Jeremy Rifkin beschrieb in seinem Bestseller „The Age of Access“ eine hyperkapitalistische Welt, in der der Zugang zu jedwedem Ort, zu jeglichem Service und zu jedem Anlass vermarktet wird. Kein freier Zugang, nirgends. Für Zugang muss Eintritt bezahlt werden, überall. Das ziemliche Gegenteil, nämlich freien Zugang, schätzen die Fans der weiten Landschaft Irlands. Dort, wo die Mechanismen des schier allgegenwärtigen Marketings noch nicht greifen, dort, wo die alten Steinmonumente wie seit Jahrtausenden ungestört in der Landschaft stehen, dort, wo keine Profitgier die Lust am Landgang stört – dort sei die Welt noch in Ordnung, sagt man.
Tatsächlich? Auch Irlands Farmer haben die Zeichen der Zeit erkannt und stellen sich zunehmend gerne mit dem Klingelbeutel vor ihre mit alten Monumenten gespickten Ländereien. Der Trend zum „Heritage Park“ oder zum „Landschaftspark“, den nur betreten darf, wer zuvor sein Eintrittsgeld für den Parkplatz oder für einen Rundgang entrichtet hat, dieser Trend hält an. Gerne schaut der Bauersmann in Irlands Westen und Südwesten heute nach, ob sich nicht ein paar bemerkenswerte Steine auf seinem Land befinden, die er gegen Bares herzeigen könnte.
So kostet die Besichtigung des Uragh Stone Circles mit Standing Stone auf Nord-Beara (Foto) nun zwei Euro Eintritt pro Person – dafür gibt es einige zusätzliche historische Kostbarkeiten wie eine alte Farmruine aus der Zeit der Hungersnot, ein Hünengrab (Boulder Burial) und ein vermeintliches Fulacht Fiadh, eine alte Kochstelle aus der Jungsteinzeit oder Bronzezeit, als Zugabe. Warum auch nicht? Warum soll der Bauer nicht davon profitieren, wenn er sein Privatland für Besucher öffnet, wenn er Wege baut und Parkplätze zur Verfügung stellt? Was meint Ihr dazu?
Der Wanderer denkt: Das geht angesichts der herrschenden Rahmenbedingungen in Ordnung. Schade nur, dass der irische Staat sich so wenig in der Pflicht fühlt, um das kulturelle Vermächtnis des Landes für künftige Generationen zu schützen und zu sichern. Schade, dass es bis heute nicht gelungen ist, diese historisch bedeutsamen Orte zum öffentlichen Raum zu erklären und den Zugang für die Öffentlichkeit sicherzustellen. Schade auch, dass der Zugang in die irischen Berge bis heute in keiner Weise geregelt ist und vielerorts vom guten Willen der Landbesitzer abhängig ist – das in einem Land, wo auch der letzte Berggipfel Privateigentum ist.
Ich bin ein wenig gespalten bei diesem Thema: Auf der einen Seite gilt bei vielen Menschen (und leider auch Touristen) der Grundsatz: was nichts kostet ist nichts wert – und so verhalten sie sich dann auch vor Ort.
Auf der anderen Seite habe ich in Irland mehr als ein Mal die Erfahrung gemacht, dass irgendein schlauer Bauer die Kombination "eigener Grund + historisches Relikt oder landschaftliches Highlight + touristisches Interesse" für die schnelle Abzocke nutzt. Die frühere Gelassenheit eines irischen Landmanns (um nicht zu sagen: bequeme Ignoranz) hat sich in den wenigen Jahren neo-keltischer Profitgier oft ins Negative gewandelt. Ich tendiere neuerdings dazu, dem Bauern dann zu signalisieren, er soll sich seine 2 Euros sonstwohin schieben und verzichte dann lieber auf seinen "Parkplatz" oder "Trampelpfad".
Vielleicht wacht auch der Landmann dann eines Tages wieder aus seinem Raff-Rausch wieder auf und merkt, dass die Zeiten vorbei sind, wo man alles verkaufen und zu Geld machen kann.
Ich bin bereit, einen kleinen Obulus (1-2 €) zu bezahlen, wenn dafür der Weg in Ordnung ist und die Umgebung sauber gehalten wird. Wie Andreas schon schrieb, benehmen sich die Besucher ja teilweise daneben. Was mir nicht gefällt, sind völlig übertriebene Preise wie die Parkplatzgebühr von 8 € an den Cliffs of Moher plus 4 €, wenn mensch das Info-Zentrum betreten will.
Was mir auch nicht gefällt: wenn durch das Erheben des Eintritts Öffnungszeiten entstehen, weil die Kasse nicht immer besetzt ist/sein kann. Gerade an den langen Sommerabenden kommt man manchmal erst um sieben oder acht noch an einer interessanten Stelle vorbei, dann ist das Tor versperrt, weil um 18 Uhr geschlossen wird. Fotofreaks machen aber gerade in den frühen oder späten Stunden oft die schönsten Bilder. Außerdem weiß ich von Einheimischen, dass sie früher manchmal abends noch zu der besonderen Stelle gegangen sind und einfach ein Weilchen dort gesessen haben – das geht nun auch nicht mehr.
Ich denke, althergebrachte öffentliche Orte sollten auch solche bleiben. Eine gute Variante sind die Orte, an denen man auch vor oder nach Kassenschluss aufs Gelände kann und auf Treu und Glauben den Eintritt in eine (täglich geleerte) Büchse wirft. Die meisten Besucher sind ehrlich.
Ich bin mit dir einer Meinung. Die Menschen, die sein Land betreten, gehen nicht immer rücksichtsvoll damit um. Oft hinterlassen sie Müll oder ritzen gar ihren Namen in alte Monumente. Der Bauer hat da bestimmt oft Arbeit mit den lieben Besuchern.
Solange der Preis nicht übertrieben ist, kann er für den Wanderer auch ein symbolischer Akt sein, nämlich, dass man sich bewusst macht, ein besonderes Stück Land zu betreten und sich entsprechend zu verhalten.