Erinnerungen an das alte Irland. Vor vier, fünf oder gar sechs Jahrzehnten war Irland ein anderes Land. Anders als das Irland der Gegenwart, anders vor allem als der große Rest von Europa. Irland war vergleichsweise arm, es war unterentwickelt und nicht industrialisiert. Es war reich an Natur, intakt, unzerstört, das Leben auf den ersten Blick ruhig und gemächlich. Hier dominierten Wetter und Kirche das Leben, während im Rest von Europa die Herrschaft des Konsumkapitalismus aufzog.

In diese Andersartigeit und Ungleichzeitigkeit haben Generationen wunder deutscher Seelen ihre Sehnsüchte und Wünsche projiziert, während die Menschen auf der Insel sich nach einem anderen Leben sehnten – frei vom Zwang des Klerus und der Konventionen, gesegnet mit Geld, Konsum und Unterhaltung. Auch ich war seit den späten 70-er Jahren in Irland unterwegs und suchte hier, was ich in der Heimat nicht finden konnte. Dieses Irland, das wir suchten, gibt es heute nicht mehr. Genau genommen hat es nie existiert.

Die Gartenfotografin Elke Borkowski schickte mir vor kurzem ein paar Irland-Fotos aus den frühen 80er Jahren. Sie hatte die Aufnahmen in der Gegend um Quilty im County Clare gemacht. Schwarzweiß-Dokumente aus dem alten Irland. Was suchten wir?  Elke Borkoswki schreibt: “Irland zog mich schon immer magisch an, ohne genau zu wissen warum. Es war nur ein Gefühl, ein Kribbeln.”

Im Folgenden veröffentlichen wir die Fotos von Elke. Wenn Irlandnews-LeserInnen selber gerne in ihr Irland-Fotoarchiv tauchen wollen und ihre eigenen Fotos zu einer kleinen Story verbinden, dann könnte hieraus leicht eine hübsche Irlandnews-Serie entstehen. Mail bitte an markus@irlandnews.com.

 

Elke Borkowskis Fotos aus dem Irland der 80er Jahre

Elke schreibt dazu: “Anfang der 80er Jahre hatte ich zwei Ausbildungen zur Fotofachlaborantin und Fotografin sowie etwas Berufserfahrung in der Tasche und stand einige Monate vor dem Beginn meines Fotodesign-Studiums. Ein neuer Lebensabschnitt, auf den ich mich mit etwas Abenteuer einstimmen wollte.
Ich hatte Zeit und Irland zog mich schon immer magisch an ohne genau zu wissen warum. Es war nur ein Gefühl, ein Kribbeln.

 

 

 

Ich verstaute meine sorgfältig verpackten Kameras, Stativ, Filmmaterial und Kleidung in einen viel zu großen und dann viel zu schweren Rucksack. Und trat per Bus und Bahn meine abenteuerliche Reise nach Irland an. Eine bescheidene Ferienunterkunft im Küstenort Quilty war mein Zuhause auf Zeit, geplant waren drei Wochen.

 

 

Aber es verlief anders als gedacht, denn in Quilty lernte ich Kieran kennen, verliebte mich, und den drei Wochen in Irland folgten weitere Wochen. Die Liebe hielt zwar nicht lange, aber in dieser Zeit hatte ich viele Wanderungen unternommen und einiges fotografiert.

 

 

Mich einfach treiben und inspirieren lassen. Vom Meer und der Landschaft, windschiefen Bäumen oder einem rührend vor sich hinrostenden Gartentörchen aus Metall.

Obwohl der Westen dünn besiedelt, es Winter und oft unbehaglich war, fühlte ich mich unterwegs niemals einsam oder ängstlich, sondern immer sicher. Etwas nervig war nur, dass fast jedes der wenigen vorbeifahrenden Autos anhielt und ich gefragt wurde, ob ich mitgenommen werden will. Es konnte sich wohl niemand vorstellen, dass ich mitten im Winter freiwillig über  fucking muddy country roads wanderte.

 

 

Nur der Wind und die Wolken, Ruinen, Straßenköter, surrende Überland-Telefonleitungen und meine klaren Gedanken begleiteten mich.
Noch heute denke ich mit Dankbarkeit und auch etwas Sehnsucht an diese sehr intensive, wunderbare Zeit zurück.

Leider bin ich nie wieder in Irland gewesen. Aber ich weiß, dass es Kieran gut geht, er seiner Scholle treu geblieben ist und heute mit seiner Frau im Nachbarort von Quilty, in Miltown Malbay, lebt.

 

 

Meine Fotos entstanden Anfang der 80er Jahre in der Gegend um Quilty an der rauen Westküste. Fotografiert habe ich mit den Kameras Mamiya M 645 und Contax RTS, letztere mit ihren damals schon legendären Zeiss-Objektiven ( die ich zum Teil heute noch benutze).
Die Schwarz/Weiß Fotografie hat mich immer schon fasziniert und war ideal, um die einzigartige, oft dramatische Stimmung dieser vom Wind zerzausten Landschaft am Atlantik einzufangen. Die gesamte Weiterverarbeitung fand später im eigenen Fotolabor zuhause statt.
Und das war im Gegensatz zur heutigen digitalen Fotografie spannend, denn bis zur fertigen Filmentwicklung wusste ich nie genau, was dabei herauskam.

Heute blicke ich auf 32 Jahre Tätigkeit als professionelle Gartenfotografin zurück. Mehr über meine Arbeit kann man hier sehen: KLICK 

Alle Fotos: Elke Borkowski