Wir alle lieben diese typisch irischen Postkartenidyllen. Grüne Wiesen, blauer Himmel, ein sauber weiß getünchtes Cottage, das sich malerisch im dunkelblauen Wasser einer Meeresbucht spiegelt. Herrlich. Wir sehen uns in diesem Cottage schon wohnen.
Was die Augen des Besuchers bezirzt, was die Phantasie anregt – und was ästhetisch stimmig ist, stellt sich in der Lebensrealität der Bewohner oft völlig anders dar. Manche Irlandfreunde, die sich den Traum erfüllten und sich ein traditionelles irisches Steincottage kauften, wissen ein Lied davon zu singen: Die Räume hinter den nicht isolierten Wänden sind oft feucht und kalt und im Winter mangels tauglicher Heizung kaum warm zu bekommen.
In dem malerischen Cottage auf unserem Foto etwa lebte bis vor drei Jahren eine alte alleinstehende Frau, die sich im Winter – frierend, schlecht ernährt und krank – nicht mehr selber versorgen konnte. Sie lebt mittlerweile im Altenheim. In diesen Wintertagen sitzen hinter alten irischen Steinmauern viele arme und alte Leute frierend an ihren offenen Feuerstellen und versuchen ihren Körper warm zu halten.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Celtic-Tiger-Jahre an fast einem Drittel der irischen Bevölkerung spurlos vorbei gegangen sind. In vielen ländlichen Gegenden, in abgelegenen Seitentälern oder in den Bergen des Westens, aber auch mitten in den Dörfern leben Menschen so einfach und primitiv, als hätte es den großen Wohlstandsboom auf der Insel nie gegeben. Sie sind die Leidtragenden dieses bitter kalten Winters.
Photos: Peter Zoeller (oben), Markus Bäuchle (unten)
Jedenfalls von jemandem, der eine Tastatur ohne Umlaute benutzt ;-)
Viele Grüße aus dem mollig warmen Büro, draußen fällt leichter Schnee – für morgen und Samstag wird eine größere Menge Neuschnees angekündigt, dann werden wir auch hier in Deutschland das Chaos haben… Wir wollten doch einen richtigen Winter, jetzt haben wir ihn auch! Als autofreier Mensch kann ich gut grinsen, der ÖPNV hält ja meistens ganz gut durch.
Sapperlott, eine interessante Meinungsäußerung. Dürfen wir denn auch erfahren, von wem sie stammt? Wanderer (der aus der gemütlich warmen Stube grüßt).
Das untere Haus (und aehnliche)wird dann DIY-mäßig zu einem reichlichh unangemessenem Betrag verkauft. Letztendlich sind aber nicht nur aeltere Haeuser schlecht, bzw. gar nicht isoliert, das duerfte aber auch jedem Touristen bei einem "frischen" Tag in der Saison auffallen und Freude auf die Heimkehr ausloesen. Warum nur werden Touristen immer als Traeumer abgetan, die am Flughafen das Gehirn abschalten, nur weil sie sich fuer Irland als Urlaubsland entschieden haben? Waere das wahr, wuerde die Insel von Tourismusstroemen ueberflutet. Ist das der Neid der Unzufriedenen, die zurück wollen, aber nicht koennen? Von anderen hoert oder liest man naemlich, so gut wie gar nichts ueber die ach so unrealistisch denkenden Touristen, die das Land ja dringend braeuchte.
Touristen sind zumindest so blöd, sich ganz genau zu ueberlegen, ob sie sich vorstellen koennten, im Herbst und Winter in Irland leben zu koennen (mit Hochwasser, massiv schlechten Strassen und Haeusern, die zum groessten Teil einen anderen Komfort, als das Heim zuhause bieten).
Und wahrscheinlich ist die Vorstellung, unsympathische Zeitgenossen aus Deutschland mit genau dem gleichen unzufriedenem noergelndem Gesichtsausdruck in Irland wiederzusehen (die sich schon nicht mehr an den Grund ihres Umzuges erinnern…), nicht mal ein Grund zu urlauben, geschweige denn, dort laenger zu bleiben.
Ich bin ein wenig abgedriftet, aber was mich stoert, ist die Annahme, das Touristen, egal ob hier, in der Toskana, Marokko oder sonst wo, nur den romantischen Aspekt von Land und Leuten sehen wuerden. Denn gibt es Viele, die dorthin im Winter in den Urlaub verreisen oder sich vermeintlich romantische Bruchbuden als Quatiere suchen, ganz ueberspitzt gesagt, solche Motive, wie auf den ueblichen Kalenderblaettern (da gibt es also doch Realitaetssinn?)? Die meisten wollen doch auf ihren gewohnten Komfort nicht verzichten und erkennen schon den Unterschied zwischen "wild romantischer Landschaft" und "alten Cottages, in denen man hoechstens mal eine Woche im Sommer wohnen moechte, dann reicht es aber auch"! Was am Urlaub interessant ist, ist das etwas "Anders" ist, als zuhause (Ausnahmen bestaetigen die Regel), um neue Eindruecke zu sammeln und sich wieder auf zuhause freuen zu koennen (dass das Auge und die anderen Sinne auch Erholung brauchen, ist da ein ganz netter Nebeneffekt). Und der Durchschnittstourist lernt oft auch sein zuhause schaetzen (manche meckern und klagen, andere sehen es entspannter). Aber, von einem Perfektheitsanspruch sollte man sich selbst zuliebe runterkommen, sonst ist das Leben vorbei, ehe man es nur im Ansatz geniessen konnte! Aber Dieses einfache Prinzip (siehe Urlaub)funktioniert natuerlich so nicht, wenn man seinen Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegt, wohin also, bei allzu großer Unzufriedenheit? (Was tun, wenn das neue Zuhause kein richtiges Zuhause mehr ist und das Alte auch keine wahre Alternative mehr darstellt? Keiner versteht einen…und wenn, dann nur sehr wenige, die anderen wissen ja nicht mal gute Tipps zu wuerdigen…)
Und erst dann, nach einer Weile im Ausland, kann man sagen, ob man mit manchen Widrigkeiten leben kann oder nicht (und das ist natuerlich subjektiv und daher bei jedem anders), daher waere es muessig, Touristen an den Pranger zu stellen, fuer etwas, was fern ihrer "Urlaubsrealitaet" ist. Wer das nicht erkennt, kann Menschen nicht einschaetzen, walzt sie nieder und spielt selbst Mimose (ein paar Gedankengaenge zum eigenem Verhalten sind da angebracht).
Wenn ich in Irland ein altes Haus kaufen wollte, dann nur mit einem entsprechendem großem finanziellem Polster, um es gut zu isolieren und zu daemmen. Bei den Anderen heisst es Abhaerten lernen (Wollsachen an), gute ausgewogene und nicht zu teure Heizsysteme einbauen und durch Erfahrung lernen…Wenn man dann immer noch mehrere Winter mit eisigen Temperaturen uebersteht, dann hat man wohl das Schlimmste ueberstanden.
Gruss