Vor zwölf Jahren und ein paar Tagen sind wir aus München aufgebrochen und nach Irland umgezogen. Es war keine Auswanderung, keine Neuanfang im vermeintlichen Paradies. Es war ein Umzug innerhalb Europas, in die Naturlandschaft eines besonders schönen Ortes in Europa: Irlands Südwesten. Immer mal wieder, alle ein zwei Jahre, versuchen wir, uns über die Verschiebung von Prioritäten klar zu werden und zu beschreiben, warum wir uns in der Heimat unserer Wahl wohl fühlen: 13 Gründe, warum wir Irland lieben — und hier leben.
1. Weil es dankbar macht, morgens die Vorhänge zurückzuschlagen, den Blick auf das Meer, die Berge und den Himmel zu genießen und sich über so viel Schönheit zu freuen.
2. Weil es in Irland noch immer vieles zu entdecken gibt. Nicht jeder Stein ist schon dreimal umgedreht, nicht jeder Berg für Freizeitvergnügte erschlossen.
3. Weil die Iren uns lehren, dass Siege Niederlagen sein können — und umgekehrt.
4. Weil die Irinnen und Iren meist nette Leute sind: Sies sind anarchisch, freundlich, redegewandt, schlitzohrig, gerne einmal feige und unaufrichtig, dazu stur, gesellig, feierfreudig, unkompliziert, und stets interessant.
5. Weil das Wetter in Irland immer beachtenswert ist: Es schützt dieses Land vor allerlei – vor allem aber vor mittelmeerischem Massentourismus.
6. Weil der Staat ferner ist als anderswo. Der Einzelne hat mehr Spielraum, mehr Freiheit, aber auch mehr Eigenverantwortung als im überregulierten Vorsorgestaat. EU-Regelwut hat hier wenig Chance auf Realisierung, deutscher Perfektionswahn auch nicht. Beides wird einfach ausgesessen.
7. Weil die Natur hier überlebt hat: Die Schönheit der Berge, des Meeres, der Wiesen und Wälder geht zu Herzen. Weil wir hier den ersten Adler in freier Wildbahn beobachten durften.
8. Weil die Landschaft weit ist: Irlands Südwesten bietet Raum, dieses unglaubliche Privileg, viel Bewegungsfreiheit zu haben.
9. Weil die Stille hier weiter regiert. Man kann sie hören, die Stille, diese völlige Abwesenheit von Zivilisationslärm.
10. Weil die transatlantische Luft so gut ist: Die beste Luft Europas, die jederzeit frisch vom Atlantik geliefert wird. Kein Sommer-Smog, kein Winter-Smog. Immer Zeit zum Durchatmen.
11. Weil wir in Parallelwelten leben können: Das Irland der Gegenwart ist ein modernes Land mit allen Annehmlichkeiten, die mensch braucht oder auch nicht. Auch das alte Irland, das Heinrich Böll einst beschwor und das Hugo Hamilton 50 Jahre später einer Revision unterzog, lebt in alten Geschichten, in Liedern, in Nischen und in einzelnen Menschen weiter.
12. Weil wir hier leben und arbeiten können, wir wir es wollen. Im faszinierenden Wander-Land, im großem botanischen Garten.
13. Weil Tod und Abschied hier noch im Zentrum des Lebens stehen und ausdrücklich in Ehren gehalten werden.
Foto: Markus Bäuchle, Wanderlust – Wandern in Irland.
PS: 14. Ein Grund außer Konkurrenz: Weil Dumpfbacken wie Nonad hier ganz, ganz schnell weg wollen und doch ewig hängen bleiben. (Kommentare aus Gründen der Sprachhygiene bitte nur auf Deinem eigenen Blog).
Foto: Markus Bäuchle, Wanderlust – Wandern in Irland.
Schon so viele Kommentare und dem habe ich eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen. Ich lebe seit etlichen Jahren nun schon in Nordirland und frage mich was ist denn der Unterschied zu Deutschland – Markus hat es sehr treffend beschrieben!
Lieber Markus, einerseits beneide ich Euch von Herzen, andererseits gönne ich Euch Euer Leben in
meinem „Sehnsuchts-Land“ aus genauso vollem Herzen!!
Nur die, die in nächster Zeit Irland besuchen werden b e n e i d e ich nur schlicht und einfach sehr, denn in
diesem Jahr ist es mir leider nicht möglich, nach Irland zu kommen.
Wenn es mir vergönnt sein sollte, werde ich 2013 Irland noch einmal besuchen und dann ………
nimmermehr! Seufz!!!!!
Wie immer. liebe Grüße auf die Insel, Elke
Punkt 10 kann ich nur bestätigen; wenn ich in Dublin aus Air Lingus aussteige, rieche ich selbst da die Irlandluft, und das Herz geht mir auf.
Bald ist es wieder soweit. Yippee. Freu mich wie ein Schnitzel, und ja ich beneide euch.
Kann ich alles sehr sehr gut nachvollziehen. Punkt 9 erstaunt mich jedesmal wieder: Dass es soetwas überhaupt noch gibt. Auch wenn ich es nur einige Tage im Jahr erlebe, es macht einen Unterschied, definitv!
Liebe Grüße
Elisabeth
Markus, Du sagst es mal wieder mit so schoenen Worten. Ich muss Dir voll zustimmen! Paragraph 6 ist so wichtig fuer mich und ich habe vollen Gebrauch von 12 gemacht! Danke Maria