Schweine in Irland

Schwein auf der Wiese in Ballymaloe, County Cork

Sie sind klug, sie werden gerne diffamiert (“Dumme S . .”), sie führen ein Leben im Verborgenen, die meisten Menschen kennen nur noch ihre Einzelteile: Schnitzel, Filet, Eisbein, Schinken. Schweine. Gehalten in Ställen und Tier-KZs mit dem alleinigen Ziel, möglichst schnell zu möglichst viel Fleisch und Wurst zu wachsen. Noch vor einigen Jahrzehnten waren auch Schweine Teil des Dorfbilds. Sie tollten auf Wiesen, suhlten in Pfützen und kreierten Morast, schliefen auf grünen Wiesen.

In manchen Kreisen genießen Schweine ein Comeback. Eine Nachbarsfamilie hält sich jetzt ein Schwein als Haustier (das nicht als Wurst enden soll), Stevie O`Sullivan hält auf der Show Farm Molly Galvins in Bonane seit einiger Zeit ein frei laufendes Schwein, und auf Bio-Bauernhöfen wie Ballymaloe House in East Cork stehen die Schweine auf der Weide. Schwein gehabt. Einzelfälle, Glücksfälle? Dem Gros der rund 1,5 Millionen in Irland lebenden Schweinen geht es weniger gut.

Das Schwein in seinen vom Menschen geschätzten Teilen

Das Schwein in seinen vom Menschen geschätzten Teilen Grafik: Metzgerei Ammon in Fürth

Die Zahl der Schweine steigt übrigens in Irland wieder, genauso wie die Zahl Rinder. Die Re-Agrarisierung Irlands ist in vollem Gange. Irish Beef boomt, auch das Schaf, das heimliche Symboltier der Insel, scheint wieder gute Geschäfte zu ermöglichen. Die Zahl der Schafe hatte sich seit anfang 2002 fast halbiert, steigt nun aber wieder stetig. Ende Juni 2012 lebte laut Statistikamt CSO eine Sommer-Population von 5,1 Millionen Schafen auf der Insel (plus 6,5 Prozent innerhalb eines Jahres), und eine von 6,8 Millionen Rindern (plus 4 Prozent), die Anbaufläche für Getreide wuchs in der Zeit um  4,5 Prozent.

 

Wer erinnert sich? Im Jahr 1971 sang Hannes Wader die schräge Geschichte vom Schwein Monika:

“Zu einer Zeit, in der ich sehr allein war, so ohne einen Menschen, schaffte ich mir ein Schwein an, das ich Monika nannte.
Ich stellte es auf meinem Balkon unter und fütterte es mit Abfällen, die ich aus den Mülleimern kramte.
Das Tier fraß auch jeden Dreck, machte aber gleichzeitig so viel Mist, dass es schon nach wenigen Wochen bis zum Hals in der eigenen Jauche steckte.
Um es vor dem Ertrinken zu retten, setzte ich einen Sessel mitten rein und band die Sau mit Stricken darauf fest.

Um den Mist nun los zu werden, wandte ich mich mit einer Zeitungsanzeige and die Kleingärtner der Umgebung.
Das Interesse dieser Menschen an echtem Schweinedung
war riesengroß, und schon am nächsten Tag standen sie
in Schlangen unter meinem Balkon. die Jauche floß in Strömen –
und manche wollten sogar was dafür bezahlen.
Irgendwie sprach sich das auch herum, die Leute grüßten mich
wesentlich freundlicher als sonst –
ich wurde jetzt geachtet als ein Mann, der es versteht,
aus Scheiße Geld zu machen.

Einmal, es war Sommer, die Sau saß draußen breitbeinig in ihrem Sessel und sonnte sich, da hörte ich sie plötzlich
aufgeregt grunzen. Ich riss die Balkontür auf und sah noch,
wie sich Frau Klotzkes widerlicher Köter an ihr zu schaffen
machte. Als ich mich dazwischen werfen wollte, wurde der
Hund plötzlich an einem Bindfaden hochgezogen, und auf dem Balkon
über mir sang ein Haufen frühreifer Kinder:” Eene, meene, mackel,
die Sau machts’s mit nem Dackel.

Durch diese unfreuliche Erlebnis fühlte ich mich noch
enger an Monika gebunden, und ich nahm ihren ersten Geburtstag
als Anlass für eine kleine interne Feier. Es machte ihr auch sichtlich Freude,
sich vorn und hinten von mir bedienen zu lassen. Abends zündete ich eine Kerze an, stellte ihr einen Eimer billigen Fusel hin, mir selbst eine Flasche Schnaps,
und gemeinsam soffen wior eine Weile vor uns hin,
und ich erzählte ihr was von mir.

Um unserem Fest nun einen besonderen Pfiff zu geben, legte ich eine heiße Platte auf, und das hätte ich nicht tun sollen.
Denn kaum hörte Monika die ersten Töne, plumpste sie, besoffen wie sie war, von ihrem Sessel und fing wie irrsing an zu tanzen.
Unfähig mich zu rühren, sah ich, wie sich der Balkon langsam vornüber neigte und dann mit unbeschreiblichem getöse in die Tiefe stürzte,
Während Monika, laut gröhlend, mit dem Kopf nach unten, in der Astgabel einer Platane schaukelte, die direkt am Hause stand.

Ein Jahr ist inzwischen vergangen, seit Monika wegen Alkoholvergiftung notgeschlachtet werden musste.
Ich fühle mich schuldig an ihrem Tode und habe mich jetzt fast ganz zurückgezogen.
Um alles wieder gutzumachen, wollte ich mir schon ein neues Schwein anschaffen, aber der Gedanke daran hat alles Vergangene wieder in mir aufgerührt.
Stattdessen habe ich mich für eine mittelschwere Frau entschieden. Der Balkon ist bereits repariert, und frisches Stroh habe ich uns auch schon besorgt…”