Nach den schrillen Diskussionen um Dicken-Steuer (Fat Tax) und Toiletten-Eintrittsgeld (Struller-Pfund) arbeitet der irische Billigflieger Ryanair wieder an einem ernsthaften Projekt, um die Kosten für das Fliegen zu reduzieren: Ryanair plant, die Gepäckaufgabe am Flughafen prinzipiell abzuschaffen und Gepäck nur noch gegen Aufpreis zwischen Flughafen und Flugzeug zu transportieren. Im Normalfall sollen die Passagiere ihr Gepäck direkt bis zum Flugzeug bringen und dort auch wieder an sich nehmen. Die Tests sollen im Herbst beginnen.
Ryanair-Sprecher Stephen McNamara wies gestern im irischen Radio darauf hin, dass es dieses System im Grunde bereits gibt: für Kinderwagen. Zudem kündigte McNamara an, dass Ryanair-Kunden nach Einfürhung des Selbstschlepp-Modells mehr Gepäck als bisher ohne Aufpreis transportieren können.
Viele Arbeitsabläufe auf den Flughäfen weltweit sind antiquiert und überholt. Der Ryanair-Ansatz, das Fliegen mit einer Busreise zu vergleichen, führt immer wieder zu Konzepten, wie man das Produkt “Flugreise” schneller und billiger machen kann. Ryanairs neues Projekt macht auch Hoffnung, dass Reisende künftig keine Zeit mehr in langen Warteschlangen an Check-in-Schaltern vergeuden müssen und dass sie bei frühen Flügen eine halbe Stunde länger schlafen können.
Die Flughäfen müssen sich gründlich reorganisieren, um solche neuen Abläufe zu ermöglichen, und Sicherheitsbedenken (“Chaos auf dem Vorfeld”) werden auch auszuräumen sein. Doch das ist notwendig, sind Flughäfen doch schwerfällige und zeitfressende Unternehmen aus einer Zeit, in der das Fliegen noch etwas Besonderes war – und zudem Einrichtungen, die ganz auf die Bedürfnisse der Fluggesellschaften ausgerichtet sind und wenig auf die der Reisenden. Warum sonst lässt man/frau am Airport noch immer viel zu viel Zeit und Geld liegen? Sind nicht schon die vielen Lounges (“Schmerzfreier Warten”) Eingeständnis genug, dass die Organisation des Flugverkehrs große strukturelle Defizite hat?