Irland bewegt sich gesamtwirtschaftlich gerade auf das Niveau zu, über das seine technologische Infrastruktur nie hinaus kam. Was die einstige Staats-Telekom “Eircom” und die irische Regierung beim Aufbau eines breitbandigen Kommunikationsnsetzes (DSL-Internet) geleistet haben, darf in der Dritten Welt als vorbildlich gelten. Jetzt steht die ausgeblutete und mehrfach geplünderte Eircom, die nach wie vor das Festnetz auf der Insel betreibt, wieder einmal zum Verkauf.

Die geldknappen australischen Eigentümer (ehemals bekannt als “Babcock Brown”) wollen ihre irische Beteiligung verschachern. Vier Milliarden Euro Schulden, der angekündigte Abbau von weiteren 1200 Stellen und Gehaltskürzungen von zehn Prozent für die Verbleibenden verheißen der Eircom (und dem Kommunikations-Standort Irland) keine allzu große Zukunft. Mit dem Abzug der letzten hellen Köpfe muss gerechnet werden. Ein weiteres düsteres Kapitel in der Tragödie “Irlands scheiternde Infrastrukturpolitik” wird geschrieben.
Hallo Deutschland? Deutsche Telekom dort? T-Home, T-Com? Kein Anschluss unter diesen Nummern. Auch Deutschlands Telekom hat schon viele Stunden unserer Lebenszeit sinnlos vernichtet. Bis heute ist der Wanderer wegen einer geschäftlichen Anrufweiterschaltung erbarmungswürdiger Kunde der Deutschen Telekom. Hier ein kleiner Leckerbissen für Technik-Masos aus dem Frühjahr 2009 – streng chronologisch:
1. Die Telekom kündigt uns das Produkt X (Grund: Produkt wird aufgegeben). Sie bietet eine Kundenberatung an, um Ersatz zu schaffen.
2. Die gerne und bald viermal angefragte Kundenberatung kommt nicht zustande. Kundenanrufe aus dem Ausland sind bei der Deutschen Telekom nicht vorgesehen (Trost: T-Not-at-Home – Im Call Center wäre wahrscheinlich eh niemand daheim.) Auf Faxe, geschweige denn Emails, reagiert man nicht.
3. Die Telekom schreibt uns! Sie bedauert, dass wir das Produkt X gekündigt haben (!), möchte uns als Kunden aber unbedingt behalten und bittet um Anruf – die angegebene 0800-Nummer ist aus dem Ausland nicht erreichbar, die Bonner Festnetznummer auch nicht.
4. Wir resignieren, akzeptieren widerstandslos den Gang der Dinge. Wochen später erreichen uns nach und nach mehrere gleichautende Textbaustein-Depeschen (sie Briefe zu nennen, wäre ein Euphemismus), offensichtlich eigenverantwortlich von Computern zusammengestückelt, später handschriftlich umadressiert nach Irland. Die ursprünglich computer-generierte Adresse war noch 1995 völlig korrekt. Wir wissen nun definitv: Alle Bemühungen, der Telekom die richtige Adresse zu vermitteln (im Lauf der Jahre ein halbes Dutzend schriftliche Eingaben) sind kläglich gescheitert. Big Telko merkt sich vieles, kann aber daraus keinen Sinn destillieren.
5. Die Kündigungsfrist ist lange abgelaufen. Das gute alte Produkt X liefern die Bonner Kommunikations-Genies weiterhin anstandslos. Man zahlt und ist zufrieden.
6. War was?