Man mag sie belächeln, die Zigarettenstummel- und Chipstütenzähler, die jedes Jahr im Mai und Juni die Gehwege, Rinnsteine und Straßen irischer Gemeinden mit sturem Blick nach Unrat absuchen. “Litter Challenge” (Abfall-Wettbewerb) ist eine so liebenswürdig harmlose irische Institution wie “Tidy Towns” (“Unser Dorf soll schöner werden”) – und man kann sie ob ihrem zivilistorischen Nutzen gar nicht oft genug erwähnen. Die Zwischenergebnisse 2009 für “unser schönes Dorf” Glengarriff lassen allerdings aufhorchen. Das Zigarettenstummel-Orakel flüstert uns zu: Es geht bergab, das Chaos greift nach uns.

289 Kippen haben die Ordnungs-Sheriffs des Cork County Council vergangene Woche in Glengarriffs bislang immer makellos gefegter Straße ( es gibt nur eine…) gezählt und protokolliert – schlimmer noch: 180 dieser Stummel kannten die Kippenzähler schon von der Vorwoche. Killefitz, mag man meinen. Doch hinter dem Stummelstau verbirgt sich eine bittere Wahrheit: Das County Council und die National Road Authority NRA haben vor drei Wochen in zahlreichen Gemeinden die Straßenreinigung eingestellt. Begründung: Sie haben kein Geld mehr, um die Arbeiten und die Arbeiter zu bezahlen.
Während die Geschäftsleute von Glengarriff noch versuchen, Geld zu sammeln und eine eigene Straßenreinigung zu organisieren, bröckeln vielerorts im Land die Budgets für weit wichtigere Services ab. Man wird das Gefühl nicht los: Langsam geht es auf der Insel ans Eingemachte.