Lankum spielt eine interessante neue Version von Rocky Road to Dublin

Welches ist Irlands beliebtester Folk Song? Der nationale irische TV-Sender RTÉ hält Rückschau, sucht das populärste irische Volkslied und lässt das Publikum abstimmen. Nach einer offenen Vorauswahlphase hat sich eine Jury auf eine Shortlist von zehn Liedern geeinigt, die nun der Reihe nach immer am Sonntagabend auf RTÉ 1 vorgestellt werden.

 

RTÉ hat für die Wahl neue Interpretationen der zehn Songs in der Endauswahl in Auftrag gegeben. Abgestimmt wird bis zum 27. Mai im Internet. Der Gewinner-Song wird am 31. Mai in der Late Late Show auf RTÉ 1 präsentiert. Irish Music Spezialist Patrick Steinbach (Foto), der auf Irlandnews Patrick´s Music Corner schreibt, stellt Euch in den kommenden Tagen die zehn Top Folk Songs vor.

 

Das ist die Shortlist:
A Rainy Night in Soho
A Woman’s Heart
Danny Boy
Óró, Sé do Bheatha ‘Bhaile
On Raglan Road
Rocky Road to Dublin
The Foggy Dew
The Green Fields of France (Willie McBride)
The Parting Glass
The Town I Loved So Well

 

Patrick beginnt mit Rocky Road to Dublin:

:: Der besondere Charme dieses beliebten Folksongs liegt eigentlich in der schieren Unmöglichkeit des Gesangs. Ursprünglich war es wohl ein rein instrumentales Tanzstück, das zur Kategorie der sogenannten Slip Jigs gehört, welches später dann mit einem Text versehen wurde. Das ist übrigens eine häufig anzutreffende Technik, mit der ein Instrumentalstück quasi in einen Folksong verwandelt wird. Man kann ganz einfach einen gesungenen Text leichter memorieren als eine Melodie. Die Chance zum Luftholen ist bei der Textmenge und dem Tempo aber sehr gering und muss wohl geplant werden. Im Grunde ein Zungenbrecher, der den Sänger an seine physischen Grenzen bringt.

:: Erzählt wird die Geschichte eines Auswanderes, der seine Heimatstadt Dublin verlassen muss. Überall trifft er auf Feindseligkeiten, sein Platz auf dem Auswandererschiff ist unter Deck bei den Schweinen. Irgendwann platzt ihm der Kragen, und er beschließt, sich wieder auf den steinigen Weg zurück nach Dublin zu machen. Es ist eine gelungene Mischung aus Emigration Song, Roving Song und Marsch und fester Bestandteil des irischen Folksong-Repertoires.

:: Die Gruppe Lankum performed diesen Song nun entgegen aller Gepflogenheiten mit angezogener Handbremse und nimmt dem Song somit das charakteristische Element der wohldosierten Angeberei (swaggering Jig). Der Beweggrund, dieses bekannte Stück langsamer als im im halben Tempo vorzutragen, mag wahrscheinlich im mehrstimmigen Gesang liegen, da es normalerweise immer als Sologesangsstück konzipiert war – und genau hier liegt die Stärke dieser Version. Erst die Verlangsamung öffnet die Möglichkeit, dieses Stück im Chor zu singen. Gerade die Sängerin addiert einige sehr schöne Noten in den Song und veredelt somit den normalerweise einstimmig gesungenen Song. Der Klang ist offen und klar und lädt, im Gegensatz zu herkömmlichen Versionen, auch zum Mitsingen ein. Das ist das große Plus dieser Bearbeitung.

:: Was bleibt, ist ein gemütlich vorgetragener Song mit einer berührenden Geschichte.

 

Hier das RTE-Video zum Song in der neuen Interpretation von Lankum: Rocky Road to Dublin by Lankum.

Übermorgen geht es weiter mit dem Song Óró, Sé Do Bheatha Abhaile.