Es lebt mit der Familie seit 35 Jahren im abgeschiedensten Winkel von Südwest-Irland. Er ist einer der kreativsten und schaffensreichsten Künstler der Gegenwart: Buch- und Kinderbuch-Autor, Zeichner und Illustrator, Satiriker, Weltbürger, Provokateur und Humanist. Heute wird Tomi Ungerer 80 Jahre alt. Was er von Geburtstagen und Feiern hält, sagte der Elsässer Tomi Ungerer im Vorfeld des großen Trubels der dpa:

“Ich habe eine Geburtstags-Allergie. Ich hasse diese Tyrannei der Feiern. Der einzige Tag, den ich feiere, ist (Allerheiligen) am 1. November. Da zünde ich eine Kerze an und bin allein mit all meinen Toten, den guten und den bösen. Geburtstage sind für mich eine Last, aber es ist halt so. Es tut mir ja auch gut, dass ich so bekannt bin und es freut mich, dass es so viele Menschen gibt, denen ich eine Freude mache, doch feiern sollen die anderen. Die Stadt Straßburg macht einen Empfang, da werde ich da sein. Feiern tue ich jeden Tag, an dem ich am Leben bin, morgens mit einer Tasse Kaffee.”

Er wird trotzdem feiern müssen: Seine Heimatstadt Straßburg wird für Ungerer, der von sich sagt, er sei nun erstmals in seinem Leben richtig zufrieden, einen Empfang ausrichten. Der Mann, für den Arbeiten das Wichtigste im Leben ist und der gerade das neue Buch “Fogman” (Nebelmann) fertiggestellt hat, hält sich mit Arbeiten fit. Sein Motto: “Lorbeeren stechen, wenn man auf ihnen sitzt”. Bei aller Zufriedenheit mit dem eigenen Leben, für die Welt hat Tomi Ungerer laut dpa wenig Hoffnung:

“Die Zukunft wird grausam. Ich will nicht sehen, wie die Welt in zehn Jahren sein wird. Die Rechtsextremen werden Zulauf bekommen, es gibt ja keine Linke mehr. . . Die angesammelten Schulden, und was wir der Natur antun, die Fehler, die die Menschheit macht, häufen sich. Die Welt ist nicht mehr zu retten, das steht an der Wand geschrieben. Unsere Generation hat es noch gut gehabt. Heute leben wir in einer Welt von Spezialisten und Zauberlehrlingen. Wir sind keine Menschen mehr, nur noch Materialisten. Deshalb habe ich mir vor 35 Jahren hier am Ende der Welt (in Irland) einen Platz gekauft.”

Im neuen Buch, Fogman, sschreibt Ungerer wohl auch über seine Wahlheimat Irland. Wir sind gespannt. Der Diogenes-Verlag hat eine Bio-Bibliographie zusammengestellt, die Auskunft über Ungerer und sein Werk gibt. Sie und ein hübsches Ungerer-PDF-Booklet können  kostenlos heruntergeladen werden.

Und noch ein Ungerer-Zitat aus der heutigen “Welt”:

“… zu Hause ist in Irland. Meine Familie ist dort. Ein Mann ist zu Hause, wo seine Familie lebt. Und alle Kinder sind total irisch und in Irland geblieben. Ich fühle mich sehr gut dort. Ich muss auch das Meer haben. Das gibt es im Elsass leider nicht. Vielleicht eines Tages, wenn es Überschwemmungen vom Rheintal gibt: Dann kann man das Straßburger Münster mit U-Booten besuchen.”