Worüber reden die Irinnen und Iren eigentlich bevorzugt in diesen tristen ersten Novembertagen?

Sie reden über Ihre Nachbarn, den Pfarrer, die getrennt lebenden katholischen Eltern von vier Kindern, sie reden über die zweifelhafte Zukunft ihrer Kinder, über masturbierende Medienstars und verschwundene Leichen. Vor allem aber reden Sie über Käse, seit Landwirtschaftsminister Brendan Smith gestern einen bizarren Auftritt im RTE-Morgenradio hatte.

Die klamme Regierung, die gerade versucht, in einem Staatshaushalt von knapp über 30 Milliarden Euro sechs Milliarden Euro einzusparen will die in Not geratenen Mitbürger mit Käse besänftigen. Minister Smith kündigte an, dass die Regierung rechtzeitig vor Weihnachten kostenlosen Käse an die Bedürftigen im Lande verteilen werde. Brendan gab vor dem Radio-Mikrophon den wissenden Betroffenen. Er wisse, dass viele Leute in diesen Tagen in Not seien und kaum über die Runden kämen, deshalb habe sich das Kabinett gestern zu diesem Schritt entschlossen.

Kein Witz: Irlands Regierung buttert 800.000 Euro in ein EU-Förderprogramm und sichert sich 53 Tonnen Käse, der vom 15. November an in Zwölf-Kilo-Portionen (!) kostenlos verteilt wird – zum Wohle der Inselbewohner, wie der Minister meint. Die Reaktionen des undankbaren Wahlvolks müssen für die Regierung abermals ernüchternd gewesen sein. Die Leute feixten, johlten, schimpften und fluchten gestern auf allen Medienkanälen über den Rettungsversuch der politischen Elite. Man muss zum Schluss kommen: Brendan Smiths Mutmach-Kampagne war schlicht Käse.

Was kaum einer wußte: Das “Free-Cheese-Programm” gibt es in Irland seit über zehn Jahren. Nur hatte bislang kein Regierungspolitiker es für nötig befunden, den Käse auch nur in einem Nebensatz zu erwähnen. Schwere Zeiten also. Doch noch ist Irland nicht verloren!

Das Foto zeigt den leckeren Durrus-Käse, der in West Cork hergestellt wird. Vermutlich wird er nicht zum Sortiment der Free-Cheese-Aktion gehören.