Auf vielfachen Wunsch hier noch einmal dieser Beitrag:

Shane MacGowan (Foto:RTE)
Irish Christmas: Das Leben auf dem Land an der Atlantikküste am westlichen Rand Europas hat nicht nur Vorteile, aber doch viele. Der aktuelle Vorzug, den wir im derzeit einsamen West Cork gerade in vollen Zügen genießen: Wir verpassen die große vorweihnachtliche Erregung, den Shopping-Trubel vor dem nächsten Lockdown, die Corona-Angst und die große Konsumschlacht und sogar — sofern das Radio ausgeschaltet bleibt – das weichgespülte Stille-Nacht-im-Fahrstuhl-Weihnachtslied-Gedudel. Und doch bleiben wir nicht völlig frei von Gedanken an und über Weihnachten.
Gerade hatten wir wieder die jährlich fällige Diskussion: Was ist eigentlich das beliebteste Weihnachtslied der Iren? Mein Freund Jay Denz in Dungarvan räumte schon vor Jahren gehörig auf mit der Legende von Jingle Bells und Rudolph the Red-Nosed Reindeer. Auch die zuckersüßen Weihnachts-Songs von Clannad, Enya, von Mick Flannery oder von John Spillane reichten nicht annähernd an diesen Xmas-Kracher heran: Der beliebteste Weihnachtssong der Irinnen und Iren, so insistiert Jay, ist und bleibt Fairytale of New York von Shane MacGowan and The Pogues.
Originell der Song, korrekt Jays Einschätzung:
You’re a bum, You’re a punk, You’re an old slut on junk, Lying there almost dead on a drip in that bed, You scumbag, you maggot, You cheap lousy faggot, Happy Christmas your arse, I pray God it’s our last.
Der Song bekam 2017 zum 30. Geburtstag eine eigene Fernseh-Dokumentation. Kein irisches Lied wird auch über drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung auf der Insel noch immer so heiß geliebt wie Fairytale of New York – und kein Sänger aus den guten alten Zeiten des Punk wird in Irland mittlerweile so gepriesen wie Shane MacGowan, der genialisch abgedrehte Kopf der Pogues, der König der Selbstzerstörung. Shane, der an Weihnachten 64 Jahre alt wird, machte im vergangenen Jahr Schlagzeilen, dass er sich noch einmal aus dem Rollstuhl kämpfen will. Im Jahr 2015 erlitt er einen schweren Unfall. Seitdem benötigt er den Rollstuhl und konsumiert nach eigenen Aussagen keine Drogen und keinen Alkohol mehr. Aus dem Comeback wurde in diesem Jahr allerdings nichts: Ein Sturz im Februar und ein neuerlicher Unfall im Oktober machten Shanes Genesungsprozess zunichte.
Noch vor zwei Jahren wurde der irische Singer-Songwriter, der den Siegeszug des Celtic Punk anführte und der zahlreiche Trad-Songs zu Punk-Versionen veredelte, in Irlands meist gesehener TV-Unterhaltungs-Show gefeiert: Die Late Late Show mit Moderator Ryan Tubridy hatte für Shane MacGowan kurz vor Weihnachten eine Reihe prominenter Gäste eingeladen, unter anderem Glen Hansard und Lisa O’Neill. Sie spielten zusammen mit MacGowan das geniale Fairytale of New York live. Doch der so Geehrte war gesundheitlich deutlich angeschlagen. Dass man ihn in Pub-Atmosphäre mit Pint-Deo präsentierte, konnte auch als zynische Vorführung verstanden werden. Doch auch wenn Shane die besten Zeiten gesehen hat, sein größter Hit bleibt quicklebendig. Auch im zweiten Coronajahr 2021. Nur die besorgten Stimmen der Politisch Korrekten werden immer lauter . . .
Fairytale of New York besingt das Weihnachtsfest eines irischen Paares, das in New York auf der Schattenseite lebt. Es ist ein Song über zwei Verlierer, die ihre guten Zeiten erst einmal hinter sich haben. Es ist ein Song über Suff und Drogenrausch. Es ist aber auch ein großer Love Song und einer voller Hoffnung und Resilienz:
I’ve got a feeling, This year’s for me and you, So happy Christmas, I love you baby, I can see a better time, When all our dreams come true.
In diesen politisch über-korrekten Zeiten wird natürlich auch in Irland die Frage diskutiert: Dürfen Kinderohren diesen Gossenhauer überhaupt hören? Darf man einen solchen Song mit derart obszönen Textpassagen heute noch gut finden und öffentlich spielen? Es gibt die Puristen, die Fairytale längst auf dem Index sehen wollen, es gibt aber noch immer sehr viel mehr, auch viele prominente, Fürsprecher, die das Lied als ein außerordentliches Kunstwerk betrachten und lieben.
Wir spielen heute zur allmählichen Hebung der vorweihnachtlichen Laune eine Live-Version des Fairytale of New York, aus dem Jahr 1988. The Pogues und Kirsty MacColl live vom Patrick´s Day (!). Hier der Text – und vorab noch die Frage: Was meint Ihr? Welches ist der beliebteste Weihnachts-Song der Iren (und welches Euer eigener)?
Hier ein paar weitere beliebte Weihnachtssongs von irischen Künstlern:
Christmas Past – Mick Flannery & Lisa Hannigan
The Spirit of Christmas Past – Enya
Christmas (Baby Please Come Home) – U2
The English Market (Christmas Angel Song) – John Spillane
Christmas Day – John Spillane
Christmas Angels – Clannad
Fairytale of New York – in der Version von Christy Moore
While Shepherds watch their Flocks – The Irish Tenors
Once in Royal David’s City – The Chieftains
The Christmas Traveller – The Irish Rovers
Happy Xmas (War is Over) – The Corrs
We Wish You a Merry Christmas – Celtic Woman
Und hier der Text zum Mitsingen:
It was Christmas Eve babe
In the drunk tank
An old man said to me, won’t see another one
And then he sang a song
The Rare Old Mountain Dew
I turned my face away
And dreamed about you
Got on a lucky one
Came in at ten to one
I’ve got a feeling
This year’s for me and you
So happy Christmas
I love you baby
I can see a better time
When all our dreams come true
They’ve got cars big as bars
They’ve got rivers of gold
But the wind goes right through you
It’s no place for the old
When you first took my hand
On a cold Christmas Eve
You promised me
Broadway was waiting for me
You were handsome
You were pretty
Queen of New York City
When the band finished playing
They howled out for more
Sinatra was swinging,
All the drunks they were singing
We kissed on a corner
Then danced through the night
The boys of the NYPD choir
Were singing „Galway Bay“
And the bells were ringing out
For Christmas day
You’re a bum
You’re a punk
You’re an old slut on junk
Lying there almost dead on a drip in that bed
You scumbag, you maggot
You cheap lousy faggot
Happy Christmas your arse
I pray God it’s our last
The boys of the NYPD choir
Still singing „Galway Bay“
And the bells were ringing out
For Christmas day
I could have been someone
Well so could anyone
You took my dreams from me
When I first found you
I kept them with me babe
I put them with my own
Can’t make it all alone
I’ve built my dreams around you
The boys of the NYPD choir
Still singing „Galway Bay“
And the bells are ringing out
For Christmas day
[ed171218]
Bin heute über diese tolle Version dieses grandiosen Songs „gestolpert“ (von Dan McCabe): https://www.youtube.com/watch?v=uv4PUs3wO9g
Danke für die Blumen 🌷 erstmal, Markus.
Man sollte unterscheiden zw dem beliebtesten Weihnachts-Song der Iren und einem irischem Xmas 🎅 Song.
Ich denke mal Slade’s Merry Xmas everybody steht auch ganz oben.
Knock yourself out … https://open.spotify.com/playlist/1wwE4s9Z8xTvwB1jWlOI8O?si=cYW1vMmHQ6W81yjfsjRJAA
Ein Strauß aus Eisblumen und Holly, lieber Jürgen.
Die Unterscheidung macht viel Sinn, weil Irinnen und Iren auch gerne englische Christmas-Songs hören.
Last Christmas von Wham ist da auch immer ganz vorne mit dabei.
Und dann gibt es noch die irischen Weihanchtslieder in irischer Sprache – für einen eher kleinen Liebhaber-Kreis.
Asche auf mein Haupt, wie konnte ich George Michael vergessen…
Eine kleine Anekdote: Die Patentante meiner Kinder war eng befreundet mit Shane und Kirsty, und hat ihm oft “unterstützend” auf der Bühne geholfen, weil er zu betrunken war um selbst zu gehen. lol 😆
Also, um DAS Lied als Weihnachtslied zu hören oder gar zu singen muss man wahrscheinlich
a) Ire/Irin sein
b) In Irland leben
c) Weihnachten mal in Irland gewesen sein, und zwar NACH 1987 (Entstehungsjahr von ‚Fairytale of New York‘ )
Aber ich hab’s eh‘ nicht mit Weihnachtsliedern weil wir hier damit schon Monate vorm Fest überall vollgesülzt werden.
Ab Mitte September gibt es im Supermarkt bereits das erste Weihnachstgebäck.. Es nervt.
Mick Flannery ist ein großartiger Künstler, seinen schleppend-sonoren Gesang muss man allerdings mögen.
Aber Bob Dylan nuschelt auch, so what…
Mick Flannery hatte früher den Beinamen „der irische Tom Waits“. Auch ein großartiger Nuschler.
Wir sind da gespalten – aber im Trend 😀
Mein Lieblingssong ist “ Christmas Past“
von Flannery.
Das Erlebnis von Sylvester im Pub von Clifden um 24.00 – als Shane Mc Gowans „Christmas in New York“ stehend aus allen Kehlen drang – hat mich für diesen Abend umgestimmt…
Eine gesunde Weihnachtszeit für Euch alle! 🌟🌟
Noch ein Nachtrag zu den Weihnachtsliedern…., welches Lied ich neuerdings auch gerne höre ist : https://youtu.be/y9wA68evetE
Spielt das Lied in Irland eigentlich auch im Radio ??
Gibt es passionierte Radio-Hörer da draußen?
Ja rund um die Uhr ;-)
RTÉ lyric fm seit 7 Jahren
Sinews O’Connor, Silent Night, die beste Version dieses wunderbaren Songs, ever
Happy X-mas to all of you
Die Version mit Niedecken und Hagen kennen ich auch…..auch sehr schön ! Freut mich Markus wenn es gelingt dem Trubel um Weihnachten etwas zu entfliehen. In Deutschland wird das Drumherum immer absuder und unerträglicher. Trubel ist ein gutes Stichwort ;) Ich war gestern in Star Wars und ich möchte nicht zuviel verraten. Aber ihr müsst um Skellig Michael zu sehen sehr viel Geduld aufbringen aber es lohnt sich wirklich. Wunderbar in Szene gesetzt ! Mark Hamill sagte vor einiger Zeit in einem Interview:
„“Das erinnerte mich an die Salzhügel in Tunesien. Wenn du es geschafft hattest, tief in dich zu gehen und die Crew um dich herum für einen Moment auszublenden, hattest du wirklich das Gefühl, in einer weit entfernten Galaxie zu sein. Die gleichen Empfindungen überkamen mich auf Skellig Michael in Irland. Das hatte ich nicht kommen sehen.“
Wer schon einmal dort war wird es bestätigen…..
Ja, das ist es wohl. 2008 hörten wir allerdings „Halleluja“ bis zum Abwinken. Nicht gerade Irisch, aber das Lied wurde in dem Winter zum meistgehörtem Weihnachtslied. Keine Ahnung, was im Moment bei Euch in Endlosschleife im Radio zu hören ist…
..“christmas past“ von mick flannery ^_^
Großartig. Auch mein Favorit. Das hör ich am 18. Dezember live an . . .
Fairytale of New York bleibt für mich der einzig hörbare Weihnachtssong! Natürlich auch zu Sylvester!
Kann ich verstehen, dass die Iren das mögen. Mag ich auch. Es gibt auch ’ne deutsche Version mit Wolfgang Niedecken und Nina Hagen ;-)) Mit den Klassikern hab ich’s auch nicht so und beim ersten saisonalen „Wiederhören“ von Last Christmas im Radio kommt bei mir eigentlich auch keine Stimmung auf. Aber das richtige Feeling gibt mir Chrissie Hynde mit Have yourself a merry little Christmas und ein paar Tage vorm Fest natürlich Driving home for Christmas von Chris Rea – dann wird’s weihnachtlich ***
Chris Rea hat kurz danach The Road to Hell veröffentlicht. :)
Ganz genau dieser Song, stimmt uns auf Weihnachten ein. Immer wieder … jedes Jahr neu.