Unser 9-jähriger Sohn Ben hatte diesen Freitag bereits vor dem Aufstehen abgeschrieben: “Das wird der schlechteste Tag”, maulte er unter der Bettdecke hervor – wohl weil er heute in der Schule aus erzieherischen Gründen nicht neben seiner Freundin Fiona sitzen darf. Dass vor der Tür heute das schlechteste Wetter seit Wochen wütet, wird er nicht gemeint haben, aber auch das stimmt. Der aktuelle Blick aus dem Fenster  (Foto oben) sagt alles. Der Winter – das bedeutet im milden Golfstromklima viel Regen und reichlich Wind –  hat nun doch Einzug gehalten, und endlich wird Irland seinem überstrapazierten Image als Land des Regens gerecht. 

Der Regen, die moderaten Sommer-Temperaturen um 25 Grad und mehr noch das zumeist völlig unzutreffende Regen-Image haben das Land bis heute davor bewahrt, ein Ziel für den Massentourismus zu werden. Keine Bettenburgen entlang zubetonierter Küstenstraßen, keine Club Meds, Robinsons oder Aldianas,  keine mit saufenden Engländern überfüllten Strände, einige wenige Yachthäfen nur. Tolle Strände (wie unten der Barley Cove), herrliche Berge, überall wundersame alte Steine und Monumente, die gesamte touristische Infrastruktur zwei Nummern kleiner, putziger, liebenswerter als in den klassischen Urlaubs-Destinationen. 
Dafür wird Irland von seinen Fans geliebt. Die Insel hat ihre ganz eigene Besucherklientel, die man in den 70er Jahren als “die salon-linken Studienräte mit den vielen Ferien und dem VW-Bus”  beschrieben hätte. Heute fällt es schwerer, das bunt gemischte Irland-Publikum zu beschreiben oder gar zu etikettieren. Die meisten unserer Gäste zeichnet am ehesten ein Hang zur Natur, zur Ruhe, zum Verweilen aus, die Liebe zum Detail, zum lieber langsamen, dafür aber tiefen Erkunden der Ziele, und vielleicht auch die Fähigkeit, sich selber gut beschäftigen zu können und nicht auf den ständigen Kick von außen angewiesen zu sein.