Der Bauer erhält aufgrund seiner privilegierten Position in Irland manche Vergünstigung – unter anderem vom Staat subventionierten, preiswerten Treibstoff, bekannt als „Grüner Diesel“. Nicht zu verwechseln mit Bio-Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen, hat der „Grüne Diesel“ den Namen von seiner Farbe. Eigentlich heißt er Farm- oder Landwirtschafts-Diesel und wird zur Unterscheidung vom höher besteuerten Normal- oder Straßen-Diesel mit einem grünen Farbstoff eingefärbt.
Traditionell gibt es vor allem im nördlichen Teil der Grünen Insel (wo der Grüne Diesel übrigens rot ist) böse Buben, die den Grünen Diesel in geheimen Waschanlagen wieder farblos waschen und den preiswert eingekauften Treibstoff dann als normalen „Auto-Diesel“ in die Wirtschaft zurückpumpen. 150 Millionen Euro, so schätzt die Irische Steuerbehörde laut RTE Radio 1, werden durch Dieselwäschen Jahr für Jahr am Staat vorbei auf kriminelle Weise verdient. Zwölf Prozent des Dieselmarktes in der Republik seien bereits „grün“. Tendenz steigend.
Denn vielen Tankstellen geht es in dieser lange anhaltenden wirtschaftlichen Rezession nicht gut, und offensichtlich taucht der entgrünte Farm-Diesel mehr und mehr an den Zapfsäulen des Landes auf. Tankstellenbesitzer unter Druck lassen sich offensichtlich zunehmend auf die schmutzigen Geschäfte ein. Ahnungslose Fahrer von Diesel-Autos sind am Ende die Dummen: Sie zahlen die Zeche, ohne es zu merken. Ohne es zu merken? Das ist die Frage.
Gestern hoben Steuerfahnder und Polizei im County Monaghan eine Diesel-Waschanlage aus und verhafteten zwei junge nordirische Männer vom Fach. Sie fanden 40.000 Liter Treibstoff und unterirische Waschtanks. Vier Millionen Euro soll diese Anlage an der Grenze zu Nordirland in einem Jahr an der Staatskasse der Republik vorbeigeschleust haben. Nun hebt das öffentliche Geschrei wieder an: Die Kontrollen müssten verstärkt, die Verfahren geändert, die Kriminellen verhaftet werden. Bis zum nächsten Mal.
Ob der grüne Diesel moderne Dieselmotoren beschädigt, wird in einschlägigen Internetforen heiß diskutiert. Die Behörden behaupten: Ja. Der Traktoren-Diesel sei für moderne Dieselmotoren nicht geeignet. Eine Schutz-Behauptung? Andere selbsternannte Experten meinen: Nein. Der Grüne Diesel Irlands sei stinknormaler Diesel, nur mit Farbstoff versetzt. Die dritte Meinung: Der Farbstoff und/oder die im Waschverfahren eingesetzten Chemikalien seien langfristig für moderne Dieselmotoren schädlich. Wer kennt sich aus?
PS: Das Foto zeigt eine Ex-Tankstelle in Lauragh, County Kerry, die Werbung für eine Ex-Kneipe macht. Foto: Markus Bäuchle
Ah, ok, so meinst du das also! Ich dachte an die „echten“ Zapfstellen für green diesel. Das war meiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht so ganz verständlich in deiner Ausarbeitung des Themas, Kollege.
Übrigens ist ein sehr guter Bekannter von mir der Mann von der Steuerfahndung, der unter anderem jetzt auch die Aktion in Monaghan geleitet hat. Man glaubt es kaum, was da für Schweinereien passieren: das Hauptproblem ist keineswegs die Steuerhinterziehung, sondern die Klärschlämme, die diese Menschen einfach irgendwo ausbringen oder vergraben! Hinter diesen Machenschaften stecken oft nicht einfache Kleinkriminelle, sondern Leute die aus dem Drogenmillieu kommen und herausgefunden haben, daß man mit der Dieselwäsche mehr Geld als mit dem Verkauf von Drogen machen kann. Das ist keine Story, mein Bekannter sagt oft, daß er bei seiner täglichen Arbeit zur Zeit keine netten Menschen trifft – und ich halte das schlicht für eine Untertreibung und möchte sicher nicht tauschen mit ihm!
@Sven: Da kannst Du wohl nicht folgen, Schlaumeier? “Unwissentlich” green diesel tanken? Wie geht das denn?“ Wenn der Bauern-Diesel entfärbt/gewaschen an die Tankstellen kommt und dort als Auto-Diesel verkauft wird. So geht das. Bereits an 120 Tanken in Irland nachgewiesen.
Im Übrigen aber: Danke für die Erklärung.
Wanderer bleib‘ bei deinen Leisten, oder so:
– zum Einfärben wird Sudan, ein synthtischer Farbstoff, den es in zahlreichen Farben gibt, verwendet.Sudan wurde früher u.a. auch zum Einfärben von Gewürzen (Chilli etc) verwendet.
– der Farbstoff schadet Dieselmotoren nicht, die synthetischen Farbpartikel sind dazu viel zu klein und schmieren eher zusätzlich als daß sie Probleme machen würden. Anders ist das wenn jemand meint, Heizöl tanken zu müssen: der höhere Schwefelanteil macht modernen Abgassystemen und auch den Motoren selbst (vor allem bei common-rail-Einspritzung o.ä.) sehr zu schaffen – die Partikelfilter (Russfilter, „Diesel-Kat“) verstopfen und brennen aus und den Ventilen und Ventilführungen tut der hohe Schwefelanteil nicht besonders gut, was bis zum Motorschaden führen kann.
– Boote werden ebenfalls mit „green diesel“ (in U.K. „red diesel“) betankt, allerdings muß der Bootsbesitzer am Ende des Jahres bzw bis zum 30. April des Folgejahres eine Steuerzahlung leisten und für sein Boot eine Art Logbuch führen, in dem jeder getankte Liter aufgelistet ist. Diese „mineral oil tax“ beträgt in der ROI derzeit €0.37704 pro Liter.
„Unwissentlich“ green diesel tanken? Wie geht das denn? Die Pumpen für green diesel sind in der Regel getrennt von den anderen Zapfstellen – bei euch da unten nicht?
Ich nehme ‚mal an, Du fährst einen Diesel?
An sich ist die Frage, ob es nun schadet oder nicht … vollkommen irrelevant. Es ist schlicht ungesetzlich, den Diesel im Privatwagen zu haben. Ende der Diskussion. Die Additive zur Färbung dürften allerdings kaum Probleme bereiten, eventuell langfristig etwas mehr verschmutzen. Die Methoden der Waschung auf chemischer Basis sind ebenso vernachlässigbar, wesentlich problematischer sind da schon festere Fremdstoffe, die in den Treibstoff geraten können … und eventuell nicht richtig ausgefiltert werden.
Verwirrend ist vielleicht Deine Aussage, der Green Diesel sei „vom Staat subventionierter Treibstoff“ – er hat nur eine andere Steuerbasis, der Staat verzichtet auf Abgaben. Allenfalls eine indirekte Subvention also.
Und diese „priviligierte Position“ hat der Landwirt nicht nur in Irland, das ist bei Agrardiesel durchaus üblich. So unter anderem auch in Deutschland, den Niederlanden, Grossbritannien, Dänemark und am krassesten in Frankreich.
Nein, ich fahre keinen Diesel und bin an dem Thema nicht persönlich interessiert (ich habe kürzlich für ein paar Tage einen Diesel gemietet und ihn prompt mit Benzin gefüllt, aber das ist eine andere Geschichte . . .). Die Frage ist natürlich von großem Interesse, schon weil sie das Wissen erweitert und ungeachtet der Tatsache, dass es ungesetzlich ist: Vor allem für alle Autofahrer, die Grünen Diesel unwissentlich an einer Tankstelle kaufen. Dein Verständnis von Subvention teile ich nicht: „Eine Subvention (von lat. subvenire = zu Hilfe kommen) ist ein materieller Vorteil ohne unmittelbare Gegenleistung, der von einem Staat an Unternehmen, Vereinigungen oder andere Staaten geleistet wird“ (Wikipedia). Und privilegiert bleibt privilegiert. Danke für Deine technische Einschätzung. Kannst du sie genauer erklären?