Weißbier in Irland

 

Sláinte und Prost. Manche Menschen messen den Erfolg ihres Urlaubs an der Ähnlichkeit mit dem Alltag. Wenn es in Magaluf Schnitzel gibt, gut. Wenn sie gar tellergroß sind, noch besser. Der absolute Hit: Ein Kasten Krombacher an der Playa de las Conchas.

Andere Menschen suchen das Landestypische, genau das, was sie noch nicht kennen: Der Krombacher-Fan würde in Irland ein irisches Guinness probieren und dann genüsslich Smithwicks Red weiter trinken. Habe ich grad irisches Guinness geschrieben . . . ?

Guinness, das schwarzbraune Stout aus Liffeywasser, hat in seiner alten Heimat schon bessere Zeiten gesehen. Jahr um Jahr verliert Guinness auf der grünen Insel Marktanteile, die durch Absatzsteigerungen im Ausland kompensiert werden; Guinness “irisch” zu nennen, bedarf mittlerweile einer großzügigen Auslegung des Begriffs: Die dunkle Sauce mit 4,2 Prozent Alkoholgehalt ist nämlich fest in der Hand der Briten, gehört dem weltweit achtgrößten Getränkekonzern Diageo  (Johnny Walker, Smirnoff).  Smithwicks übrigens auch, und das neue hippe Lager Hophouse 13 auch, und das neue Rockshore Lager sowieso, und der neue Rockshore Cider auch noch . . .

Wer zur Abwechslung ein Stout aus Cork in Irlands Süden trinken will, der kann ein Murphys wählen – und wird vom viertgrößten Getränkekonzern der Welt beliefert: Heineken aus Holland. In Cork in der alten Murphys-Brauerei, die heute Heineken Irland gehört, brauen Holländer irisches und holländisches Bier – was erklärt, warum die holländische Industrieplürre mit dem grünen Label fast in jedem Pub Irlands zu haben ist.

An der Limerick Road in Cork arbeitet die Heineken-Belegschaft  zudem hart für Irland-Besucher, die ihr Leib- und Magenbier gerne auch im Urlaub auf der Insel schlürfen. So fließt aus dem Zapfhahn im alt-ehrwürdigen Eccles Hotel in Glengarriff jetzt nicht nur das einst norditalienische Birra Moretti aus Udine. Gebraut in Cork. Auch das Paulaner, ehemals München, gibt es hier vom Fass. Gebraut in Cork. Stilecht im Weißbierglas (das für irische Zapfanlagen zu hoch und deshalb schwer zu füllen ist . . . ) . Paulaner München, Paulaner Cork, Paulaner Heineken, Paulaner Amsterdam . . . Namen sind Schall und Rauch . . . Hauptsache, es gibt Weißbier in Irland (für Norddeutsche: Weizenbier). Sláinte und Prost.

 

PS: Der größte Whiskey-Produzent in Irland heißt Jameson. Die Jameson-Whiskeyfabrik in Midleton bei Cork gehört den Franzosen von Pernod Ricard, dem neuntgrößten Getränkekonzern der Welt. Mit Jameson beherrschen sie 75 Prozent der irischen Whiskey-Produktion, brennen auch Powers und Redbreast (und  im Auftrag auch Paddy´s). Und wer im Pub den so populären wie süßen Apfel-Cider Orchard Thieves trinkt, wird wieder von Heineken in Cork bedient. Drei Großkonzerne machen das Geschäft an Zapfhahn und Tresen in Irland weitgehend unter sich auf.