Das ist Paddy Sheehan, der “Kapitän” von Irlands einziger Seilbahn. Täglich drei mal sitzt Paddy in seiner Kabause am Dursey Sound, verkauft Tickets für den zehnminütigen Seilbahn-Trip und legt den Hebel um, damit sich die blau gestrichene Kiste am Stahlseil in Bewegung setzt.

Paddy betreibt die Seilbahn für das Cork County Council und lässt keinen Zweifel daran, für wen die Seilbahn zuerst fährt: für die Inselbewohner. Eigentlich sollte das Infrastrukturprojekt, das nun in allen Irlands-Reiseführern als “The Only One” gefeiert wird, dazu beitragen, die Bevölkerungzahl auf Dursey Island zu stabilisieren und die Gemeinde am Leben zu erhalten. Das Ansinnen ist gescheitert. Heute leben auf Dursey am westlichen Ende der Beara Peninsula gerade noch eine Handvoll Menschen – im Sommer sind es ein paar mehr.

Bahnwärter Paddy wird grummelig, wenn morgens um 10.30 Uhr immer noch Menschen mit Tagesrucksäcken an der Seilbahn anstehen, um über den Sund auf die Insel transportiert zu werden. Er fordert den Touristen im allgemeinen auf, gefälligst früher aufzustehen, und die 9-Uhr-Bahn zu nehmen. Dann scannt er die Umgebung genau ab, ob er nicht noch einige Einheimische erspäht, denen er den Vorzug geben könnte: “Locals first.”

Die jungen Frauen aus Cork City freuen sich auf die Tageswanderung auf der  einsamen Insel im äußeren Westen des Counties Cork. Sie nehmen Platz in der mit acht Passagieren formal schon überfüllten Seilbahn-Kabine und sind guter Laune: Gut, dass sie die letzte Bahn des Morgens gerade noch geschafft haben, gut, dass weder Einheimische, noch Güter, noch Rindviecher bevorzugt transportiert werden mussten.

Während die Kiste über den Dursey Sound schwankt und schwebt, wundert sich das Mädchen aus Cork: “Gäste werden hier nicht gerade mit Jubel begrüßt”. Sagt Ihre Freundin: “Wir sind hier in West Cork. Wäre das hier County Kerry, wäre diese Seilbahn längst die größte Touristen-Attraktion.” Womit sie recht hat. “Willkommen” in West Cork. The Real Thing.