Als ich vorgestern im Flugzeug saß, habe ich mir Gedanken für das Thema Betroffenheit gemacht. Am Morgen war bekannt geworden, dass schon wieder ein Airbus mit über 100 Menschen ins Meer gestürzt war. Mich hat der Absturz der AF447 vor fünf Wochen viel mehr erschüttert. Warum? Weil ich diese Strecke kenne, weil ich in Brasilien gelebt habe, weil ich portugiesisch spreche, weil Freunde diesen Flug nach Paris manchmal wählen, weil ich selbst oft Airbus fliege. Und weil jemand in unserem Dorf seine 27-jährige Cousine bei diesem Absturz verloren hat, deren sterbliche Überreste sich unter den 51 gefunden Leichen befanden und deren Identifizierung gestern bekannt gegeben wurde.
Und der Absturz der jemenitischen Flugesellschaft? Ich war noch nie in Jemen, auch noch nicht auf den Komoren, kenne weder die Airline noch die Strecke noch irgend jemanden, der dort wohnt oder in Ferien war.
So funktioniert unsere Aufmerksamkeit: Nur das was wir wirklich kennen, berührt uns, das schützen wir. Funktioniert so nicht auch der Schutz unserer Umwelt? Nur was uns wirklich im Innersten betrifft und berührt, hegen und pflegen wir. Das, was wir nicht kennen und verstehen, was (vermeintlich) weit weg ist, lässt uns kalt. Wir müssen lernen, Zusammenhänge zu be-greifen, dass der sprichwörtliche geplatze Sack Reis am anderen Ende der Welt uns doch betreffen kann. Wir haben es mit wanderender Radioaktivität – nicht nur nach Tchernobyl – und ausbreitenden Ölverseuchungen oft genug erleben können.
Zusammenhänge in unserem eigenen Körper werden von der modernen Medizin gerne übersehen, wenn beispielsweise ein verseuchter Zahn Rückenschmerzen verursacht. Zusammenhänge zwischen Mensch und Umwelt dürfen nicht laut gedacht werden, wenn beispielsweise die Antibiotika und Hormone, die wir in Toiletten, Kläranlagen und Gewässern hinterlassen. Wir trinken dieses Wasser wieder in Tee, Kaffee und Babyfläschchen, wir essen die Fische, die in diesem Wasser gelebt haben und bekommen damit die Retourkutsche postwendend serviert.
Zusammenhänge zwischen weit entfernten Ländern, sollen erst gar nicht bekannt werden. Beispielsweise dass wir die preiswerten giftverspritzten Blumen in unsere Vasen stellen und dann mit den von uns exportierten Agrargiften unsere Wohnzimmer verpesten.
Zusammenhänge zwischen Himmel und Erde können wir erst gar nicht verstehen…
Two days ago, while I was sitting in a plane, I was thinking about how humans become affected by whatever happens around them. Before boarding I had just heard that another airbus had crashed during the night killing more than 150 persons. I didn’t feel as shocked as after the news about the plane crash in Brazil recently. Why? Because I lived in Brazil, because I speak portuguese, because I know that specific airport as I often flew out of Rio de Janeiro, because I know friends who flew with Air France to Paris, because one of the 51 identified bodies was somebody’s cousin here from our tiny village.
Then why wasn’t I affected by the recent plane crash? Because I never flew or even heard about Yemenia Airlines, I have never been neither to Yemen nor do I know the Comoros Islands. I don’t speak Arabic nor do I know anybody from both countries. That’s how our attention works. Humans only care about things they know and love. Is that the reason why we don’t care enough for our environment? We have no clue how pollution in China affects our life, China is far away. We cannot imagine (so far) how the melting of the Polar Ice Caps and Global Warming could interfere with our safe and tranquil life style. We (still) have no imagination how a world without bees, which are dying in millions, could change our eating habits. But we are and will be touched by all those incidents from far away. Everything is connected somehow. Even heaven and earth – somehow. We only cannot see it. Or we have only glimpses about those subtle interdependences. I hope I can can teach a little bit about this global mystery to my boys…