News aus Irland immer aktuell40 Jahre Blutsonntag in Derry, Shannon Airport vor ungewisser Zukunft, Iren wollen Volksabstimmung zur Zukunft der EU, der Finanzminister macht sich beim Volk unbeliebt: Die Irland-News dieser Woche heute wieder kurz und knapp in unserem schnellen Wochenrückblick.

 

Der “Irische Blutsonntag” jährt sich zum 40. Mal

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Bloody Sunday Gedenkmarsch in Derry im Jahr 1975

Heute erinnert sich Irland an einen schrecklichen Tag vor 40 Jahren: Am Nachmittag des 30. Januars 1972 demonstrierten in der nordirischen Stadt Derry 10.000 Menschen (ungenehmigt) gegen die Internierungspolitik der Britischen Regierung in Nordirland. Zwischen 16:10 und 16:40 Uhr erschoss eine Elitetruppe des Britischen Militärs 13 Demonstranten und verletzt 13 weitere. Der Sonntag ging als “Bloody Sunday”, als Blutsonntag in die Geschichte ein und löste eine dramatische Verschärfung des Konflikts in Nordirland aus. Dem Blutigen Sonntag folgte ein besonders blutiges Jahr. Erst im Jahr 2010 entschuldigte sich die Britische Regierung für das Massaker. Die späte Rehabilitierung für die Opfer des Blutsonntags und Entschädigunszahlungen der britischen Regierung führte bei den Familien vieler Opfer zum Umdenken, am  jährlichen Gedenkmarsch in Derry nicht mehr teilzunehmen. Für die Opfer des Blutsonntags findet heute ein Gedenkgottesdient im katholischen Wohnviertel Bogside statt.

Shannon Airport vor ungewisser Zukunft

Er war einst Irlands bekanntester Flughafen, diente als bedeutender Stop-Over für Transatlantikflüge zwischen Europa und Nordamerika. Heute macht der Shannon Airport im Westen der Insel vor allem mit seinen Schulden Schlagzeilen: Acht Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, die Zahl der Fluggäste fiel seit dem Jahr 2007 um zwei Millionen auf garade noch 1,6 Millionen. Irlands Regierung sucht deshalb nach einer tragenden Strategie  für den vollkommen überdimensionierten, veralteten und mit 100 Millionen Euro verschuldeten Airport 25 Kilometer nördlich von Limerick im County Clare. Transportminister Leo Vardkar hat nun angekündigt, dass die wichtigen Entscheidungen noch vor Ostern getroffen werden sollen. Im Gespräch ist, den Flughafen aus der Verwaltung der Flughafenbehörde Dublins (DAA) herauszulösen und ihn stärker in regionale Strategien des Westens einzubinden. Auch der Flughafen von Irlands zweitgrößter Stadt Cork sucht im übrigen dringend eine gute Strategie. Der durch den Bau eines neuen Terminals überdimensionierte und mit 200 Millionen Euro überschuldete Cork Airport ist ebenfalls eine Schuldenfalle für den klammen Staat. (Quelle: Irish Examiner)

72 Prozent der Iren wollen über Europa abstimmen

Der von Deutschland und Frankreich betriebene Fiskalpakt für die EU mit Schuldenbremsen und automatischen Strafen für die Mitgliedsländer soll in Irland mit einer Volksabstimmung angenommen oder abgelehnt werden. Das sagen 72 Prozent der von Red C für die Sunday Business Post befragten Teilnehmer einer Umfrage. Entgegen der Befürchtung der irischen Regierung würde derzeit eine Mehrheit von 40 Prozent die weitere Einschränkung der nationalen Souveränität akzeptieren. 36 Prozent sind derzeit dagegen. Der Fiskalpakt, der morgen bei einem EU-Gipfeltreffen in Brüssel beschlossen werden dürfte, soll vor allem das Vertrauen in den Euro stärken: Er verpflichtet die Mitgliedsstaaten der EU zu nationalen Schuldenbremsen und sieht automatische Strafen für Defizitsünder vor. Verstöße gegen den Pakt soll der Europäische Gerichtshof ahnden. Großbritannien hat die Zustimmung bekanntlich abgelehnt. Irland ziert sich noch, die Regierung lässt von einer Kommission prüfen, ob die Verfassung eine Volkabstimmung in der Frage notwenig macht.

Finanzminister zahlt unversicherte Anleihen aus

Irlands Finanzminister Michael Noonan bestand am Mittwoch darauf, fällige 1,25 Milliarden Euro an unversicherten Anleihen auszuzahlen. In einem symbolischen Akt blockierten deshalb Aktivisten am Morgen das Finanzministerium. Die Auszahlungen sind hoch umstritten, da der irische Steuerzahler auf Jahre hinaus drastische Sparmaßnahmen des Staates mittragen soll, die durch Garantieversprechen der Regierung gegenüber Banken, Investoren und Spekulanten entstanden sind. Die Rettung der irischen Banken wird hunderte Betten in Pflegeheimen, viele Lehrerstellen und zahlreiche ländliche Polizeistationen und Postämter kosten. Dabei war die aktuelle Regierung mit dem Versprechen angetreten, die Anleger an den Verlusten der Finanzkrise zu beteiligen. Unter dem Druck der EZB jedoch änderte die Regierung unter Taoiseach Enda Kenny und Finanzminister Noonan unerwartet ihren Kurs. (Quelle: Irish Times)

Der Fuhrpark der irischen Polizei ist überaltert

Die Einsatzfahrzeuge der irischen Polizei altern schneller als es den Budgetverantwortlichen lieb ist: Der Fuhrpark der irischen Garda gilt mittlerweile als überaltert. Über ein Viertel der 683 Streifenwagen hat über 250.000 Kilometer auf dem Tacho und steht kurz vor der Ausmusterung. Im Jahr 2012 sollen nun neue Fahrzeuge beschafft werden, eine entsprechende Ausschreibung werde vorbereitet, erklärte Justizminister Shatter. Die staatlich vorgegebene Sicherheitsgrenze für Polizeiautos liegt bei 300.000 Kilometern. Im letzen halben Jahr wurden 71 Einsatzwagen aus dem Verkehr gezogen, nachdem sie dieses Limit erreicht hatten – ersetzt wurden sie allerdings bislang nicht. (Quelle: Irish Examiner)

Privatisierung der  Müllabfuhr in Dublin ein Desaster

Dublins Stadtrat hat sich in einer turbulenten Sondersitzung mehrheitlich für eine Rückkehr zur städtischen Müllabfuhr ausgesprochen. Anordnen kann das Gremium die Rückabwicklung der umstrittenen Privastisierung allerdings nicht. Dublins City-Manager John Tierney verteidigte die Privatisierung: Ohne den Schritt hätte man die Müllgebühr mindestens verdoppeln müssen. Er gab zu, dass man die Umstellung schlecht kommuniziert habe. Die Sondersitzung des Rates war einberufen worden, nachdem zahlreiche Mülltonnen nicht geleert worden waren und eine Rekordflut von Beschwerden über Dublins neuen privaten Müllentsorger, die Firma “Greyhound”, beim City Council eingegangen waren. Der Stadtrat will nun die Entscheidungsgewalt über die Art der Müllabfuhr ausüben. (Quelle: RTÉ)

Vermisste Fischer immer noch nicht gefunden

Zwei der fünf Opfer eines Schiffsunglücks im Atlantik vor Union Hall werden auch zwei Wochen nach der Tragödie noch immer vermisst. Nach den Leichen des irischen Kapitäns und eines ägyptischen Besatzungsmitglieds suchen derzeit bis zu 50 freiwillige Taucher. Der Unfall, der sich bei schlechtem Wetter zwei Kilometer vom Hafen von Glandore in West Cork ereignete, hat an der Südküste Irlands große Anteilnahme ausgelöst. Nur einer von sechs Fischern konnte sich retten. Es gilt als möglich, dass die beiden vermissten Bootsleute im Hafengebiet noch gefunden werden, es wird ausgeschlossen, dass sie noch leben.

Ganz zum Schluß: Macht Liam Neeson den Ali?

Religion ist spätestens seit Muhammad Alis Konvertierung zum Islam und seit Tom Cruise´s Engagement für und bei Scientology ein VIP-Thema. Nun macht ein irischer Schauspieler Schlagzeilen in Glaubensdingen: Liam Neeson wird nachgesagt, er denke über einen Übertritt zum Islam nach. Neeson ist einem breiten Publikum durch seine Rollen als Oscar Schindler in “Schindlers Liste”, Hannibal Smith in “The A-Team” oder  als Michael Collins im gleichnamigen Film bekannt. Der Gedanke der Konvertierung kam Neeson Medienberichten zufolge während Dreharbeiten in Istanbul. Dort habe ihn der Gebetsruf der Muezzine in der Seele berührt, so der Schauspieler. “Der Gebetsruf erfolgt fünfmal am Tag und in der ersten Woche macht es Dich wahnsinnig, aber dann dringt es in Deine Seele und es ist die schönste, allerschönste Sache.” Inspirierend für Neeson waren demzufolge vor allem die  Gotteshäuser Istanbuls. “Es gibt 4000 Moscheen in Istanbul. Einige sind wirklich atemberaubend und lassen mich darüber nachdenken Moslem zu werden.” (Quelle: Belfast Telegraph)

 

Die News am Sonntag wurden editiert von der Irlandnews-Redaktion unter Mitarbeit von Joachim Mayer (Foto) von Gaelnet.de

 

 Fotos: Wikipedia  (1) (oben); Markus Bäuchle (1);  privat (unten).