Samhain, Halloween, Allerheiligen. In unserer Reise durch die Zeit erreichen wir den dunklen Pol des Jahres, die Halb-Etappe zwischen Tagundnachtgleiche und Wintersonnenwende. Nun werden die Schleier zwischen dieser Welt und der Anderswelt besonders dünn. Die Kelten und deren Nachfolger nennen dies die dünne Zeit (thin time), in der die Grenzen zwischen den Reichen der Lebenden und der Toten für kurze Zeit offen stehen. Manche Menschen fürchten sich in dieser dünnen Zeit und bleiben lieber zuhause, andere feiern Halloween, die schrille US-Version des alten Totenkults mit Getöse, wieder andere öffnen ihre Sinne weit und tief und schauen durch den Schleier. Das irische Dorf Leap zwischen Skibbereen und Glandore im County Cork geht seit 2015 einen ganz eigenen Weg: Es lässt zu Halloween die Geister und Vogelscheuchen aufmarschieren und feiert das Scarecrow Festival.

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Unterwegs ans andere Ufer . . .

 

Das Dorf Leap liegt an der N 71 zwischen Skibbereen und dem melarischen Küstenort Glandore, auch zwischen Skibb und Clonakilty. Alles, was man dort üblicherweise als Nicht-Leaper tut, ist ganz schnell durchzufahren (Ausnahme: gute Live Music in Connolly’s genießen).  Leap, das irisch Leim Ui Dhonnabhain heißt, also O’Donovan’s Sprung, wirkt auf den Durchfahrenden durchaus langweilig, doch immerhin ist es in der Fläche nach Kiskeam das zweitgrößte Dorf im County Cork.

Eimal im Jahr, in der Zeit um Samhain, macht Leap nun richtig von sich reden – und die Autos, die auf der N71 durch den Ort brausen, nehmen den Fuß vom Gas. Viele halten an und steigen aus. Denn entlang der Straße und im ganzen Dorf versammeln sich jetzt die Vogelscheuchen. Über 100 Scarecrows  lehren den Betrachtern dieses Jahr das Fürchten, Gruseln oder Schmunzeln. Kreative Hände aus ganz West Cork haben die Geister aus allerlei Alltags- und Recycling-Materialien geschaffen – und fast das ganze Dorf Leap macht mit.

Das Leap Scarecrow Festival gibt es seit dem Jahr 2015. Es wurde von der Bewohnerin Rita Ryan gegründet und sollte zur Unterhaltung ein paar Leute aus der Gegend in den Ort bringen. Das Festival hat sich in kürzester Zeit zum Selbstläufer entwickelt, Jedes Jahr wächst die Zahl der Vogelscheuchen. Zur Motivation der kreativen Bastler gibt es einen Gesamtsieger (Bild ganz unten) und Gewinner in mehreren Unter-Kategorien ( Familie, witzig, gruselig, Schule etc).

Wanderlust-Fotografin Antje Wendel hat Leap besucht und zeigt Euch, was das Scarecrow Festival an Furchteinflößendem zu bieten hat. Hier Ihre Eindrücke:

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Untoter unter Strom

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Humpty Dumpty darf nicht fehlen

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Der Teufel bin ich

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Fast Food vom Sensenmann

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Samhain Biker

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Nur noch Holz und Bänder

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Trump und Kim treffen sich im Kreis der Geister

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Theresa May als besenschwingende Brexit-Hexe

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Stein-Geister spielen Rock-Konzert

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Spritzbereite Krankenschwester vor Health Service

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Halloween-Familie

 

Leap Scarecrow Festival 2018

I Robot

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Schwerer Junge aus Alteisen

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Plastik Recycling: Praktisch und tödlich

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Fräulein mit Mop-Frisur

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Untote kajaken im Trockenfluss

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Spinne am Hals, Blut an den Händen

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Beitrag der Gewinner von 2017 (Two Green Shoots aus Glengarriff): Gladys, bepflanzt unter anderem mit Grünkohl, Petersilie und Salat. Neben ihr steht ein Koffer mit Äpfeln zur Selbstbedienung. Nach Ende des Festivals “reiste” sie zurück nach Glengarriff, wo die Gemüse und Kräuter weiter wachsen.

 

Leap Scarecrow Festival 2018

Die Kreation von Thomas & Daniel: Gewinner des Scarecrow Festivals 2018

 

Antjes Fazit: Leap besuchen. Es lohnt sich. Mehr Infos zum Leap Grusel-Festival gibt es hier.

Alle Fotos: Antje Wendel /  Wanderlust