchstwahrscheinlich genauso hoch, wenn nicht höher als in Irland.
3. Das hindert manche Menschen nicht daran, sich im Iran oder in Indonesien unsicherer zu fühlen als in Irland.
4. Wahrscheinlich fühlen sich westliche Frauen genauso wie westliche schwule Männer in manchem muslimischen Land zu Recht unbehaglich, wenn nicht sogar unsicher.
5. Von "muslimischen" Ländern im allgemeinen zu reden, ist natürlich unreflektiert, vorurteilsbeladen und undifferenziert.
PS: Das sind Meinungen oft (siehe dein Kommentar, vorletzter Absatz, wo das Pferd der Phantasie voll mit Dir durchgeht).
Welche muslimischen Länder hast Du eigentlich im Urlaub schon bereist? Welche nicht-muslimischen? Schreib uns von Deinen Erfahrungen und Deinen Entscheidungskriterien.
Zu guter Letzt zum Thema Essen: Gut, dass Du uns aufs Pferd geholfen hast! Jetzt warte ich nur noch auf Deine EInladung zum Essen.
Wanderer
sorry für die harschen Worte, die jetzt folgen – aber es ist eine Weile her, dass ich so viel unreflektierten Unfug auf einem Haufen gesehen habe.
". . . dass die Natur weitgehend intakt und das Land wenig besiedelt ist."
Wo bitte ist die Natur intakt?? Nur weil da keine Häuser stehen, heisst es doch nicht, dass die Natur intakt oder gar unberührt ist. Wo immer es möglich war, haben die Menschen hier wie überall sonst auch Naturland in Kulturland umgewandelt – mit allen Nebenwirkungen, die das nun mal mit sich bringt (Verschmutzung, Abholzung, Ausrottung von Tierarten, Überdüngung, Monokulturen usw.). Und wo Natur tatsächlich unberührt sein mag, wächst auch nix ausser Moos, Flechten und Steinen. Die Nummer, dass man in der schönen Natur (bzw. dem "weiten wilden Land und der kraftvollen Weite" – geht noch mehr Kitsch und Platitüde??) nirgendwo reiten darf, passt super dazu. Natur muss heil sein – damit ich auf meinem Gaul da durch trampeln kann. Toll.
". . . dass es kein muslimisches Land ist und man sich sicher fühlen kann."
Wer immer das gesagt hat, dem gehören die bürgerlichen Rechte entzogen. Sofort und für immer. Was hat "nicht muslimisch" mit Sicherheit zu tun? Und je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird, als welcher dunklen Ecke so eine Aussage kommt. Ich bin sehr enttäuscht, dass so ein Satz unkommentiert veröffentlicht wird, eine solche Dummheit hätte ich hier nicht erwartet.
Passt dann aber gut zu ". . . die Idioten, die es überall gibt." Schade nur, dass die hierher in den Urlaub kommen müssen oder gar hierher auswandern.
". . . dass sich die Einheimischen nicht um ihr schönes Land bemühen" – was ist denn das bitte für eine Arroganz zu glauben, man hätte irgendein Recht, irgendwem erklären zu dürfen, was sie zu tun und zu lassen haben? Und dann noch dieser weinerliche Unterton – och nee, das schöne Irland geht voll vor die Hunde, weil sich niemand drum kümmert, da fahr ich jetzt mal hin und zeig denen, wie es richtig geht …
Punkt 4. "dass sich alte Vorurteile hartnäckig halten" stimmt wohl – allerdings ist meine Interpretation eine andere. Irland scheint in vielen Köpfen ein romantisierter Ort zu sein, dem bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, die sich dann auch trotz einer offensichtlich anderen Wirklichkeit nicht mehr ändern. Dumm geboren und nix dazu gelernt.
Und ein letzter Satz zum Thema Essen gehen – ich muss weder weit fahren noch viel Zeit oder Geld investieren, um gut zu essen. Wie überall ist es eine Frage von Ausprobieren gepaart mit gesundem Menschenverstand und schon findet sich schnell was Leckeres. Und wenn man trotzdem weit fahren muss, sollte man seine Wohnortwahl überdenken. Oder seine Prioritäten. Und alternativ vielleicht Kochen lernen.
Was Positives zum Schluss – das Bild ist super !!
Sonnige Grüsse
Björn