Das politische Klima in Irland verschärft sich angesichts der Wirtschaftskrise zunehmend. Schärfer als in Deutschland, wo diese Diskussion noch unterdrückt wird (Ausnahme war die „Knast für Ackermann“-Forderung), fragt Irland nach den Schuldigen für das Banken- und Wirtschaftsmassaker. Dieses Wochenende stand Dublin im Zeichen von Massenprotesten und die Gewerkschaften hatten ihren großen Auftritt.Patricia McKeowen, die Präsidentin des Irish Congress of Trade Unions (Irischer Gewerkschaftskongress) rief vor 120.000 (!) Demonstranten:
„The Government wants workers who built the economy to make the sacrifices while it protects those who wrecked it.“ Sinngemäß: Die Regierung lässt nun die Arbeiter, welche die irische Wirtschaft aufgebaut haben, die üble Brühe auslöffeln und schützt jene, die die Wirtschaft an die Wand gefahren haben. Die Gewerkschafterin sagte auch: „WIr wollen in solch einer Gesellschaft nicht leben“, während ihr Generalsekretär eindringlich forderte, die Schuldigen des Crashs konsequent zur Rechenschaft zu ziehen.
Tatsächlich verschweigt die Regierung nach bester Kohl-Manier die Namen der ominösen zehn Mitglieder eines „Goldenen Zirkels“. Diese zehn mit der Bank eng verbandelten Geschäftsleute hatten sich von der (wegen Pleitegefahr mittlerweile verstaatlichten) Anglo Irish Bank zusammen 451 Millionen Euro geliehen und damit offensichtlich Aktien der Bank gekauft, um den abschmierenden Kurs zu stützen. Die Regierung kennt die Namen, weigert sich aber aus formalen Gründen, die zehn Abräumer zu „outen“. Den Steuerzahlern, denen die Anglo Irish nun gehört, drohen derweil 5,3 Milliarden Euro Verlust aus faulen Krediten.
Die irischen Medien gehen von einem Kreis von 25 „Ex-Masters of the Irish-Universe“ aus, der die irische Wirtschaft mithilde einer riesigen Immobilen-Maschine in den Abgrund gestürzt hat. Es sind die Bank-Direktoren, die einem kleinen Kreis von Bauträgern und Bauunternehmen leichtfertig hunderte Millionen Kredite hinterherschmissen. Es sind diese Bau-Titanen selbst, die das Land mit deen Krediten blindwütig in einen Betonfelsen umzuwandeln versuchten. Es sind die Versager der Finanzregulierungsbehörde und es sind die entscheidenden Mitglieder der alten Ahern-Regierung (mit Jetzt-Premier Brian Cowen), die ihre Manager-Freunde unter dem Deckmantel der Wirtschaftsförderung nicht nur gewähren ließen sondern ihnen auch noch schöne Gesetze servierten.
Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen am Ende wirklich identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden – einige stehen übrigens bereits am Pranger – oder ob man nach guter Landessitte wieder eine Untersuchungskommission (Tribunal) einsetzen wird, die weitere Millionen verschlingt und am Ende außer viel Papier nur bescheidenste Ergebnisse produziert.
wundert mich, dass hier so wenig kommentare sind, denn du hast wirklich gute themen ausgewählt! hm… nun ich denke, sobald die leute mal etwas mehr lesen sollen und das gehirn einschalten müssen, dann clicken sie schon weiter. auf meinen blogs sind rezepte und landschaftsbilder auch am beliebtesten, obwohl ich selber viel lieber intellektuelle dinge behandle… seufz!
bezügl. wirtschaftskrise: das war eigentlich vorraussehbar; wenn man nichts brauchbares produziert und korrupt ist, dann fällt irgendwann alles zusammen. das ist überall so, auch bei uns und nun müssen die leute sich mal auf ihren allerwertesten setzen und was anständiges produzieren, was ihre mitmenschen auch gebrauchen können. bei uns in dk ist zwar noch nicht alles zusammengebrochen, aber in den firmen ist auch die hölle los und solange eben nur die schönwäscher belohnt werden und nicht die, die ehrliche arbeit leisten, haben wir ein problem. am besten jeder entscheidet für sich selber: jetzt mache ich ein produkt, das auch wirklich was taugt und gebraucht wird und dann lässt sich das auch verkaufen, egal ob eine krise besteht oder nicht!
LG, sarah sofia aus skandinavien