Frühlingsbotin: Die Blüten der Eberesche.

Die Eberesche (Sorbus aucuparia) folgt der Birke im Keltischen Baumkreis und steht für die Zeit vom 21. Januar bis 17. Februar. Oft auch Vogelbeerbaum genannt, ist sie botanisch nicht mit der Esche (Fraxinus) verwandt. Lediglich ihre gefiederten Blätter sind denen der Esche ähnlich. Im altirischen Ogham-Alphabet ist sie dem L mit dem Namen Luis zugeordnet. In Irland wird die Vogelbeere Rowan oder Mountain Ash genannt.
                                   
Die Vogelbeerbaum erscheint am eindrücklichsten im Herbs. Wer diesen Baum einmal bewusst zu dieser Jahreszeit wahrgenommen hat, wird ihn nicht mehr vergessen. Die schwere Fülle an intensiv leuchtend roten oder orangefarbenen Beeren lässt die Krone des anmutigen Baumes im Spätsommer rund werden, wohingegen er das restliche Jahr über eher schlank und oval in Erscheinung tritt.

Ein paar Monate später im Januar sind nur mehr die feinen Zweige der Dolden übrig, jede einzelne Beere wurde von Vögeln abgeerntet, die neuen Kräfte schlummern noch in der Tiefe, aber nicht mehr lange. Der Vogelbeerbaum, äußerst frostresistent, gut verwurzelt und anspruchslos, steht früh in den Startlöchern für das neue Vegetationsjahr. Nicht nur die Mutterpflanze treibt verlässlich aus, die Vögel verteilen die Samen weithin, überall sprießen die Ebereschensämlinge und geben ein Zeugnis ihres vitalen Dranges Wurzeln zu schlagen.


Die Autorin: Elisabeth Firsching.

Elisabeth schreibt den Blog

Für die keltischen Druiden symbolisierte die Eberesche den Sieg des Lebens über das Sterben. Ihre Kräfte konnten neu beleben und lebensfeindliche Elemente niederringen. Vogelbeer-Ruten und getrocknete Beeren gehörten zum Inventar jedes weisen Mannes, wie auch der heilkundigen Frauen in Europa. Mit ihrer Hilfe konnten Winterkrankheiten geheilt werden, denn die herb schmeckenden Früchte enthalten neben anderen heilbringenden Inhaltsstoffen viel Vitamin C. Von den getrockneten Beeren über Mus und Werkzeug aus seinem harten Holz, in den alten Zeiten wurde gern und oft auf diesen heiligen Baum zurückgegriffen.


Auch an den Orakelstätten wuchsen immer Ebereschen, sie halfen während der Rituale die Verbindung zur Anderswelt herzustellen und die Dämonen zu bezwingen. Mit Hilfe ihrer Ruten wurde nach Bodenschätzen gesucht und  Schutz vor Blitzschlag und bösen Geistern erwirkt. Leider ist inzwischen viel Wissen im praktischen Umgang mit diesem Baum verloren gegangen. Manche “Anwendung” wird aber noch immer gepflegt, wie beispielsweise das Destillieren der Beeren. Der Vogelbeerschnaps hat in den Alpen einen festen Platz unter den gebrannten Spezialitäten.

“Ich sah aus dem Fenster und mein Blick fiel auf die reifen Früchte eines wunderschönen Vogelbeerbaums. Mein ganzer Kopf voller vertrockneter Beeren, durchfuhr es mich, über ein Problem vor mich hin brütend. Wie sollen sich neue Blüten bilden, wenn noch die alten Früchte den Platz einnehmen. Die Eberesche draußen ließ anmutig ein Blatt fallen. Ich dankte ihr von Herzen, kreisende Gedanken würden mich nicht weiterbringen, ein neuer Ansatz musste her. 

Ich stand auf, ging hinaus zu ihr. Meine Welt hatte sich in diesem Moment ein wenig verwandelt. Es wird neue Früchte geben. Die alten müssen nun endgültig den Platz räumen. Ein bisschen möchte ich jetzt noch lauschen, wie ein sanfter Wind durch ihre Zweige streicht. Stubenhockerin, tadelte sie mich leise, aber mit Nachsicht. Nun, ich war da und bereit für Neues!”