2000 Jungbauern und -bäuerinnen feierten am Wochenende in Bantry, West Cork, so etwas wie Erntedankfest: Beim Jahreskongress von “Macra na Fairme”, der Jungbauernorganisation Irlands, bilanzierten die Nachwuchsfarmer ein schwieriges Landwirtschaftsjahr und tranken auf die Früchte ihrer Arbeit. Ja, und gestritten haben sie sich dann auch noch kräftig: über die aktuellen Bauernproteste, die Traktorenkolonnen, die derzeit den Verkehr in irischen Städten zum Erliegen bringen. Die Trecker-Krieger wollen darauf aufmerksam machen, dass “das Einkommen der irischen Farmer in den vergangenen zwei Jahren um 35 Prozent geschrumpft” sei.
Während die Jungbauernführung Ziel und Form der sogenannten “Tractorcades” gutheißt, halten smarte Junior-Farmer den Ruf nach Subventionen und Protektion für ausgemachten Unsinn. Die irische Farmer-Lobby, in der EU traditionell bekannt für meisterliches Subventions-Rittertum, kämpft in schwieriger Zeit mit den altbekannten Waffen und lässt die Traktoren rollen. Das aber stört junge Pragmatiker wie Adrian van Blysterveldt. Der aus Neuseeland stammende Bauern-Guru für Graslandnutzung fragte die Jungbauern in Bantry sinngemäß: Warum hofft Ihr auf Sympathien, wenn ihr mit Euren luxuriösen Hochleistungstraktoren in beheizten Fahrerkabinen durch die Städte fahrt und die Hand aufhaltet? Ihr blockiert dort die Straßen für Leute, die Mühe haben, sich ein 1000-Euro-Auto zu kaufen und die um ihren Job bangen oder gar keinen mehr haben.
Auch der Herr der Milchkühe, der aus Cork stammende Milchbauer Michael Murphy, der auf vier Kontinenten eine Herde von 30.000 Kühen melken lässt, warf den Verbandfunktionären Kurzsichtigkeit vor. Die Blockaden für den schnellen Euro müssten aufhören. Statt dessen forderte Murphy Langzeitstrategien.
Die beiden Aufrührer, die manchen selbstzufriedenen Jungbauern ins Grübeln brachten, sagten auch, wo die Zukunft der irischen Landwirtschaft liegt: In kaum einem Land wächst das Gras so gut, nahrhaft und schnell wie in Irland. Irische Farmer können deshalb äußerst kostengünstig Milch produzieren, weil auf teures Kraftfutter weitgehend verzichtet werden kann.
Der neuseeländische Milchbauern-Guru zeigte den irischen Traktor-Protestanten die Richtung: Ab in den Stall, Ärmel hochgekrempelt, die Farm vergrößert, das Grasland kultiviert, die Kosten optimiert – und schon rollt der Euro wieder. Es lebe das Rindvieh und der wundervolle Vorgang, der grüne Zellulose in ein köstliches weißes Getränk verwandelt.
Fotos: Massey Ferguson; Eliane Zimmermann