Gipfel_in_Irland_Markus Baeuchle_Wanderlust_2011_09Warum bloß steigen Menschen so gerne auf Berge? Es ist anstrengend, man kommt aus der Puste, leicht wird man nass oder friert dort oben. Und doch! Während wir heute an einem schönen milden Septembertag im Indian Summer in den Bergen Südwest-Irlands unterwegs sind, haben wir Gelegenheit, über diese Frage vor Ort nachzudenken und nachzufühlen.

Steigt Ihr eigentlich auch gerne auf Berge und warum, oder seid Ihr eher dem Flachland verpflichtet? Mehr zum Thema heute abend . . . oder nein, besser morgen. Berge machen müde.

Ich zitiere mich mal selbst, das schrieb ich im Frühjahr auf dem Irland Blog: “Es ist anstrengend, es tut manchmal weh, es lässt den Puls rasen, es fordert uns – und doch können wir nicht widerstehen: Den Genuss eines erhebenden  Ausblicks aus erhobener Position muss sich der Gipelstürmer erarbeiten, erlaufen, erwandern. Warum steigen wir so gerne auf Berge? Es ist keine Modeerscheinung. Bekanntlich frönte schon der große Moses in alttestamentarischer Zeit dem Bergwandern. Francesco Petrarca, Dichter und Vater des Alpinismus, fand im Berg und nah am Himmel im 14. Jahrhundert keinen geringeren als Gott.

Wieder andere versuchten, auf dem Berg die Welt zu erkennen. Verhaltenswissenschaftler wollen im Bergsteiger das ewig balzende Männchen erkennen oder dessen Auseinandersetzung mit dem väterlichen, männlichen Prinzip. Und manche suchen am Berg, der Alltagswelt entrückt, sich selbst. Bergwandern als Selbstfindung, als angewandte natur-therapeutische Selbstheilung. Dort oben, oberhalb der Sorgengrenze, lassen wir unsere Alltagslasten für ein paar Stunden hinter uns. Wer es weniger psychologisch mag: Auf dem Gipfel ist oben. Und wer dort oben steht, hat den Überblick. Das ist es, was wir suchen und finden: Freiheit für einen Nachmittag und das Gefühl der Erhabenheit.

Heute waberte dort oben ein Meer aus Nebel.  Kein Ausblick. Gar nichts. Gipfel Paps West, Kerry, knapp unterhalb der 700-Meter-Grenze (Foto unten). Sicht 25 Meter, schneidender Wind, die Luft nass, der Blick ins Leere, in die weiße Wand. Beeindruckend, ein Erlebnis. Eine andere Welt. Nur 250 Höhenmeter tiefer die “Comfort Zone” , die Alltagswelt, das Gewohnte.