Warten und Verweilen auf dem Wild Atlantic Highway. In Bantry Town, unserer kleinen Stadt im Südwesten Irlands, ging gestern wieder einmal gar nichts. Ein Konvoi von 14 plumpen französischen Wohnmobilen wälzte sich durch die engen zugeparkten Straßen des Städtchens und brachte den Verkehr komplett zum Erliegen. Dieselwölkchen umspielen die Nasenflügel. Der berühmte Wild Atlantic Way beschert uns ein Lebensgefühl, an das wir uns langsam gewöhnen: Warten und Verweilen. Wild Atlantic Waiting.

Gott Wachstum. Die Tourismus-Strategen in Dublin liefern. Sie melden Erfolg um Erfolg: plus, plus, plus, mehr, mehr, mehr. Wachstum, Gäste, Euros. Die Kassen klingeln, die Preise steigen im Galopp, die Qualität fällt aus dem Sattel. Alles groß, größer, super auf der kleinen grünen Insel. Ist es das, wir Ihr wollt?

Der Wild Atlantic Way wächst über sich hinaus. Aus verträumten Feldwegen und engen Sträßchen wird der Wild Atlantic Highway gestampft. Wohnmobile, Motorrad-Kolonnen, Autos, Autos, Autos: 171-D führt vor 162-D. Vier Prozent, sechs Prozent, zwanzig Prozent. Es geht noch viel mehr. Is this what you wanted?

Nachdenklich: Die Senior-Chefin des nahen Familien-Hotels kann zufrieden sein. Die Auslastung spitze, der Gewinn stimmt. Die Frau hat Vieles gesehen in ihrem Leben. Sie wird nachdenklich: Ist es das, was wir wollen? Was wir brauchen? Immer noch mehr? Wird das nicht langsam zu viel? “Die in Dublin wollen nur immer noch bessere Zahlen”.  Wo aber bleibt die Qualität? Wo bleibt die Natur?  Wo die Lebensart und die Ruhe? Wo all das, wofür die Menschen hierher kommen? Kamen?

Die französische Wohnwannen-Kolonne hat Bantry House erreicht. Den rollenden Ferien-Containern entsteigen nicht viel mehr als 30 Menschen. Ihre weiß-grauen Schneckenhäuser nehmen fast den gesamten Parkplatz ein. Hinter den Blechdächern liegt der Strand. Der wilde Atlantik summt im Duett mit dem Südwestwind sein ewiges Lied. Der Wind wird hier sein. Der Atlantik wird hier sein, wenn der Winter kommt, wenn die Wohnmobile in wärmere Gefielde rollen.

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