Fernsehen IrlandIrland vor dem Fernseher: Die meist gesehene TV-Sendung seit über 17 Jahren lief am vergangenen Freitagnacht in der Prime Time: 2,156 Millionen Zuschauer in der Spitze und 1,414 Millionen im Durchschnitt sahen die “Toy Show 2011” — eine vorweihnachtliche Sonderausgabe der legendären “Late Late Show.” Ist die “Late Late”, die am längsten laufende wöchentliche TV-Show Irlands so etwas wie das mediale Kaminfeuer der Iren, so gerät sie einmal im Jahr, an einem Freitagabend anfang Dezember, zum brachialen Werbefeuerwerk für Kinderspielzeug. Die “Late Late Toy Show” stellt abendfüllend angesagtes und für die Weihnachtsbescherung mehr oder weniger geeignetes Spielzeug für Irlands Nchwuchs vor, und das seit den 70-er Jahren. Nur leicht kaschiert als Unterhaltungs-Event pusht die große Verkaufs-Show den Absatz von Produkten der Spielzeugindustrie. Die Iren lieben die Toy Show, eine Institution seit der Kindheit, eine Ikone der Fernsehgeschichte.

Zuletzt saßen mehr Zuschauer im Jahr 1994 während des Fußball-Weltmeisterschaft vor Irlands Fernsehgeräten. Das tut dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen RTE gut, das derzeit unter einem riesigen Falschberichterstattungs-Skandal leidet, es tut der zuletzt unter Quotenschwund leidenden Late Late Show mit Moderator Ryan Tubridy (Foto) gut, und wohl auch dem Weihnachtsgeschäft. Ob die Rekord-Quote mit fast 70 Prozrnt Marktanteil auch auf ein Rekordweihnachtsgeschäft hindeutet, ist allerdings fraglich. Seit gestern breitet die Regierung die Bevölkerung in einer zweitägigen Mammut-Veranstaltung auf weitere Belastungen vor: Steuern rauf, Staatsleistungen runter, vier Milliarden Euro sollen 2012 im nunmehr fünften Rezessionsjahr zusätzlich eingespart werden. Da bekommt das Wort Window Shopping vor dem Fernseher, dem Fenster zur Welt, wohl eine ganz neue Bedeutung.

Fotos (2): RTE