Irland Sturm

Ruth vor Irland. Reichlich frische Luft aus der atlantischen Sturmfabrik.

. . . oder: Haltet den Hut, hier kommt Ruth. Heute, Freitag, ab 18 Uhr, soll der nächste Atlantische Sturm an unsere Tür im Südwesten Irlands klopfen. Wir werden Ruth, so heißt die Tiefdruck-Amazone, nicht herein lassen. Deric Hartigan, forscher Wetter-Moderator beim irischen Sender TV 3, drückte in den beiden letzten Tagen bereits mächtig auf die Tube und forderte die Iren auf: “Sandsäcke raus, Flutsperren hoch. Ruth hat Eier.” Die totale Sexualisierung der Welt macht auch vor dem Wetter nicht halt. Doch das nur nebenbei — unsere volle Aufmerksamkeit hat einmal mehr das Wetter verdient: Ruth, die mit über 100 Stundenkilometern über das Land fegen soll.

Deric Hartigan_TV_3

Ruth (schwarz) steht vor Irland (grau). Rendezvous: Freitag ab 18 Uhr.

Noch zehn Tage Stürme aus der Massenproduktion der Atlantischen Sturmfabrik droht uns heute die irische Wetterbehörde Met Eireann an, und in der kommenden Nacht zum Samstag soll es erneut brenzlig werden. Werden Irlands Städte erneut heimgesucht? Wird die Innenstadt von Cork zum dritten Mal innerhalb von zehn Tagen geflutet? Die Gefahr besteht. Zwar hat die Höhe des Meeresspiegels mittlerweile abgenommen, doch das Problem sind nun die überlaufenden Flüsse, die die Wassermassen nicht mehr halten können — und es stehen nach einem Tag Luftholen zwei Tage Dauerregen mit viel frischem Wasser vor der Tür.

In Irland machen sich die Menschen neuerdings erstmals Gedanken darüber, warum die Stürme Namen haben. Bisher waren das nur Gales und Storms, nun allerdings tragen die Meterologen Irlands die von der Freien Universität Berlin vergebenen Namen für Hoch- und Tiefdruck-Gebiete zunehmend in die heimische Wetter-Diskussion. In Deutschland kennen man und frau die Wetterpatenschaft des Berliner Instituts für Metereologie schon seit dem Herbst 2002, als Tief Yvonne und Hoch Werner übers Land zogen. Ein Tief kostet derzeit 199 Euro, ein Hoch 299. Für die Summe kann, wer will, einer der nächsten Wetter-Sensationen einen Namen verleihen.

Nicht für den nächsten drohenden Wintersturm, wohl aber für dessen Namen Ruth, ist die Wetterpatin Ruth Radeke verantwortlich. Der hebräische Name Ruth, der in den 20- und 30-er Jahren in Deutschland ein Renner war, bedeutet übrigens “Freundin” oder “Begleiterin”. In diesem Fall müssen wir davon ausgehen, dass wir es mit einer garstigen Freundin zu tun haben. Die Tiefdruck-Vorgängerinnen von Ruth im Februar 2014 hießen übrigens Okka, Petra und Qumaira. Aus Gründen der Gleichstellung werden die Frauennamen im kommenden Jahr wieder den Hochdruckgebieten vorbehalten sein, während die Männernamen für Wind, Regen und Hochwasser zuständig sind.

Mein Name sei Sturm: Wer sich einen Orkan-Namen oder wie die kommende Schönwetter-Periode heißen will: Es sind noch Hochs und Tiefs im Angebot für dieses Jahr: Hier weht der Wind.

Bilder: FU Berlin (oben); TV 3 (unten)