…und jetzt dioxin-verseuchtes irisches Schweinefleisch, das europaweit aus den Kühltheken verbannt werden muss. Wie kommt es, dass dieses Naturwunder Irland immer wieder Negativschlagzeilen mit Umwelt- und Lebensmittelskandalen produziert? Ohne den aktuellen Einzelfall im Detail zu analyiseren: Es gibt ein Verhaltensgrundmuster im Land, das vielen Umweltverbrechen zugrunde liegt: Die Natur (und dazu zähle ich auch die Nutztiere) gilt traditionell als nicht sonderlich schützenswert. Im Gegensatz zu Arbeitsplätzen und einer intakten Wirtschaft gab es immer genug, manche sagen zuviel, Natur im Land. Dann kamen die Boomjahre, die Arbeit, das Geld – und Menschen wie Politik dachten zu allerletzt daran, (sich und) die Umwelt zu schützen. Die großen US-Konzerne etwa, die im Firmensteuerparadies Arbeitsplätze schufen, durften im Gegenzug frei schalten und walten. Heute wird Irland von den Umweltbehörden der EU regelmäßig dafür abgemahnt, dass die Umweltgesetze nicht eingehalten werden.

Beispiel Bantry Bay. Europas größte Muschelzuchtanlage, betrieben von fünf Firmen in der Bucht, verschmutzt seit über 20 Jahren nahezu ungestört das Meer. Die Kunststoff-Abfälle wandern einfach über Bord in die große Meeres-Mülltonne. Keine Behörde nahm Anstoß an schlecht organisierten Arbeitsprozessen und gier-motivierter Vermeidung von Entsorgungskosten. Die zuständigen Ministerien erklären sich gegenseitig für nicht zuständig, das Meeres- und Fischerministerium interessiert sich im Grunde nur für die maximale Ausbeutung der Bucht.

Nur durch den öffentlichen Druck von Bürgern und das beherzte Eintreten des Hafenmeisters von Bantry ist es zu verdanken, dass demnächst endlich ein freiwilliges (!) Abkommen mit den Muschelfirmen über sauberes Arbeiten und Entsorgen unterzeichnet werden soll. Ich bin sicher, dass sich bei der Ratifizierungszeremonie mehrere hochrangige Politiker berufen fühlen werden, sich die Meriten für diese Großtat ans Revers zu heften und sich für Ihr Wegsehen und Nichtstun auch noch feiern zu lassen. Kostet ja nix.