Bevor der Keltische Tiger in Irland röhrte und rülpste, hatten viele junge Männer auf der Insel nach dem Schulabgang genau drei Möglichkeiten: auf der elterlichen Farm arbeiten, auswandern oder Pfarrer werden.  Der Pfarrer im Dorf war wer, er hatte Macht, ein gesichertes Einkommen, meist eine Haushälterin (und leider viel zu oft die wehrlosen Ministranten). Der Beruf des katholischen Pfarrers  galt deshalb im alten Irland als Traumjob.   

Im Lauf der letzten Jahre – unter dem Eindruck der ekligen Kirchenskandale und der rasend-schnellen Säkularisierung des irischen Alltags  – kam der irische Pfarrer auf die Rote Liste der bedrohten Arten: Die Priesterseminare ähnelten zunehmend Einsiedlerklausen, Pfarrgemeinden mussten mangels Nachwuchs zusammengelegt werden, und der Pfarrer litt unter dramatischem Reputationsverlust.
Das kann sich nun alles wieder ändern. Die Arbeitslosigkeit steigt dramatisch, der Glauben in die Ersatzreligionen Geld und Konsum ist zutiefst erschüttert. Erzbischof Diarmud Martin lässt in den Medien schon einmal die Glocken läuten: In einer Kirchengemeinde in Nord-Dublin haben sich in den vergangenen Wochen  85 (!) Menschen um eine Sekretärinnenstelle beworben. Binnen Monaten wurde der Ladenhüter, den keiner haben wollte,  wieder zum sicheren Traumjob, und die schwarze Zunft (die gerne auch mal weiß trägt, unser Foto) wähnt sich im Aufwind.  
Eine Sprecherin des Erzbischofs in Dublin deutete heute via Irish Times an, dass auch der Run auf die bezahlten Stellen der Laien-Seelsorger und der Diakone – das sind Laien-Pfarrer mit vierjähriger Ausbildung, die nicht dem Zölibat unterliegen – voll eingesetzt hat. Auch im berühmten Priesterseminar von Maynooth im County Kildare wird wieder leise frohlockt. Die Auferstehung des Traumberufs Pfarrer ist nah.