Sie sehen manchmal aus wie Mettwürste, manchmal wie schwimmende Hunde, manchmal einfach nur wie freundliche Kuscheltierchen: Die Seehunde von Irland. Im Gengarriff Harbour lebt die größte Seehunde-Kolonie der Insel. Zwischen 230 und 400 Tiere der ostatlantischen Hundsrobbe (Phoca vitulina vitulina) bevölkern im Sommer die Bantry Bay und ziehen sich im Winter in die geschützte Bucht von Glengarriff zurück. Die Größe der Kolonie schwankt – abhängig vom Nahrungsangebot in der Bucht, vom Gesundheitszustand und auch vom Umfang der heimlichen Jagdtätigkeit heimischer Fischer. Denn immerhin frisst ein einziger ausgewachsener Seehund, der bis zu 1,80 Meter groß und 150 Kilogramm schwer werden kann, zwischen zwei und drei Tonnen Fisch pro Jahr.

Der große Appetit macht die vor und nach ihren Beutezügen stundelang faul auf Felsen dösenden Robben bei den Fischern ziemlich unbeliebt; mehr gewogen sind Ihnen die Tag für Tag Touristenboote an den Robbenfelsen vorbeisteuernden Fährenbetreiber. Die Ferry People verkaufen die kurz Fahrt zur prächtigen Garteninsel Garinish Island gleichzeitig als Robbenbeobachtungs-Exkursion – und nehmen stolze zehn Euro pro Person für den zweimal zehn Minuten dauernden Trip. Dafür fahren sie die neugierigen Gäste bis auf wenige Meter an die wenig menschenscheuen Tiere heran.

Es lohnt sich, die Seehunde von Glengarriff zu besuchen – den großen Weiß-Grauen, den die Einheimischen Charlie nennen, oder Diarmud, den rotfleckigen Senior, und all die anderen, grazileren Hochleistungsschwimmer und Spitzentaucher; und man kann sie kostenlos auch vom Festland aus beoabachten – beispielsweise am Seal Point.
In etwa zwei Wochen werden die Seehunde von Glengarriff mit den ersten Jungen unterwegs sein. Diese können von ihrer ersten Lebensstunde an schwimmen und sind deshalb weniger gefährdet als die recht hilflos an Land aufwachsenden weißfelligen Babys der Sattelrobbe.