Was fehlt uns Deutschen, wenn wir gen Irland ziehen, um dort zu leben oder ausgedehnt Ferien zu machen? Generationen von Irlandfahrern haben dieses Thema bis zum letzten Brosamen durchgekaut. Von Maggi über guten Riesling bis zum Sauerkrautsaft, von kernigem  Schwarzbrot über den Quark bis hin zurrr deutschen Oberrrpünktlichkeit und Zuverrrlässigkeit: Es lässt sich lange über Verlangen und Verzicht klagen, wenn man will – und anhand der mehr als souveränen eigenen Einstellung zur deutschen Mischbatterie lässt sich sogar die eigene Superiorität trefflich herausstreichen.

Ein kleiner, unscheinbarer alltäglicher Gebrauchsgegenstand wird bei der kollektiven Vermisstenanzeige dagegen meistens vergessen oder schnöde übergangen. Dabei ist er so hilfreich, so praktisch und jeden Tag aufs Neue so unentbehrlich: Der Frühstücksbeutel. Dieser kleine transparante Tausendsassa aus feinstem hauchdünnen Kunststoff, der sich selbst im Halbschlaf an der Perforation perfekt leicht von der Tausenderrolle trennen lässt, um Sandwich, Nudelsalat und Schinkenbrot Schutz und Zuflucht zu bieten – dieser Frühstücksbeutel, der Generationen von deutschen Schülerinnen und Schülern geformt und geprägt hat, darf auf keiner Irlandreise und in keinem teuto-keltischen Haushalt auf der Insel fehlen.


Wie grässlich unappetitlich kommen dagegen die schmuddeligen irischen Brüder und Schwestern des guten deutschen Frühstücksbeutels daher? Die eklig durchgefettete Brown Bag? Bäähh. Die widerwärtig riechende Lunchbox mit den vergammelten Essensresten der letzten fünf Tage? Eeekel. Wir brechen deshalb an dieser Stelle eine große Lanze für den Frühstücksbeutel und zitieren den erfahrenen Reisenden Gunther Papperitz, einen tourenden Musiker und Frühstücksbeutel-Enthusiast. Bitte beachten: Am Ende des Zitats wird uns der Weg gewiesen, wie wir auch in der Fremde auf die guten Dienste des Frühstücksbeutels nicht verzichten müssen:

“Mein Lieblingsutensil. Mit Frühstücksbeuteln outet man sich nämlich als absoluter Könner im Tournee-Business. Üblicherweise fällt die komplette Reisegruppe nämlich bei einer ihrer Sanifair-Pausen völlig entkräftet über einen autobahnnahen Burgerbräter her wie ein Heuschreckenschwarm auf seinem Zug durch den Transvaal über das Maisfeld. Als Könner hingegen schmiert man sich am viel zu reichhaltigen Frühstücksbuffet einige Stullen. Die schmuggelt der Lunch-Agent in PAPIERSERVIETTEN eingewickelt in seinen Jackentaschen aus dem Hotelrestaurant. Schließlich hat man die Frühstücksbeutel wieder auf dem Zimmer vergessen. Dort wird dann aber schön in Zellophan umgepackt. Während der Rest der Reisegruppe sich also mittags stinkende Kartoffelspalten in die Figur drückt, dreht man sich einfach ein bis drei selbst gemachte Lachs-, Parmaschinken-, Etzetera-Brötchen aus dem Frühstücksbeutel. Das schmeckt doppelt. Denn man hat ja auch noch den zusätzlichen Genuß der neidischen Blicke der kompletten Reisegruppe. Herrlich! . . . Die ganz hartgesottenen Tourprofis sparen sich übrigens die Investition und zweckentfremden die Hygienebeutel aus ihrer Zimmertoilette.”