Die Potentaten der Katholischen Kirche in Irland blamieren sich einmal mehr: Über den Aufruf einer 81-jährigen Frau aus Clonakilty an alle Frauen, die Messe am Sonntag zu boykottieren, glaubte die Kirchenführung mit einer halbseidenen Stellungnahme hinweggehen zu können. Noch am Sonntag beeilte sich ein Kirchensprecher, den Boykott als Misserfolg hinzustellen. Er behauptete, der Kirchenbesuch sei sogar besser gewesen als in den Wochen zuvor. Mit der geschönten Darstellung versuchten die Hierachen, die basisdemokratische Bewegung zur Stärkung der Rechte der Frauen in der Katholischen Kirche im Keim zu ersticken. Doch Fehlanzeige:

Jetzt meldete sich erst vor wenigen Monaten gegründete Interessenvereinigung der Katholischen Priester in Irland und widersprach den Kirchenbossen deutlich: DIe Priester stellten fest, dass der Boykottaufruf erfolgreich gewesen sei, dass viele Frauen der Kirche fern geblieben seien und vor allem: Dass die Haltung und die Stellungnahme der Kirchenleitung wenig hilfreich gewesen sei. Die Pfarrer riefen dazu auf, das Problem der Diskriminierung von Frauen in der Kirche sachlich und vorurteilsfrei zu diskutieren und mit den Frauen, die der Messe ferngeblieben waren, in einen Dialog zu treten.

Dass die Pfarrer den Mut aufbringen, ihrer Führung massiv zu widersprechen und diese öffentlich bloß zu stellen, offenbart zweierlei: Die Seelsorger an der Basis fühlen sich von ihren Bossen nicht mehr richtig repräsentiert, und die rigide Linie der mächtigen alten Männer im Kirchenfirmament verliert mehr und mehr an Unterstützung in den eigenen Reihen.