Up the GlenEs gibt sie noch, die alten Junggesellen Irlands — und manche fristen ein karges Leben, manche ein klägliches, vielleicht sogar erbärmliches. Das kommt auf den Blickwinkel an. Kürzlich besuchten wir Donnel (nennen wir ihn so) in einem der entlegensten, entrücktesten und gleichzeitig schönsten Tälern Irlands. Donnel lebt dort im einzigen Haus am Ende des Tales, dem alten Farmhaus seiner Eltern, die tot sind. Die nächsten Nachbarn wohnen Kilometer entfernt. Donnel haust in einem Zimmer der alten Farm. Die Wände aus Stein, der Boden aus nacktem Beton, die Decke aus Holzbrettern. Dort isst er, dort ruht er, dort nimmt er Schutz vor Sturm und Regen, dort schaut er Fernsehen.

Das kleine, alte Fernsehgerät und der dafür nötige Strom sind sein einziger erkennbarer Luxus, das bunte TV-Fenster zur Welt verkürzt ihm die Zeit, wie er sagt. Eine Heizung hat er nicht, der offene Kamin war lange nicht in Betrieb. Der etwa fünfzigjährige Ire sitzt mit Mütze und Anorak warm angezogen in seinem alten Sessel im Cottage am Ende des Talkessels. Donnel ernährt sich von Brot, Milch und Kartoffeln, der Ladenbseitzer im Dorf bringt ihm Lebensmittel. Zwei Verwandte schauen immer mal wieder nach dem Einsiedler im Schatten der Berge. Donnel hat kein Auto, er bewegt sich nicht weit vom Haus fort. Der Wasserhahn im Haus funktioniert nicht mehr, Donnel holt sich das Wasser mit einem Dutzend alter Plastikmilchflaschen aus einem Bach unweit vom Haus.

Donnel mag Wasser, Alkohol interessiert ihn nicht. Wasser gibt es reichlich in den vielen Bächen und Wasserfällen rund um das Haus. Er braucht nicht viel Wasser, er tafelt auf einer alten, oft benutzten Zeitung, die schwarz glänzt. Geschirr muss keines gewaschen werden, Kleidung ganz selten. Donnel spricht bemüht und laut, er mag oft mit sich selbst reden. Er kommt auf  Schlüsselmomente in seinem Leben zu sprechen: den Tod des Vaters, den Tod der Mutter. Es ist schwer, ohne die Eltern zu leben, doch es geht, muss gehen. Donnel wirkt zufrieden, mit sich innerlich im Reinen. Die deutsche Seele ruft nach Sozialbehörde und staatlicher Fürsorge, die irische lässt leben und gewähren.