Erinnern Sie sich? Am 17. Mai “pflanzte” die Queen im Garten des Präsidenten-Palasts in Dublin einen Baum. Die alte Dame von der Themse warf eine Schaufel Erde auf den Wurzel-Ballen eines frisch eingegrabenen Pflänzchens, das das Protokoll und fortan alle Berichterstatter eine “Irish Oak” nannten – eine “Irische Eiche” eben. Der botanisch interessierte Beobachter stellte sich darauf hin die Frage: Welcher Eichenart wurde da tatsächlich im Aras-Garten eine Heimat geboten?

Irland ist das nördichste Land, in dem die Eiche gut gedeiht – es wachsen vor allem zwei Eichenarten auf der Insel: Die Quercus petraea, im Deutschen bekannt als Traubeneiche oder Wintereiche. Man erkennt sie leicht an den Eicheln, die stillos direkt auf den Zweigen sitzen. Die andere ist Quercus robur. Man nennt sie Stieleiche oder Sommereiche. Welche aber hat Queen Elisabeth (und auch Obama) denn nun symbolträchtig in irischen Boden gepflanzt?

Mit gemessenem zeitlichen Abstand und doch gewohnt zuverlässig antwortete nun Park-Chefverwalter John McCullen  auf unsere Fragen und lüftete das Geheimnis: Die beiden wichtigen Besucher pflanzten jeweils eine Quercus robur f. fastigiata – eine schlanke Version, bekannt als Säulen- oder Pyramideneiche, die sich dem Platzangebot im Präsidentinnengarten gut anpassen dürfte. Die wichtige Botschaft daran: Es ist eine Quercus robur – und diese grundsolide Eichenart, die 30 Meter hoch und 1000 Jahre alt werden kann, kennt man im deutschen Sprachraum als “Deutsche Eiche” (Was schadet es einer Deutschen Eiche . . .). In Irlands feinen Gartenkreisen, bei den britischen und anglo-irischen Gärtnern und Pflanzenfreunden, heißt die Quercus robur traditionell “English Oak”, hoppla, “Englische Eiche“.

Nun haben wir endlich Gewissheit: Mit der Pflanzung einer “Irischen Eiche”, die sie selber eigentlich “Englische Eiche” nennen würde, hat die Queen auch botanisch ein bedeutendes Zeichen der Versöhnung gesetzt: Sie sprach den Iren eindeutig das Recht an der eigenen Eiche wieder zu. Gäbe es bei den baumverrückten Engländern ein klareres Zeichen der Akzeptanz und des Respekts für die Souveränität des Nachbar-Gartens? Wohl kaum.

Es lebe die Irische Eiche, auf der schon die Druiden der alten Kelten herumkletterten. Und mit ihr die Englische und die Deutsche und die . . . . Eichen aller Länder, lasst Eicheln wachsen und hybridisiert!

Foto: Irish Government