News aus Irland immer aktuellIn Irland kann man wieder billige Häuser kaufen.  Die Preise haben seit 2007 enorm nachgegeben. Auch bei der Regierung ging es diese Woche nur ums liebe Geld — und ein Bürgermeister redete sich um Kopf und Kragen. Lesen Sie die Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aktuell aus Dublin.

 

Immobilienmarkt: Die Hauspreise purzeln weiter

Irland HausNach neuesten Angaben des Zentralen Statistikamts CSO liegen die Hauspreise im Schnitt mittlerweile 45 Prozent unter dem, was Anfang 2007 auf dem Höhepunkt des Booms gezahlt wurde. Wie sehr der Immobilienmarkt eingebrochen ist, zeigte sich diese Woche auf einer Auktion: Für schlappe 65.000 Euro ersteigerte ein Bieter ein im Dubliner Stadtteil East Wall gelegenes 20er-Jahre-Reihenhaus mit drei Schlafzimmern. Bereits vor drei Jahren hatte der Bieter ein Auge auf genau dieses Haus geworfen, konnte sich aber die damals geforderten 380.000 Euro nicht leisten. Nun bekam er das Haus zu einem Preisnachlass von satten 83 Prozent. Geduld zahlt sich aus. (Quelle: Irish Independent)

 

2.000 protestieren in Dublin gegen Sparmaßnahmen

Irland NewsDie Proteste gehen weiter. Am Samstag protestierten in Dublin etwa 2.000 Menschen gegen die geplanten Sparmaßnahmen und Kürzungen der Regierung. Zu dem Protestmarsch hatten Gewerkschaften und politische Organisationen aufgerufen. Nach Ansicht der Gewerkschaften seien die geplanten Kürzungen und Steuererhöhungen ungerecht und träfen die sozial Schwachen. Vielmehr sollten die Wohlhabenden des Landes stärker zur Kasse gebeten werden. Überhaupt sei das Vorhaben, 3,8 Milliarden Euro einzusparen, eine Entscheidung der Regierung, und keinesfalls im Rettungspaket von EU und Internationaler Währungsfonds gefordert. (Quelle: Irish Independent)

 

Das Budget 2012 sorgt für Unruhe in der Koalition

Nur noch eineinhalb Wochen, bis der Haushaltsentwurf für 2012 verkündet wird. Die Spannung steigt, wobei es eigentlich nur mehr um die Frage geht, in welchen Bereichen nicht gekürzt wird oder welche Steuern nicht angehoben werden. 3,8 Milliarden Euro Sparmasse muss die Regierung auftreiben – da wird kein Bereich verschont bleiben. Kindergeld, Arbeitslosengeld, Studiengebühren, Mineralölsteuer, KFZ-Steuer, Vermögenssteuer, Mehrwertsteuer etc. – so ziemlich jeder Bereich wurde bislang wenigstens einmal genannt. Und diese Woche ließ Gesundheitsminister Dr. James Reilly durchsickern, dass auch auf seinen Bereich heftige Budget-Kürzungen zukommen. Als Folge wird man wohl um die Schließung von bis zu vierzig Pflegeheimen und die Erhebung einer jährlichen Gebühr auf die bislang kostenlose Medical Card für Senioren und Bedürftige nicht herum kommen. Ein Skandal, sagen die Abgeordneten von Labour. Sie sehen all ihre Wahlversprechen, sozial Schwache zu verschonen, sich in Luft auflösen. Immer häufiger geraten die Koalitionspartner Labour und Fine Gael bei ihren Diskussionen über den Haushaltsentwurf aneinander. Am Ende dürfte wieder nur ein Kompromiss-Haushalt herauskommen. Man darf gespannt sein. (Quelle: Irish Independent )

 

Mr. Cardiff geht nach Brüssel … oder vielleicht auch nicht

Der Wechsel des Generalsekretärs im Finanzministerium, Kevin Cardiff, nach Brüssel auf den Posten des europäischen Finanz-Controllers entwickelt sich zur Posse. Nach seinem Vorstellungsgespräch diese Woche erhielt Mr. Cardiff überraschend eine Absage. Eine peinliche Schlappe für das Kabinett, das Herrn Cardiff für den 276.000-Euro-Job nominiert hatte. Peinlich auch deswegen, weil Cardiffs alter Posten bereits zur Neubesetzung ausgeschrieben ist. Nun will sich die Regierung für Cardiff einsetzen. Mr. Cardiff habe weiterhin die volle Rückendeckung der Koalition, bekräftigten Premierminister Enda Kenny und sein Stellvertreter Eamon Gilmore. Könnte es vielleicht sein, dass man Herrn Cardiff um jeden Preis loswerden möchte? Im Finanzministerium hatte sich Cardiff nämlich einige Klöpse geleistet. Erst kürzlich hatte er sich bei der Berechnung der Staatsverschuldung mal eben um 3,6 Milliarden Euro verrechnet. Im privaten Sektor wäre der Mann schon lange weg vom Fenster. Und was macht man mit unfähigen, aber unkündbaren Beamten? Richtig, man befördert sie. Am besten weit weg nach Brüssel. (Quelle: Irish Times)

 

Rassismus-Vorwürfe: Bürgermeister von Naas tritt zurück

Darren Scully, gerade noch Bürgermeister von Naas in der Grafschaft Kildare, redete sich diese Woche mit einer unbedachten Äußerung aus dem Amt. In einem Interview mit dem Radiosender 4FM hatte sich Scully über das teilweise sehr aggressive Verhalten einiger Bürger in seinem Wahlkreis ihm gegenüber beschwert. Dabei hatte er sich zu der ungeschickten Äußerung und Verallgemeinerung hinreißen lassen, als Konsequenz aus seinen negativen Erfahrungen in der Vergangenheit künftig afrikanisch-stämmige Bürger nicht mehr vertreten zu wollen. Sofort sah er sich heftigsten Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt. Am Mittwoch beugte er sich dem allgemeinen Druck und legte sein Amt nieder. In einer Stellungnahme entschuldigte er sich. Seine Äußerung habe Raum für Interpretationen gegeben, die er so keinesfalls beabsichtigt hatte. (Quelle: TheJournal.ie)

 

Razzien und Festnahmen: Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen

Irland News 2011Die irische Polizei meldete diese Woche Erfolge im Kampf gegen den Drogenhandel und das organisierte Verbrechen: In Zusammenarbeit mit der Polizei Nordirlands und internationalen Polizeikräften konnte eine Cannabis-Lieferung an Irland im Wert von 2,3 Millionen Euro abgefangen werden. Die 200-Kilogramm-Lieferung wurde in Griechenland sichergestellt. (Quelle: Irish Independent). Bei Razzien im nördlichen Stadtbereich Dublins wurden elf Personen festgenommen. Bei der groß angelegten Aktion gegen das organisierte Verbrechen und den Drogenhandel waren mehr als einhundert Polizisten im Einsatz, darunter Beamte bewaffneter Sondereinheiten. Zwanzig Häuser und Wohnungen wurden durchsucht. Dabei wurden Munition, Drogen, Mobiltelefone, Computer und Dokumente sichergestellt. (Quelle: TheJournal.ie)

 

Mehrwertsteuer-Anhebung: In Nordirland freut man sich

Kommt die Anhebung der Mehrwertsteuer um zwei Punkte auf 23 Prozent? Im Norden der Insel würde man sich freuen. In Einkaufszentren hinter der Grenze stellt man sich auf mehr Kundschaft aus der Republik ein, wie dies bereits in der Vergangenheit nach der letzten Anhebung der Mehrwertsteuer der Fall war. Sinéad McLaughlin von der Handelskammer in Derry sieht gute Zeiten für den nordirischen Einzelhandel kommen. Die Vorboten seien da: Am vergangenen Wochenende beobachtete sie, dass auf dem Parkplatz des Foyleside-Einkaufszentrums in Derry etwa ein Viertel der Fahrzeuge ein Nummernschild aus der Republik hatte. Bereits im Oktober 2008 hatte die irische Regierung die Mehrwertsteuer auf 21,5 Prozent angehoben, während gleichzeitig England die Mehrwertsteuer auf 15 Prozent senkte. In der Folge kam es an Wochenenden auf den Straßen nach Nordirland häufig zu kilometerlangen Staus. Im Dezember 2009 machte die irische Regierung die Anhebung der Mehrwertsteuer wieder rückgängig … (Quelle: Irish Times)

 

Sean Quinns Absturz: War es die Rache der Fairies?

Die Rache der FairiesSean Quinn, einst der reichste Mann Irlands, bleiben seinen eigenen Angaben nach nur noch 11.000 Euro von seinem einst auf fünf Milliarden Euro geschätzten Vermögen. Während des Booms pokerte er hoch und verlor. Doch ist dies wirklich der Grund für den beispiellosen Absturz vom Milliardär zum Tellerwäscher? Nach Ansicht einiger Einheimischer aus seiner Heimatregion im Grenzgebiet zwischen den Grafschaften Cavan und Fermanagh hatte sich Quinn mit besonderen Mächten angelegt: Vor zwanzig Jahren hatte er für den Bau seines Slieve Russell Hotels in Ballyconnel die viertausend Jahre alte Grabanlage von Aughrim Wedge verlegen lassen. An derartigen Orten wohnen bekanntlich die Fairies, Irlands Feen und Kobolde. Und die mögen es gar nicht, wenn man ihre Ruhe stört. Für die Einheimischen ist der Fall klar: Quinn hatte sich den Fluch der Fairies aufgeladen. Sein gewaltiges Bauindustrie-, Hotel- und Versicherungs-Imperium war dem Untergang geweiht. Selbst Schuld also. Nicht umsonst wird gewarnt: Don’t mess with the fairies. (Quelle: Irish Independent)


Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.

 

 

Fotos: Dirk Huck (4)