Irland-Besucher fragen, wir antworten: Warum ist Irland eigentlich ein so teures Land?

Egal ob für Einwohner oder für Besucher: Irland ist ein teures Land. Die Lebenshaltungskosten liegen 40 Prozent über dem europäischen Durchschnitt (EU). Dafür ist die Qualität von Dienstleistungen und Produkten keinesfalls besser als in Ländern mit niedrigerem Preisniveau. Wie kommts?  

Dass Irland ein Hochpreisland ist, hat diese neun Gründe:

:: Die Steuer. Mit 23 Prozent hat die Insel-Republik einen der höchsten Mehrwertsteuer-Sätze weltweit. Zudem besteuert der Staat bestimmte Produkte wie Autos, Zigaretten und Alkohol drastisch.

:: Die Lage. Irland ist eine Insel, liegt am Ende der Lieferketten. Die geographische Lage am westlichen Rand Europas verursacht für viele Produkte, die importiert werden müssen, zusätzliche Transportkosten. Seit dem Brexit muss Großbritannien in vielen Fällen “umschifft” werden, was zusätzliche Kosten verursacht.

:: Die Importe. Zahlreiche Produkte werden nicht im Land selber hergestellt, sondern werden aus dem Ausland importiert. Das gilt auch für Strom, Gas und Benzin.

 

Irland ist teuer

 

:: Fehlende Konkurrenz. In vielen Wirtschaftsbereichen fehlt die Konkurrenz. Zum Beispiel beherrschen einige wenige Versicherungsfirmen den irischen Markt und diktieren Menschen und Unternehmen geradezu unanständige Versicherungsprämien. Hadtpflichtversicherungen sind astronomisch hoch und gefährden die Existenz von Events, Projekten und Firmen. Die Versicherer machen derweil dreistellige Millionengewinne.


Auf Irlandnews gibt es keine Paywall. Alle aktuellen und insgesamt 3700 Beiträge aus und über Irland stehen Ihnen hier kostenlos zur Verfügung. Sie können unsere Arbeit unterstützen und mit einer Spende zur Kostendeckung beitragen. Wir freuen uns über Ihre Wertschätzung. Hier geht es zum Spendenformular.


:: Amerikanische Verhältnisse. Die irische Lust am Klagen und Verklagen hat die Versicherungskosten zusätzlich in die Höhe getrieben. Schadensersatz und Schmerzensgeld gerichtlich einzufordern, ist irischer Volkssport.

:: Economy of Scales. Mit knapp fünf Millionen Einwohnern ist Irland ein kleiner Markt. Die Stückkosten sind deshalb höher als in Ländern mit mehr Einwohnern.

: Hohes Lohn-Niveau. Die Löhne und Gehälter sind hier vergleichsweise hoch. Auch der Mindestlohn ist einer der höchsten in Europa: Er beträgt seit dem 1. Januar 2022 10,50 €.

:: Das Konsumenten-Verhalten. Irische Konsumenten gelten als wenig preis-sensibel und überdurchschnittlich markentreu. Sie vergleichen und feilschen weniger als Konsumenten in anderen Ländern. Für Unternehmen ist es deshalb ein Leichtes, höhere Preise zu verlangen (den Irland-Zuschlag). Bekannt ist, dass britische Supermärkte zusätzlich zu den höheren Gestehungs- und Transportkosten oft einen Irland-Zuschlag in den Preis einkalkulieren.

:: Gier. Die irische Wirtschaft hat bislang wenig Sinn für nachhaltiges Wirtschaften entwickelt. Der Keltische Tiger scheiterte unter anderem an der Gier der Marktteilnehmer. Drastische zweistellige Preiserhöhungen von Jahr zu Jahr bei Mieten, Hotelpreisen oder Dienstleistungen sind keine Seltenheit. Viele Verkäufer nehmen mit, was sie kurzfristig erzielen können und denken nicht immer langfristig.

Unser Tipp: Nachfragen und Handeln kostet nichts. Wer nach einem Discount fragt, kann Geld sparen.


Irland ist das teuerste Land in der EU: Den aktuellen Vergleich der Lebenshaltungskosten in den Ländern der EU und Europas lesen Sie hier.


PS: Habt Ihr von Eurem letzten Irland-Besuch / vor Eurer Irland-Reise offene Fragen? Wir helfen gerne, wenn wir können. Schickt Eure Frage einfach per Mail an markus(at)irlandnews.com. [ed190819; Fotos: Bundesbank]