So wie der Fotograf Peter Zöller dieses irische Cottage in Glengarriff, West Cork, Irland, ablichtete, entsprach es ganz dem Traum des romantisch veranlagten Irland-Fans. Idyllisch am Wasser gelegen, typischer Farmhausstil, süße Holzfensterchen, zwei Kamine für prasselndes Kaminfeuer.
In den achtziger Jahren zierte das Häuschen eines von mehreren Tischsets (alle mit Fotos von John Hinde). Auf der Rückseite befinden sich Koch- und Backrezepte, beispielsweise für typisch irisches Soda-Bread, Irish Stew und Irish Coffee – ganz wie es sich der inselverliebte Tourist wünscht. In diesem Haus lebte die betagte Aggie (Agnes) McCarthy fast dreissig Jahre lang ganz alleine. Die Knie machten ihr immer mehr zu schaffen. Irgendwann halfen die Spritzen nicht mehr, ihre Schmerzen zu beheben. Sie konnte sich immer schlechter versorgen, sie konnte sich vor allem nicht mehr um die lindernde Wärme in der Feuerstelle kümmern.
Den letzten Winter im Häuschen verbrachte die Mittachtzigerin oft frierend in ihre Bettdecke eingemummelt. Irgendwann ging es nicht mehr – sie musste in ein Pflegeheim umsiedeln. Dort verbrachte sie fast fünf Jahre, mit 89 Jahren ist sie diesen Sommer ihrem Mann Tim gefolgt, der bereits 1980 von dieser Erde ging. Sie hatten keine Kinder. Was wohl aus der Idylle wird?
Wie der Titel so schoen sagt. Leben hinter der Postkarte. Wie oft habe ich von Touristen gehoert, wieso denn die Iren nicht mehr in den traumhaft gelegenen Postkarten-Cottages leben wuerden. Diese seien doch so romantisch.
Tja, an einem traumhaft schoenen Sommertag (siehe Photo), kann ich diese Frage sicherlich verstehen.
Jedoch aendert sich diese Situation dann sehr bald, wenn die rauhen Winterstuerme das kleine Haeuschen zum Wackeln bringen, wenn die Feuchtigkeit sich durch die Ritzen des alten Gemaeuers zwingt, das Kondenzwasser leise von der Mauer troepfelt, der alte Kamin kraeftig vor sich hin raucht und das Wasser einfach einfriert… Spaetestens dann wird diese Frage ueberfluessig.
Ich habe selber in einer 200-jaehring Kuestenstation auf einer Halbinsel in der Clewbay gewohnt. Die Lage war traumhaft, das Haeuschen einfach zum Liebhaben, jedoch nach einer Wintererfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde, fuehle ich mich in meinem etwas neueren und weniger romantischen Haeuschen um einiges wohler…..
Aber beim Traeumen fuehlt man keine Kaelte……!!!