Wir waren einige Tage in den Bergen Irlands unterwegs. Ganz weit weg vom Alltag, weit oberhalb der Sorgengrenze. Das Wetter: kalt, windig, regnerisch, stürmisch, später regnerisch mild, schließlich sonnig, warm und frühlingshaft. Die Stimmung: erfüllt, heiter, leicht. Wir gingen, wir saßen, wir standen im Kreis. Man kann über das abwechslungsreiche Wetter schimpfen, sich ärgern, sich freuen oder es einfach so nehmen, wie es ist. Es ist immer irgendwie Wetter, und mit der richtigen Kleidung ist auch jedes Wetter das Richtige. Wir sahen den Rettungshubschrauber am Himmel jenseits der Bucht bei der Arbeit.
Ein Unfall in gegenüber liegenden Bergen gab mir zu denken: Wer hoch oben in anspruchsvollem Terrain mit Laufschühchen und Halbschuhen oder sogar mit Straßenschuhen herumturnt, setzt sich leichtfertig unnötigen Risiken aus. Wie schnell ist eine Sehne gerissen, ein Band überdehnt, ein Fuß oder ein Wadenbein gebrochen? Wandern ist alles in allem eine preiswerte Beschäftigung. An guter Regenkleidung und ein paar guten Wanderstiefeln sollte man deshalb nicht sparen. Irlands Berge schenken uns viel – und sie fordern unseren Respekt.
Alle Fotos: © 2013 Markus Bäuchle / Wanderlust
Ich wandere immer barfuss…
Zu Inselpinsel:
So viel intellektuelles überflüssiges Gefasel einer einfachen Warnung wegen, sich in den Bergen nicht leichtsinnig und unzweckmäßig bekleidet (besonders Schuhwerk) auf eine Wanderung zu begeben, habe ich
noch nie gelesen !! Wer solchen Leichtsinn forciert, hat wirklich sein Gehirn ausgeschaltet und muß, falls es
zu einem Unfall kommt, doppelt “zur Kasse” gebeten werden, wenn Hilfe in Anspruch genommen werden muß.
Vor wenigen Jahren habe auch ich vor Leichtsinn in den Bergen gewarnt, denn ich bin alleine unterwegs ge-
wesen, gestürzt (trotz guten Schuhwerks) und es ist gottlob nichts passiert. Aber die Schlaumeier denken bei Bergen an die Alpen usw. und sehen die irischen Berge als ungefährlich und denken, es sind ja nur Hügel!
Trotzdem wie immer, liebe Grüße auf die Insel, elke
@ Inselpinsel: Wenn der Flipflop-Mensch dann seine Rettungs-, Reparatur- und Genesungskosten auch aus der eigenen Tasche bezahlt – nur zu. Nur dann trägt er wirklich die volle Verantwortung für seine Taten. Die Solidargemeinschaft mit Kosten zu belasten, weil die Vorstellung von Lebensgenuss die Ausschaltung des Gehirns mit einschließt, fände ich nicht richtig.
Gut gebrüllt, ich lebe allerdings nicht dafür, mir am Carrauntoohil die Knochen zu brechen — und ich kenne bislang auch niemanden, der danach trachtet. Sag mir bescheid, wenn Du mal hoch flippfloppen willst, ich mache gerne die Fotos.
Danke für das Angebot. Momentan plane ich den Aufstieg in Schwimmflossen oder Wellies. Nehm aber auf alle Fälle die Badehose und Latschen für’s Photo mit.
Wir wollen ja auf die erste Seite in den Schlagzeilen. Sonst hat das Leben doch keinen Sinn.
Respekt ist angebracht, ganz klar. – Aber können wir unser Sicherheitsdenken, wie health & safety auch pervertieren? Die Kommerzialisierung des Freizeitsbereichs macht einfache Vergnügungen wie Radfahren, Laufen oder auch Wandern zu teuren, hochspezialisierten Hobbies. Zugleich sind sie nicht mehr einfach Hobbies, sondern gehorchen als neue Pflichten dem Imperativ durchgehender Fitness und sportlicher Einsatzbereitschaft.
Risikobereitschaft zählt zum Anforderungsprofil, wenn es z.B. um Bewerbungsgespräche geht. Diese einfachen Betätigungen werden durch neuere, riskantere ersetzt, wie Bouldern, Rafting, Parcours, Mountaineering, Canyoning, Abseiling, etc.
Wenn Prioritäten wie Sicherheit, Gesundheit, Kosteneffizienz in der Kultur der Gegenwart als höchste Güter behandelt werden, geschieht es nicht selten, daß Lebensqualitäten und eigene Entscheidungsfreiheit, Genuss, Würde, Eleganz und Intellektualität ohne Zögern geopfert werden.
Unbescholtene Menschen werden bei Sicherheitskontrollen wie Verbrecher behandelt. Auf Flughâfen müssen sie ihre Schuhe und Gürtel ausziehen.
Es ist sicher nobel und teilnahmsvoll, sich um die Sicherheit anderer zu bemühen, jedoch verwehren wir uns gegenseitig wofür es sich zu leben lohnt. – In anderen Worten, wenn einer meint, er müsse Carrauntoohil in Flip-Flops ersteigen, so sollte ihm gewährt werden, seine eigenen Erfahrungen zu machen ohne Polizei und Verbot, als reiner Genussmensch, der für seine Taten eigene Verantwortung trägt.
Wie lange können wir die Bevormundung der Gesellschaft noch ertragen? Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen, heißt in seiner auf die neoliberale Beraubung bezogenen Variante: Niemand hat das Recht, ein kompletter Idiot zu sein.
Keine Politik hat das Recht uns so zu behandeln. Eine Politik, die sich emanzipatorisch gibt, indem sie im Namen des kompletten Idioten (was im antiken Griechenland der Terminus für Leute war, die nichts als ihr Eigenes, Privates pflegten) oder des grenzenlos Schwachen agiert, muss darum als Beraubungsversuch an der Gesellschaft betrachtet werden – und als Ausdruck infamster Verachtung derjenigen, in deren Namen sie zu sprechen behauptet.