Ein paar Gedanken zum Sonntag über Irland hinaus: Bob Dylan, einer unserer alten Hausheiligen, hat dem Rolling Stone kürzlich ein großes Interview und dabei den großen alten Konservativen gegeben. Dylan beschreibt ein Amerika, dessen vorletzter Bewohner er sein mag; er sinniert über sein unreligiöses Verständnis von Moral, dessen vier verhaltensbestimmende Elemente die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Mäßigung und die Courage sind. Vor allem aber entlarvt der weise alte Mann aus Minnesota, der mit der E-Gitarre revolutionierte und sich später zum technikfeindlichen Zausel wandelte, die größten Feinde unserer Kinder:

If Dylan had his way, … teenagers would go on nature hikes instead of watching YouTube. “It’s peculiar and unnerving in a way to see so many young people walking around with mobile phones and iPods in their ears and so wrapped up in media and video games,” he says. “It robs them of their self-identity. It’s a shame to see them so tuned out to real life. Of course they are free to do that, as if that’s got anything to do with freedom. The cost of liberty is high, and young people should understand that before they start spending their life with all those gadgets.”


Es bringt den 68jährigen Dylan aus der Fassung, wie viele junge Leute sich mit Mobiltelefonen, iPods und Computerspielen aus dem wirklichen Leben ausklinken und sich in Scheinwelten flüchten. Er glaubt: Die jungen Menschen werden dadurch ihrer Persönlichkeit beraubt. Sie sollten sich darüber im klaren sein, welch hohen Preis sie bezahlen, wenn sie sich dem Entertainment-Schnickschnack aussetzen: den Verlust ihrer Freiheit. Sagt Dylan.

Wer Kinder kennt, kennt auch die Kämpfe um die Oberhoheit in deren Köpfen, kennt die Kämpfe um Mediennutzungszeit und um die Präsenzzeit in der wirklichen Welt. Während ich in meiner intellektuellen Scheinwelt mit imaginären Bloglesern kommuniziere (sic!) stellt sich das Bild ein vom globalen Digitalwurm, der durch das Auge in die inneren Räume der Jugendlichen eindringt. Dort frisst er sich durch das persönliche Inventar an Gedanken, Wünschen, Gefühlen, Phantasien, um am Ende nur Exkremente zu hinterlassen: den immateriellen Fallout der welteinnehmenden Computerspiele-Industrie.

Leben wir am Ende mit kleinen, mental ausgehöhlten und digital ferngesteuerten Menschendarstellern zusammen? Nein, die meisten natürlich nicht ( – und doch, manche schon). Aber es lohnt sich darüber nachzudenken, ob wir die PS3, die Wii oder die Xbox nicht doch zerstören sollten, bevor sie zuviel in unseren Kindern zerstört.