Seit ich 17 Jahre alt war, habe ich begeistert und engagiert als Journalist gearbeitet. Ich liebe den Beruf bis heute, das sich Erschließen der Welt durch Fragen, Beobachten und Recherchieren. Allerdings verstand ich den Journalisten-Beruf lange zu sehr in seiner handwerklichen Dimension. Ich konnte über fast alles schreiben und für jede Branche ein Blatt machen, solange das Ergebnis professionell gelungen war. So schrieb und konzipierte ich auch mehre Jahre lang über Themen, die mir inhaltlich gar nicht nahe lagen: Werbung, Marketing und E-Commerce.
An meine Berufsjahre bei w&v werben und verkaufen und bei <e>market im Süddeutschen Verlag hat die Journalistin Ingeborg Trampe jetzt in einem Beitrag für das Konkurrenzblatt Horizont erinnert. In ihrer Serie „Ach Mensch“ porträtiert Ingeborg Menschen „der Werbeszene jenseits von aktuellen Etat- und Personalmeldungen“ und beschreibt meinen Lifestyle-Wandel zum Autoren und Wanderer und unser Leben in Irland. Sie tut das mit viel Einfühlungsvermögen und formuliert die Quintessenz dieser Jahre, wie ich es besser nicht könnte:
„Über seine alte Branche denkt Bäuchle ab und an noch nach, denn er ist gut vernetzt und dank Internet bestens informiert. „Die Branchenpresse betreibt zu sehr Nabelschau und ist zu wenig selbstkritisch. Die intellektuelle Enge hat mir damals die Lust verdorben“, lautet sein kritisches Urteil. Sein grüblerischer Moment hält aber nicht lange an. Denn über ihm reißt der Himmel auf und die Sonne lässt die grünen Wiesen und Hügel noch ein bisschen satter leuchten als sonst. Am Ende ist die Weite der Natur eben doch wichtiger als ein paar Fachartikel.“
Tatsächlich beeindruckt mich das Erleben der Natur um so vieles mehr als der beeindruckendste Fachartikel. Meine lange ungestellten Fragen waren: Wofür brenne ich wirklich, was stiftet wirklich Sinn und was hat den Moment überdauernde Bedeutung? Heute denke ich: Je früher man sich diese Fragen ehrlich beantwortet, umso weniger Leben vergeudet man, umso mehr kann man das Abenteuer Leben auskosten — in seinen hellsten wie in seinen dunkelsten Dimensionen.
Hier geht es zu Ingeborg Trampes Porträt: „Ach Mensch: Markus Bäuchle – Der Wandervogel“
PS: Meine Frau und Wanderesse Eliane Zimmermann layoutete Horizont in den Gründerjahren der deutschen Ausgabe als junge Grafik-Designerin. Unser „Matchmaker“ war der Publizist Bernd-Jürgen Martini, der als Medienredakteur bei Horizont und später als Chefredakteur bei w&v gearbeitet hatte ( (und der leider schon 2003 allzu früh starb.)
Ach! Erstmals mal was Persönliches über dich und dein Privatleben! :-)
Nicht ohne die Werbetrommel allerdings… jetzt verstehe ich, wo du herkommst … *grins*
Interessant insofern, dass unsere jeweilige journalistische Ausbildung offensichtlich völlig konträr verlief. Ich arbeitete bei der „taz“, wo kommerzielles Schreiben ein No No war. Es ging um Meinung. Nur Meinung. Ein bisschen Stil auch. Aber nie Kommerz.
Heute, als abhängige Freie (kein Widerspruch, wie es sich anhört) mache ich auch Kommerz, wenn es nicht allzusehr von der Grundsatzhaltung abweicht, wie „Hach ist Irland schön“. Der Lebensunterhalt verlangt’s.Und Irland ist ja auch schön. Also kein Interessenskonflikt.
Mein neuest erschienenes Werk in diesem obigen Sinne geht morgen an dich raus. Irland-Fluff mit schönen Bildern… :-)
Wir sollten wirklich mal eine Ex- und Noch-Journalistenrunde organisieren -wenn wir mal alle zusammenbringen könnten.
Wir kommunizieren.
Freue mich auf Dein neues Werk. Bei der Runde bin ich gerne dabei. Was verstehst du unter kommerziellem Schreiben? Im übrigen denke ich, es gibt keine Ex-Journalisten (außer, wenn sie tot sind): Einmal Journalist, immer Journalist: Es ist eine Art und Weise zu sein, sich das Leben zu erschließen und das Leben zu begreifen.