Warum bloß steigen Menschen so gerne auf Berge? Es ist anstrengend, man kommt aus der Puste, leicht wird man nass oder friert dort oben. Und doch! Während wir heute an einem schönen milden Septembertag im Indian Summer in den Bergen Südwest-Irlands unterwegs sind, haben wir Gelegenheit, über diese Frage vor Ort nachzudenken und nachzufühlen.
Steigt Ihr eigentlich auch gerne auf Berge und warum, oder seid Ihr eher dem Flachland verpflichtet? Mehr zum Thema heute abend . . . oder nein, besser morgen. Berge machen müde.
Ich zitiere mich mal selbst, das schrieb ich im Frühjahr auf dem Irland Blog: „Es ist anstrengend, es tut manchmal weh, es lässt den Puls rasen, es fordert uns – und doch können wir nicht widerstehen: Den Genuss eines erhebenden Ausblicks aus erhobener Position muss sich der Gipelstürmer erarbeiten, erlaufen, erwandern. Warum steigen wir so gerne auf Berge? Es ist keine Modeerscheinung. Bekanntlich frönte schon der große Moses in alttestamentarischer Zeit dem Bergwandern. Francesco Petrarca, Dichter und Vater des Alpinismus, fand im Berg und nah am Himmel im 14. Jahrhundert keinen geringeren als Gott.
Wieder andere versuchten, auf dem Berg die Welt zu erkennen. Verhaltenswissenschaftler wollen im Bergsteiger das ewig balzende Männchen erkennen oder dessen Auseinandersetzung mit dem väterlichen, männlichen Prinzip. Und manche suchen am Berg, der Alltagswelt entrückt, sich selbst. Bergwandern als Selbstfindung, als angewandte natur-therapeutische Selbstheilung. Dort oben, oberhalb der Sorgengrenze, lassen wir unsere Alltagslasten für ein paar Stunden hinter uns. Wer es weniger psychologisch mag: Auf dem Gipfel ist oben. Und wer dort oben steht, hat den Überblick. Das ist es, was wir suchen und finden: Freiheit für einen Nachmittag und das Gefühl der Erhabenheit.
Heute waberte dort oben ein Meer aus Nebel. Kein Ausblick. Gar nichts. Gipfel Paps West, Kerry, knapp unterhalb der 700-Meter-Grenze (Foto unten). Sicht 25 Meter, schneidender Wind, die Luft nass, der Blick ins Leere, in die weiße Wand. Beeindruckend, ein Erlebnis. Eine andere Welt. Nur 250 Höhenmeter tiefer die „Comfort Zone“ , die Alltagswelt, das Gewohnte.
Es kostet mich durchaus Überwindung, die Stapazen auf mich zu nehmen aber dafür wird man vielfach belohnt … der herrliche Ausblick, die Stille, ja das Massive und das Eins sein mit der Natur. Zudem wird der Kopf frei und man spürt sich bei all der Anstrengung selbst mal wieder richtig. Auch kann man von dort oben die Welt in mehrerlei Hinsicht aus einer anderen Perspektive betrachten und alle Sorgen und Probleme sind da oben ganz klein.
Leider habe ich nicht oft die Gelegenheit, höhere Berge zu besteigen. Wo ich wohne gibt es nur ca. 500 m hohe Hügel. Doch selbst 500 m Höhe tun ihre Wirkung, befreien und der Ausblick ist Balsam für die Seele.
Beste Grüße
Als Hamburgerin habe ich ja so meine Probleme mit dem Aufstieg. Und eigentlich ist es ja auch ziemlich sinnlos sich irgendwo hinauf zu quälen, um danach in einem Bruchteil der Zeit wieder abzusteigen.
Berge sehen auch von unten superschön aus, blöd nur dass sie einem die freie Sicht versperren.
Was mich da treibt ist eigentlich nur die pure Neugier. Wie sieht es da oben aus? Und vor allem – was kann ich von da aus sehen.
Liebe Grüße
Ich oute mich mal als Nicht-Berg-Besteigerin. Ich mag die Berge, sogar sehr. Aber von unten sind sie mir schön genug. Wenn ich mich schon mal habe mitschleifen lassen, stand ich etwas befremdet neben den orgastischen Begeisterungsausbrüchen über die „tolle Aussicht“, den „weiten Blick bis nach xxx“ usw. Ja. Weiter Blick. Und?
Stolz auf eine Leistung habe ich auch, wenn ich eine gute Strecke in ebenerem Gelände gewandert bin. Vielleicht geht mir auch diese Lust ab, etwas zu „bezwingen“, der Ausdruck wird ja gern in Bezug auf Berge gebraucht. Und ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass es *eher* Männer sind, die es magisch auf die Gipfel zieht. Und zwar mental, weniger wegen der Freude an der körperlichen Anstrengung – die sie auch anders haben könnten, und die auch Frauen haben.
Ich glaube dass es die „massive“ Eigenschaft des Berges ist, die den Menschen so fasziniert. Ich gehe gelegentlich auch in den Bergen wandern, auch wegen der Landschaft bzw. der Aussicht. Einmal oben angekommen, kann man mit Stolz auf seine Leistung zurückblicken.
Gruß