Winterschlaf beendet, Festtagspause vorbei, der Wanderer ist wieder auf den Beinen: Zunächst den LeserInnen des Irland-Blogs ein später Neujahrsgruß: Alles Gute für den “kleinen Rest” des Jahres. (Nur noch 355 Tage bis Weihnachten). Vielleicht sehen wir uns 2010.

Für einen Teil der Insel gab es tatsächlich wie versprochen weiße Feiertage, und die Mitte Dezember einsetzende Kältewelle hält die weiße Grüne Insel weiterhin fest im Griff. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, mancherorts bis minus neun Grad, eiskalte Nächte und frostig kalte Tage, dazu Schnee im Osten und Norden, sowie Eis im Südwesten: Die Menschen können sich nicht an eine vergleichbare Kältewelle erinnern – und die Meteorologen geben ihnen recht. Zwar gab es im Winter 1962/63 ähnliche grimmige Wintertage, doch die Dauer des aktuellen Winterwetters deutet auf einen weiteren Allzeit-Rekord in den turbulenten Wetter-Statistiken Irlands hin: So lange war es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie so kalt.

Abgesehen davon, dass die Inselbewohner an Frost und Schnee nicht gewohnt sind, dass sie ihre Autos derzeit entweder stehen lassen oder bevorzugt in den Straßengraben setzen, abgesehen davon, dass die Wasserleitungen allerorten platzen, dass die Häuser, vor allem die alten Cottages, kaum warm zu bekommen sind, auch abgesehen davon, dass die Flughäfen zeitweise gesperrt und Busse außer Betrieb sind: Die Iren, die ohnedies bevorzugt vom Wetter reden, haben seit Wochen ein Topthema zu besprechen. Mit roten Nasen und eisigen Ohren diskutieren sie die herrschende Eiszeit. Fällt dann das Stichwort “Erderwärmung”, ist ein Lacher garantiert. So also sieht “Global Warming” aus, so fühlt sich der Klimawandel an: sau-kalt.

Tatsächlich sorgt ein Tief über den Azoren – das ist der Ort im Südatlantik, der üblicherweise die wetterbestimmenden Hochs verwaltet – für das irische Ausnahmewetter. Dieses Tief lädt das Hochdruckwetter aus dem kalten Norden nach Irland ein und blockiert die in dieser Jahresreszeit sonst üblichen Tiefdruckgebiete aus dem Westen. Wir haben also Hochdruck – und das bedeutet auch: schönes Wetter, Bilderbuchwetter. Strahlend blauer Himmel, phantastische Sonnenuntergänge, klare Luft und gute Fernsicht. Nordischer Winter auf der Grünen Insel – warum auch nicht? Wir genießen ihn.