News aus Irland immer aktuellDie irische Gesellschaft hat derzeit einige Probleme:  Die einen sind pleite, die anderen zu dick oder zu betrunken, wieder andere fühlen sich betrogen. Was iahst bloß auf der Insel los?Lesen Sie die Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aktuell aus Dublin.

 

Der ehemals reichste Ire ist pleite

Seán Quinn, einst der reichste Mann Irlands, erklärte sich diese Woche bei einem Gericht in Nordirland für bankrott. Hintergrund sind Verbindlichkeiten über 2,8 Milliarden Euro gegenüber der inzwischen verstaatlichten Anglo Irish Bank. Der 64-jährige Großindustrielle und Geschäftsmann Quinn hatte einst als 14-Jähriger die Schule verlassen und wortwörtlich aus einer Kiesgrube heraus ein Bauindustrie-, Immobilien- und Versicherungsimperium aufgebaut, das 2008 auf fast fünf Milliarden Euro Wert geschätzt wurde. Danach folgte ein Absturz ohnegleichen. Sein Versicherungsunternehmen Quinn Insurance wurde Anfang 2010 aufgrund von Liquiditätsproblemen unter Zwangsverwaltung gestellt und hat inzwischen einen neuen Besitzer. Verzweifelt kämpfte Quinn zuletzt darum, die Kontrolle über die Reste seines bröckelnden Imperiums zu behalten, doch nun steht er vor dem Aus. Der Konkursantrag in Nordirland würde ihm jedoch erlauben, nach einem Jahr Sperre wieder unternehmerisch tätig zu werden, und nicht erst nach zwölf Jahren, wie es das Insolvenzrecht in der Republik Irland vorschreibt. (Quelle: RTE)

Michael D Higgins als Präsident vereidigt

Der Präsidentenpalast in Dublins Phoenix Park hat einen neuen Bewohner: Am Freitag hatte der kleine Michael D Higgins seinen großen Tag, als er ganz offiziell als neunter Präsident der Republik Irland vereidigt wurde. In seiner Ansprache verwies er auf die schwierige Zeit, die Irland durchläuft, doch er rief zu Hoffnung und Mut auf: “We Irish are a creative, resourceful, talented and warm people, with a firm sense of common decency and justice. Let us address the next seven years with hope and courage as we work together to build the future for our country – an Ireland we all feel part of, an Ireland we all feel proud of”, sagte er. Wünschen wir Präsident Michal D alles Gute für die nächsten sieben Jahre. (Quelle: Irish Times)

Kein Geld: Regierung streicht Großbauprojekte

Der Etat für 2012 wird zwar erst Anfang Dezember vorgestellt, doch sickerte bereits durch, welche Bereiche sehr wahrscheinlich von den Budgetkürzungen über die nächsten Jahre betroffen sein werden. Das für das Transportministerium vorgesehene Budget wird in Zukunft lediglich dazu reichen, die bestehende Infrastruktur zu erhalten. Vorerst auf Eis gelegt sind einige, von der Vorgängerregierung konzipierte Großbauprojekte wie die Metro-Anbindung des Dubliner Flughafens, die Eisenbahnlinie nach Navan, das neue Gefängnis Thornton Hall, der Nationale Sport Campus in Abbotstown, die M2/A5-Autobahn von Dublin nach Derry oder die Autobahn M20 von Cork nach Limerick. Grünes Licht erhalten werden wohl das neue Kinderkrankenhaus in Dublin und der Bau von vierzig neuen Schulen. Letztere Projekte tragen der Tatsache Rechnung, dass Irland derzeit einen Babyboom erlebt, der sich in vier oder fünf Jahren an den Schulen bemerkbar machen wird. (Quelle: Irish Independent)

Nur Bestnoten – Sind Irlands Beamte Musterschüler?

Scheinbar sind Irlands Beamte wahre Musterschüler. Dies scheint der Blick in die Leistungsbeurteilungen zu belegen: Von fast 18.000 Beamten erhielten lediglich 9 (!) die schlechteste Note. Geht da alles mit rechten Dingen zu? Wie die “Sunday Times” diese Woche aufdeckte, machen es sich viele Vorgesetzte bei der Leistungsbeurteilung zu einfach und verteilen pauschal gute Noten, wohl auch um Ärger mit den Gewerkschaften zu vermeiden. Mit Folgen für den Steuerzahler: Ab Note 4 und besser haben Beamte Anspruch auf eine Gehaltserhöhung, ab Note 3 empfehlen sie sich für eine Beförderung. Nicht nur Offizielle aus dem Finanzministerium mussten einräumen, dass das Leistungsbeurteilungssystem seinen Zweck verfehlt. Sprich: Da ist reichlich Einsparungspotenzial. (Quelle: TheJournal.ie)

Platzproblem: Jeder sechste Knacki vorzeitig auf freiem Fuß

Der Großknast für Irland — nur ein Plan, für den das Geld fehlt

Justizminister Alan Shatter musste diese Woche einräumen, dass 15 Prozent der Strafvollzugsinsassen vorzeitig entlassen werden – weil die Gefängnisse überfüllt sind. Die “Irish Times” berichtete, dass von derzeit insgesamt 5.000 Verurteilten 775 auf freiem Fuß sind. Die Schuld hierfür sieht der Minister bei der Vorgängerregierung. Für den Bau eines neuen und größeren Gefängnisses fehlt derzeit das Geld. (Quelle: Irish Times)

Irlands dicke Kinder – die Patienten von morgen

Besorgniserregendes Ergebnis einer Gesundheits-Studie in Irland: Jedes vierte neunjährige Kind ist übergewichtig, sieben Prozent gelten gar als fettleibig. Die Ursachen sind schnell gefunden: Zu wenig Bewegung, zu viele Stunden vor dem Fernseher oder Computer und zu fetthaltige Ernährung. Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Jungen. Ein Drittel der Mädchen haben Probleme mit ihrem Gewicht, bei den Jungen ein Fünftel. Interessanterweise geben mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Eltern von übergewichtigen Kindern an, ihr Kind sei nicht zu dick. Fettleibigkeit im Kindesalter führt häufig zu schweren gesundheitlichen Problemen im Erwachsenenalter. In einigen Jahren werden Irlands dicke Kinder von heute das Gesundheitssystem stark belasten. (Quelle: Irish Times)

Alkohol- und Drogenexzesse: Irlands Jugend gibt Anlass zur Sorge

Immer jünger, immer doller – dies ist das Fazit einer Studie über Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauchs behandelt werden mussten, um ganze 145 Prozent. Mehr als die Hälfte der behandelten Jugendlichen ist jünger als 16 Jahre. Nun erwägt die Regierung einen Mindestpreis für alkoholische Getränke. Es könne nicht sein, sagte Juniorministerin Roisin Shortall, dass Alkohol vielerorts für ein Taschengeld erhältlich ist. Premierminister Enda Kenny hob außerdem hervor, dass die Krankenhäuser jede Nacht bis zu 2.000 Fälle von Alkoholmissbrauch behandeln – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Zudem habe ein Fünftel der behandelten Jugendlichen außerdem ein Problem mit anderen Drogen wie Kokain, Cannabis und Ecstasy. (Quelle: Irish Independent)

Spielen Sie Golf – oder treiben Sie was anderes?

Eine Werbetafel mit besonderer Botschaft sorgte diese Woche für Aufsehen und Rätselraten. Auf der Tafel am Rande der N2 kurz vor der Auffahrt zur Autobahn M50 nahe Dublin war in großer Schrift der Text zu lesen: “Golf is a passport for a dirty weekend away with the lads. Wake up girls … A naive wife.” (“Golf ist ein Pass für ein schmutziges Wochenende mit den Kumpels weg von der Familie. Mädels, wacht auf … eine naive Ehefrau”). Im golfverrückten Irland, in dem sich die Herren der Schöpfung fast jedes Wochenende für eine Partie Golf “empfehlen” und Frau und Kinder zu Hause lassen, verfehlte die Tafel ihre Wirkung nicht. Die große Frage, wer die Absenderin der sehr vagen, aber doch deutlichen Botschaft ist, und was sie zum Schreiben der Tafel veranlasste, blieb ein Rätsel. (Quelle: Irish Times)

Irland 4 – Estland 0: Trap stolz auf seine Boys in Green

Jubel in Irland: Die irische Fußballnationalmannschaft gewann am Freitag das Hinspiel im Play-Off um die Europameisterschaft 2012. In Tallinn bezwangen die “Boys in Green” die Mannschaft aus Estland mit 4:0. Im Interview nach dem Spiel zeigte sich Trainer Giovanni Trapattoni sichtlich gerührt und stolz auf seine Spieler. Das Rückspiel in Dublin am kommenden Dienstag sollte nur noch eine Formsache sein – und dürfte sich als neunzigminütiges Freudenfest gestalten.

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.