„Alle guten Vorsätze haben etwas Verhängnisvolles. Sie werden beständig zu früh gefasst.“ (Oscar Wilde)
Heute ist das Jahr 2014 vier Tage alt. Wie haben ihre guten Vorsätze überlebt? Wieviele sind noch übrig? Geht es besser? Man sagt, dass sich das mit den Vorsätzen für das neue Jahr in der Regel Mitte Januar erledigt hat. Schade eigentlich, ist es doch die große Zeit im Jahr, wo die halbe Welt wie auf ein geheimes Kommando bessere Menschen werden will. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (*1854 Dublin, † 1900 Paris) wies in seiner eigenen Weise darauf hin, warum das mit den guten Vorsätzen systematisch scheitert.
Ich habe vor kurzem das Grab von Oscar Wilde („Das Bildnis des Dorian Gray“) in Paris besucht. Es ist heute eine der Hauptattraktionen des Paris-Tourismus und das drittmeist besuchte Grab auf Père Lachaise, der größten Totenstadt Europas. Nur die Ruhestätten des legendären Doors-Musiker Jim Morrison (The Doors) und des Fertitiltäts-Fetisches Victor Noir ziehen noch mehr Menschen an. Wilde war nach einem Gefängnisaufenthalt (verurteilt wegen seiner offen praktizierten Homosexualität, damals gebrandmarkt als „Unzucht“) vor der gesellschaftlichen Ächtung aus seinem Heimatland Irland geflohen. Er lebte die letzten drei Jahre arm, isoliert und krank in Frankreichs Hauptstadt. Er hätte sich die Berge von Blumen und die vielen Lippenstift-Küsse, die vor allem nach Idolen pilgernde Frauen trotz Kussverbot auf dem Grabmal hinterlassen, vermutlich zu Lebzeiten gewünscht. Die geflügelte und geküsste Sphinx hinter Plexiglas, der vor einigen Jahren der Penis abgehackt und gestohlen wurde, nimmt es offensichtlich gelassen.
Foto: Markus Bäuchle
„verurteilt wegen seiner offen praktizierten Homosexualität,
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Er hätte sich die Berge von Blumen und die vielen Lippenstift-Küsse, die vor allem nach Idolen pilgernde Frauen trotz Kussverbot auf dem Grabmal hinterlassen, vermutlich zu Lebzeiten gewünscht.“
Na, ich weiß nicht … ;-)
bádoir
Lieber Markus, alles Gute für das Neue Jahr – ich freue mich auf weiterhin interessante Blog-Einträge!
Übrigens ist es nur ein Mythos, dass Wilde verarmt gestorben sei. Er bekam Tantiemen aus seinen Werken und hatte aus ihnen ein Einkommen, mit dem er ein solides, gutbürgerliches Leben hätte führen können. Leider hat er bis zum Schluss nicht den Umgang mit Geld gelernt, sodass er das Geld bis zur Monatsmitte regelmäßig ausgegeben hatte und sich den Rest des Monats durchschnorren musste. Im neuen Monat ging dann ein Gutteil des Geldes erst mal fürs Abbezahlen der Schulden drauf. Er soll sich aber noch am Morgen seines Todes Champagner gegönnt haben. (Quelle: Biografien, u.a. Richard Ellmann)