Ein etwas anderer Wanderurlaub in Irland.

Maria Walder wußte nicht so recht, was beim Irland-Wanderurlaub auf sie zukommen würde. Am Ende war die Ärztin aus Wesel angenehm überrascht. Hier Marias Bericht von einer Wanderwoche mit Wanderlust in West Cork:

„Noch zu Hause Fragen wie: Wie wird es sein mit etwa 15 Leuten, die ich bis auf zwei nicht kenne, als Gruppe unterwegs zu sein; die meiste wache Zeit zusammen zu verbringen? Eine Woche! So was habe ich seit der Schulzeit nicht mehr gemacht – ist das was für mich?

Zum ersten Mal in West Cork war ich vor 20 Jahren und dann noch mal vor zehn Jahren. Wie ist wohl diesem schönen Stück Erde der Celtic Tiger bekommen und die Wirtschaftskrise?

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Angekommen in Kerry Airport gehts mit dem Mietwagen zuerst einmal zu Lidl, die Globalisierung verschont auch Irland nicht.

Der nächste Haltepunkt auf dem Weg nach Glengarriff, West Cork entspricht schon eher dem Erwarteten: Aussichtspunkt Ladies View mit dem Blick in die offene Landschaft hin   zu den Killarney Lakes. Genossen mit  Cappuccino und einem dicken Stück Schokoladenkuchen aus dem Cafe.

Bei Ankunft im mitten in einem dichtgrünen Wald gelegenen Linden House Staunen ob der gelungenen Mischung moderner Architektur eingepaßt in die Landschaft hinter Bruchsteinwänden mit großzügig stilvollen Gemeinschaftsräumen mit  großem offenen Kamin,mehreren Sitzgruppen und einem großen Panoramafenster mit Wahnsinnsblick direkt aufs Meer; die Bucht von Glengariff und Garnish Island.

An meiner Zimmertür finde ich neben meinem Namen ein kleines Bild des zu meinem Namen gehörenden Baumes aus dem keltischen Baumalphabet. Nur eine Kleinigkeit, aber sie vermittelt direkt ein Willkommengefühl und eine besondere Stimmung.

Nach einem ersten Spaziergang in goldener Abendsonne zum Meer- ja ich träume nicht, bin wirklich in Irland, direkt am Meer- sind die meisten Wanderer eingetroffen und wir lernen uns beim  ersten gemeinsamen Abendessen schon etwas kennen. Das Essen  gekocht haben, wie auch an den meisten folgenden  Abenden,   zwei junge irische Frauen, jedes mal lecker, abwechslungsreich und fröhlich serviert. Auch Gruppenteilnehmer mit Allergien und die Vegetarier unter uns werden liebevoll bekocht.

Die beiden Frauen übernehmen im wesentlichen auch die Versorgung der Gruppe mit Frühstück und Lunchpaketen- genauso abwechslungsreich und schmackhaft.

Und abends, es ist ja “Saturday Night”, ein  Ausflug in den Ort Glengariff: Weiter miteinander ins Gespräch kommen beim ersten Glas Guinness im Pub mit Live Musik.

An den folgenden Tagen ” immer das Gleiche”: morgens Aufbruch zu  neuen Eindrücken,  die Elemente Wasser (See, Meer, rauschender Bach, selten auch ein paar Tropfen von oben), Berg und Tal, mindestens 2/3 von “forty shades of green” und Luft, Sonne, Wolken sind immer dabei und etwa jeden 2. Tag ein Regenbogen!

Wunderbar erholsam zu wissen, daß jeder Tag schöne, viele  Sinne ansprechende Erlebnisse bereit hält. Die Wanderungen bereichert  durch die Informationen, die vor allem Markus Bäuchle, der in Irland lebende Organisator und auch die irlanderfahrenen Guides Gudrun Motzny und Uwe Backhaus entlang des Weges mitteilen. Ein Kessel Buntes im schönsten Sinn: Geographisches, über Land und Leute , Politisches, Kunst und Kultur, wer und was;  mit Abstand betrachtet und zugleich mittendrin und engagiert.

Jeden Tag mindestens ein Highlight neben den immer wieder schönen Ausblicken, wenn man um die nächste Kurve biegt oder auf die nächste Anhöhe kommt:

Am ersten Tag zum Einlaufen ein wunderschöner Weg entlang eines quirlig sprudelnden Bachlaufs, umgeben von mit Moos und Farn bewachsenen Bäumen , nebelig verhangen, wie eine verwunschene Feenlandschaft.

Steinkreise , oft an  landschaftlich schönen Orten mit Sicht auf das Meer gelegen, mit einer besonderen Atmosphäre, die einige Gruppenmitglieder auch in ihrer energetischen Kraft erspüren können; immer wieder kontrastreiche Wolkenformationen als Zugabe.

Die Schafseilbahn nach Dursey Island, mit Autofriedhof, dem einzigen wirklich unfreundlichen bis feindlichen Iren, dem wir in der ganzen Zeit begegneten, bilderbuchgleiche Cottages, einer Burgruine und Regenbogen.

Der Barley Lake inmitten kahler, karger Berge, vom Wind leise bewegt und gleichzeitig das Sprudeln des kräftigen Baches zu hören, in den sich der See ergießt, dort auch noch Torfabbau mit mit Graffiti verzierten Schnittflächen.

Ein Ausflug mit dem Kutter zum Walegucken unter fachkundiger Einweisung eines Meeresbiologen- und wir sehen wirklich welche, kleine nur , und kurz, aber aufregend, verbunden mit einem Abstecher nach Clare Island und zu den Seehunden.

Schwimmen- etwas 2/3 von uns tun es, bei 15 °C Wassertemperatur und strahlendem Sonnenschein am Barley cove, schön, gar nicht so kalt!

Ma Murphy´s Pub in Bantry, alt und gemütlich, dem Klischee eines irischen Pubs auf sehr angenehme Weise entsprechend, und gut gegen Regenschauern und fürs Herz.

Das “Dzogchen Beara – Tibetan Buddhist Retreat Center” , verbunden mit einem Hospiz, ein besonderer  Ort in der Nähe von Castletownbere, wunderschön hoch über den Klippen gelegen, vom Meditationsraum  mit Blick ins Blaue hinein – nur das weite Meer und der blaue Himmel.Und danach ein Steinkreis, Irland bringt vieles zusammen.

Garnish Island, ein aus den Felsen  herausgewachsener Traum reicher Engländer in der Bucht von Glengariff, den uns Markus Frau Eliane Zimmermann, Aromatherapeutin und Lehrende mit Sachkenntnis in Bezug auf all die botanischen Besonderheiten, aber auch mit Humor und Wissen über Historie und Histörchen des Ortes und seiner Kreateure nahe bringt- und wieder tolle Eindrücke.

Zum guten Schluß: “Indianersauna” Sweatlodge in der Tradition der Lakota-Indianer Nordamerikas, zu uns gebracht durch den Schwitzhüttenmeister Uwe Backhaus. Die meisten Mitwanderer hatten noch nie bei einer sweatlodge Zeremonie mitgemacht, so daß  Uwe zunächst an einem Abend vor dem Kamin viele unserer Fragen beantwortete. Fast alle Wanderer nahmen dann an den Vorbereitungen der Errichtung der Sweatlodge und dann an der Schwitzhütte selbst teil. Geborgenheit und Wärme, tiefe Verbundenheit mit der Natur waren unter anderem meine Eindrücke; jedem die seinen…

Und zum Abschluß und zum Abschied stilecht und lecker Irish Stew bei Eliane und Markus.

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Zurück zu meinen Gedanken vor Antritt der Reise: Es war angenehm in der Gruppe, mit diesen Menschen, unterwegs zu sein.Die Fahrten mit den PKWs zu den Orten der Tagestouren ermöglichten Gespräche in verschiedenen Konstellationen. Beim Wandern ergaben sich viele Gespräche, aber es gab auch die Möglichkeit, sich alleine zurückzuziehen ohne sich auszuschließen.Das Miteinander in der “Riesen WG” auf Zeit klappte gut, weil alle ihren Teil dazu beitrugen und die räumlichen Verhältnisse entsprechend großzügig waren.

Anders als z.B. Dublin hat sich West Cork in den letzten 20 Jahren trotz des ganzen wirtschaftlichen Wandels nicht grundlegend geändert! Noch ist die Landschaft nicht hässlich zersiedelt – bis auf wenige Stellen vielleicht. Die Natur nimmt einen gefangen.

Und sich diese Landschaft zu erlaufen, in einer gut überlegten Struktur, einmal frei von den Gedanken an Unterkunft, Essen und Programm und dafür umso aufnahmefähigeren Sinnen, war herrlich erholsam .

Mein herzlicher Dank an Markus und seine Helfer/innen und: I`ll be back!“

Maria Walder

PS: Wer nun denkt: “Das will ich auch erleben – hier geht es zur Webseite von Wanderlust.